Der Almöhi, es gibt ihn doch

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Der Tag beginnt wunderbar. Wir fahren Seilbahn. Bis zur Idalpe. Von hier geht es den ersten Singletrail über Wiesen, Holzbohlen und matschige Schlammlöcher vorbei an der Vider Alp ins Tal. Um nachfolgend ca 100 Meter bergauf das Fahrrad zu schieben. Aber es belohnte uns ein weiterer flowiger Singletrail, auf dem die Bremse von Achims Tochter den Geist aufgab. Reparieren war mit Bordnmitteln nicht möglich. Somit fuhren wir vorsichtig im Fimbertal in Richtung Heidelberger Hütte. Die Bauern auf dem Weg hatten auch nicht das richtige Werkzeug, um einen Sprengring wieder in Position zu bringen. Das Tempo war moderat, ich hatte Spaß in der Sonne und freute mich erst einmal auf die Heidelberger Hütte.

Eine Berghütte, die zum kulinarischen Jacobsweg gehörte. Ein Kaiserschmarrn –mmh lecker- sollte es sein, damit etwas Energie im Körper war. Denn nach der Heidelberger Hütte mussten ca. 500 Höhenmeter überwunden werden. Teils schiebend, weil ein Fahren nicht möglich war. Ich versuchte es ab und zu und kam recht gut voran. Andere waren schneller, aber heute am dritten Tag, wo sich das Tempo und das „Posen“ der Mitstreiter nivelliert hatte, macht mir das gar nichts aus. Ich schob und fuhr, fuhr und schob das Rad. Und schneller als erwartet hatte ich den Fimberpass um ca. 13.00 Uhr erreicht.

Das was ich dort sah, war grandios. Das Tal vor mir zeigte einfach, wie klein wir Menschen doch sind. Fast unsichtbar war jeder Mountainbiker, den auf dem Weg unten fahren würde, in dieser grandiosen Landschaft. Doch – da war gar kein Mountainbiker auf dem Weg. Wir waren die Ersten und wahrscheinlich Einzigen, die an diesem Tag eine Schlüsselstelle dieser Transalp überfuhren. Und das war sehr gut. Denn bergab nahmen wir uns etwas Zeit. Der Trail ließ sich gut fahren. Ich stürzte einmal. Doch das war nicht der Rede wert. Es war eine tolle Landschaft, ich nahm einige Bilder mit der Videokamera auf und fuhr weiter unten recht dicht an einem –für mich sehr- steilen Abhang entlang. Das ging.Ich kam immer besser in die Tour hinein. Und so machte der letzte Flowtrail in Richtung Griosch auch keine Probleme mehr.

Griosch, das war die Ausflugsgaststätte oder in Mundart „Gartenbergbeizli“ Tanna da Muntanella. Hier sollte es guten Rüblikuchen geben, den ich auch gleich versuchte. Doris, die diesen Kuchen gebacken hat, ist laut Lutz eine Legende. Und der Kuchen schmeckte auch super gut. Es gab ihn mit Schlagsahne. Und es gab noch etwas Besonderes: Der nette Begleiter von Doris – er sah aus wie der leibhaftige Alm Öhi aus Jutta Spiris „Heidi“.

Nur eben ein wenig cooler. Fast wie der bekannte Herr aus der Mila Werbung. Vorsicht, it’s cool man. Mit Spiegelsonnenbrille. Einfach ein Original. Dieser schöne Ort wurde von uns viel zu schnell verlassen. Doch da es mittlerweile 15:00 Uhr war, blieb uns keine andere Wahl. Scuol im Unterengadin musste noch erreicht werden. Und wir hatten noch die Hängebrücken im Val Sinestra zu überqueren.

Und auf dem Weg hierher passierte es. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte einige Meter einen Hang hinunter. Eine Wunde von ca. 20 cm am hinteren Oberschenkel war das Ergebnis dieser Unachtsamkeit. Doch das war zu verschmerzen und der Rerst des Weges nach Scuol verging wie im Flug. Wir aßen im Hotel Traube, wo die “Light” Gruppe nächtigte, zu Abend. Geschlafen haben wir in einem tollen frisch renovierten Engadiner Bauernhaus in der Straße Bagnera.

Das Haus war so typisch, dass es eine Freude machte, in der spartanischen Umgebung den Tag ausklingen zu lassen. Vor der Tür noch ein Brunnen mit Quellwasser. Heilwasser aus Scuol – mit und ohne Kohlensäure. Wer es nicht glaubt, kann dort selber hinfahren und kosten. Einfach köstlich. Beim Abendessen bekam ich noch Magenprobleme. Ob es ggf. an der Schlagsahne des Rüblikuchens lag oder ar an dem Magnesium, welches ich zur Vermeidung von Krämpfen aß – ich weiss es nicht. Ist auch egal, denn es ging vorbei. Und dem Essen im Hotel Traube in Scuol tat das keinen Abbruch. Denn – und das sei erwähnt- das Essen in der Traube sollte man sich nicht entgehenlassen, wenn man einmal um Unterengadin weilt.

Nun heisst es aber auf neue Eindrücke morgen freuen. Denn dann steht die „Königsetappe“ auf dem Plan. Weit über 70 Kilometer, über 2000 Höhenmeter soll es nach Livigno in Italien gehen. Mal sehen, wie es wird.

Auffahrt zur Heidelberger Hütte
Hier hiess es für alle schieben: Die letzte Steigung vor dem Fimberpass
Abfahrt vom Fimberpass. Wunderschöne Einsamkeit
Hier konnten wir es uns gut gehen lassen..
.. auch beim Rüblikuchen in der Tana Di Muntanelle
Der Alm-Öhi lebt
Letzte Abfahrt nach Scuol. Liksseitig das Tal, in welchem wir am nächsten Tag Richtung S’Charl fahren werden