Nun ist der Tag gekommen. Ich war weit vor 06:00 Uhr wach. Die Nacht war –wie befürchtet- sehr unruhig. Und so konnte ich den frühen Morgen in sonniger Bergluft wahrnehmen. Nach dem Aufstehen wurde noch einmal der Koffer von überflüssigem Ballast befreit und gegen 06:30 Uhr habe ich all das, was ich eingepackt habe, nun aber nicht mehr gedachte zu benötigen, wieder ins Auto gebracht, welches am Stadtrand von Grainau stand.
So ging ich in klarer Morgenluft die Waxensteinstraße entlang, über den Bahnhof der Bayerischen Zugspitzbahn und über den Friedhof von Grainau, um zum Parkplatz hinter der Grundschule zu kommen. Es war friedlich, niemand außer mir war auf den Beinen. Die Sonne, die hinter dem Wettersteingebirge hervor kam, brachte die erste Wärme auf meine Haut und so ging es mir nach der unruhigen Nacht recht gut. Das Frühstück war OK. Irgendwie empfand ich Ideal-Standar, für mich nicht so sehr ausreichend, wie sich im Nachhinein noch herausstellen sollte! Ich aß zwei Brötchen, Müsli, etwas Obst und trank recht viel Wasser und Multivitaminsaft. Viel Zeit bis zur Abfahrt blieb nicht mehr, denn Lutz hatte die Ansage gemacht, das um 08:30 in die Pedale eingeklickt wird.
Da das Hotel aber nicht sehr flexibel war, konnte ich noch nicht einmal um 07:00 Uhr frühstücken, sondern die Tür wurde erst um 07:30 Uhr aufgeschlossen. Und das obwohl man schon im Frühstücksraum die Mitarbeiter versammelt hatte. Nun gut, da kann man dran arbeiten. Aber ich will ja auch nicht essen, sondern meine Alpentour fahren. Und so ging es auch um 08:30 Uhr los.
Lutz vorweg, die anderen neben- oder auch hinterher. Und so ging es mir recht flottem Tempo aus Grainau heraus in Richtung Eibsee. Ich wusste gar nicht, wie hoch der Eibsee liegt und das Tempo wurde mir angesichts der doch starken Steigung im Wald hinter Grainau doch zu schnell. Ist das das Tempo der kommenden sechs Tage? Dann bin ich hier falsch!. Am Eibsee angekommen war ich kurz davor, zu hyperventilieren. Meine Mitstreiter Sascha, Verena, Achim, Nico, Matthias, Christiane, Lars und Dirk schienen keine Probleme zu haben. Mir liegt noch die Aussage von Matthias im Ohr „ Das wird die nächsten Tage schon langsamer“. Ja zu Teufel, warum muss es denn jetzt gleich so schnell los gehen? Ist das hier eine Gruppe von Hunden, in der jeder jetzt schon sein Revier markieren muss?
Ich war kaputt und hatte jetzt richtig Angst vor dem weiteren Tag und Tagen. Nach einem obligatorischen Foto fuhren wir weiter in Richtung Hochthörlehütte und jeder durfte sein Tempo fahren. Das war gut. Franziska und ich am Ende, die anderen vorweg. Als wir beim Eibseeblick ankamen waren schon alle Fotos gemacht und es ging nach kürzester Pause weiter. Erholung war nicht drin. Zumindest keine lange. Und so strampelten wir, was das Zeug hielt. Die Hochthörlehütte war auch bald erreicht, ich hatte zwischenzeitlich (so es denn mein Schweiß zwischen den Augenlidern zuließ) einen schönen Blick auf die Sonnige Zugspitze. Na ja, und als wir kurz vor der Hochthörlehütte noch kurz eine Riegelpause machten, war ich dann doch mächtig stolz. Auch wenn ich mit Franziska wieder als Letzter ankam.
Die Abfahrt nach Ehrwald erfolgte über einen sehr schönen Trail. Ich war noch recht unsicher. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Über die Wiesen von Ehrwald fuhren wir recht flowig der Ortsmitte entgegen. Die Ausschreibung sagte, dass hier Mittag ist. Doch weit gefehlt. Die Flaschen und Trinkblasen wurden gefüllt und weiter ging es –natürlich mit dem gleichen Tempo- in Richtung Biberwier. Wir fuhren über den Panoramaweg und in Biberwier war noch die letzte Steigung des Tages zu vollbringen. Es war mittlerweile nach 13:30 Uhr. Das Ziel der Steigung war das Marienbergjoch.
Und auf der Auffahrt wollte ich aufgeben. Beide Oberschenkel krampften. Und nur durch Riegel von Franziska und gutes Zureden (wofür ich ihr heute noch dankbar bin), habe ich dann das Gasthaus unterhalb des Marienbergjochs schiebend und fahrend erreicht. Die anderen hatten ihr Essen schon auf demTisch. Und als ich mein Essen (Spagehtti Bolognese wegen der Kohlehydrate) erhielt, wollte Lutz schon weiter. Na ja, warum war ich auch so langsam? Und ich war am Hadern, ob ich ab morgen nicht mit der Anfängergruppe fahre, weil die Mediumgruppe wohl doch zu schnell für mich war. Christiane gab mir noch etwas gegen die Krämpfe und nach dem Hereinschlingen des Mittagessens ging es schiebend weiter zum Joch.
Alle schoben und das beruhigte mich dann doch etwas. Was nach dem Joch kam war schön. Die Beine zeigten mir schon, dass sie weiterhin bereit sind, zu krampfen, aber sie haben es dann doch nicht gemacht.
Und so fuhren wir auf Forstwegen, über grüne Wiesen und schöne Trails (einer war eine Sackgasse) Nassereith auf der anderen Seite des Fernpasses entgegen. Dort wieder Wasser fassen und die letzten Meter in Richtung Karres lagen vor uns. Nun ging das Fahren einigermaßen gut. Es gab ja auch nicht mehr viel Steigungen. Nur noch ca. 100 Höhenmeter zum Gasthaus in Karres.
Als das kurz vor 17:00 Uhr erreicht war, war ich glücklich, kaputt und ratlos, wie es weiter gehen sollte. Das Abendessen mit super Schnitzel und ein netter Abend mit den Teilnehmern der Gruppe versöhnte mich mit dem Tag. Genauso die erbrachte Leistung. Es waren knapp 2000 Höhenmeter. Und die waren kein Zuckerschlecken….