Sonnenschein, tolles Alpenpanorama und die Freude, wieder in den Alpen Mountainbike zu fahren. Das beschreibt den heutigen Tag fast perfekt. Wer dabei gewesen ist, so wie meine liebe Claudia, der weiss, wovon ich spreche. Für alle anderen gilt: Ich versuche das mal hier in meinen Worten auszudrücken, packe noch einzelne Fotos hinein und hoffe, so für die wenigen Besucher meiner Webseite, einen kleinen Eindruck vom heutigen Tag geben zu können.
Grainau, hier ging es heute früh um 07:00 Uhr los. Der Ort, von dem ich mittlerweile 4 Mal zu einem Alpencross mit dem Mountainbike gestartet bin. Auch heute hatte meine Fahrt -bzw. besser die Fahrt von Claudia und mir- auch mit einem Alpencross zu tun. Ich wollte die erste Etappe der Tour Garmisch-Comer See in der light Variante abfahren, damit ich sie kenne, wenn ich im nächsten Jahr als Guide von ulp diese Etappe einmal führen kann. Heute ist der 16.08.2020 und wer sich mit dem Kirchenkalender auskennt, weiss, das dieses ein Tag nach Mariä Himmelfahrt ist. Was zum Gott ist denn das, mag sich der ein oder andere fragen. Nun, es ist ein kirchliches Fest und auf der Webseite des Domradios wird es wie folgt beschrieben:
“Das Fest hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. Im 6. Jahrhundert folgen erste legendarische Darstellungen. In der römischen Kirche wird die Aufnahme Mariens in den Himmel seit dem 7. Jahrhundert gefeiert, in Deutschland seit dem 9. Jahrhundert. Im Konzil von Trient (1545-1563) wurde die Lehre von der Aufnahme Mariens zum festen Bestandteil der kirchlichen Lehre, ehe sie dann 1950 sogar zum Dogma erhoben wurde.” Nun gut, wieder was gelernt. Es wäre besser gewesen, das vor dem Urlaub zu wissen.
Denn in Deutschland ist an diesem Tag lediglich im Saarland arbeitsfrei. Aber -Obacht- auch in weiten Teilen Bayerns. Genau genommen in 1.704 von 2.056 Kommunen mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung. Doch warum schreibe ich das? Ganz einfach, wir als Norddeutsche haben natürlich nicht daran gedacht,dass unser Urlaubsort und seine gesamte Umgebung zu den 1704 Gemeinden in Bayern gehört, in denen gestern der Feiertag gefeiert wurde. So konnten wir gestern nicht einkaufen und mussten überlegen, wie wir heute früh mit einem Frühstück die benötigten Energiereserven aufbauen konnten. Denn wir hatten in unserer Ferienwohnung eben nichts zu essen.
So ging es heute früh um Punkt 07:00 Uhr zum örtlichen Bäcker, der Frühstück anbietet. In den U.S.A. würde man eher von kontinentalem Frühstück sprechen. Ein Brötchen, Kaffee und etwas Marmelade. Nun gut, zwei Scheiben Käse waren auch dabei. So saßen Claudia und ich vor der Bäckerei und sahen wie sich zig Touristen -so wie wir wahrscheinlich- mit Brot bzw. Brötchen einzudecken gedachten und in einer langen Schlange vor dem Laden standen. Wir aßen schön unser Frühstück -wie gesagt, nicht üppig, aber hoffentlich ausreichend- bevor wir um Punkt 08:00 Uhr auf unsere Drahtesel stiegen, um kurz darauf 50 Höhenmeter zu erklimmen. Und alleine der Ausblick auf Alpspitze, Waxenstein und die kleine Zugspitze in der Morgensonne hätten das frühe Aufstehen um 06:00 Uhr im Urlaub gelohnt. So machten wir unser Startfoto der Tour hier (danke Holger Schaarschmidt für den Tipp) und weiter ging es nach dem obligatorischen Fotostopp in Richtung Loisachtal. Zwei / Drei Kehren, ein kurzer Flowtrail- noch zwei Kehren und schon waren wir unten, um nun die nächsten Kilometer auf dem Radweg zu fahren.
Es waren schon viele Pkw unterwegs und der Fahrzeuglärm war nicht das, was wir heute haben wollten. Im Übrigen war kein Unterschied zu hören, ob es ein Verbrennungsmotor war, oder ein Elektromotor, welches die Autos angetrieben hat, die neben unserem Radweg fuhren. Es sind die Abrollgeräusche der Fahrzeuge, die so unangenehm in den Ohren waren. Nun gut, es dauerte nicht allzu lange, da wir ein recht hohes Tempo fuhren, bis wir diese Straße wieder verlassen konnten. Nun ging es wieder in den Wald.
Ein steiler Schnapper, eine Rampe, die schon die ersten Körner meines Brötchen des Bäckers verbrauchte, lag vor uns. Ich kenne diese Steigung, da ich von hier schon einmal nach Oberammergau gefahren bin. Und so fuhr ich frohen Mutes wiederum mit -so zumindest Claudia- Wettkamptempo, da ich wusste, dass diese Steigung nach knapp 100 Höhenmetern vorbei war. Es wurde moderater mit der Steigung, wir bogen vom Weg ab und fuhren durch einen ruhigen, romantischen Wald in frischer Luft. Nicht so frisch, als dass wir froren. Die Luft war angenehm in unseren kurzen Hosen und kurzen Trikots. Der Schweiss lief noch nicht in Strömen. Also alles Bestens. Und so kamen wir nach kurzer Zeit auf eine Hochebene, die so wunderbar ruhig und “unschuldig” war. Kein Vergleich mit der stark befahrenen Straße im Loisachtall von Garmisch nach Ehrwald. Und so fuhren wir bald wieder bergab, um nach 5 Minuten rechts (Nordost) in den Weg Plansee-Naidermach abzubiegen, der von Griesen (dem ehemligen Grenzübergang Deutschland/Österrich) zum Plansee führte. Hier ging es mal hoch, mal gerade aus, mal wieder runter, bevor uns die nächste größere Steigung dem Plansee näher brachte. Wir fuhren durch eine Kuhherde, die wir schon von weitem durch das Leuten der Kuhglocken hören konnten. Parallel floss etwas Wasser den Loisachzufluss neben uns herunter, so dass die Geräuschekulisse eher beruhigend war. NIcht so störend, wie 30 Minuten vorher die Autos.
Nach knapp 2 Stunden erreichten wir den Plansee. Ein sehr schöner See, der zu unserer Ankunftzeit 10:00 Uhr schon mit vielen Wassersportlern bevölkert war. Stand-Up Pladdler, Taucher, Ruderer – alle waren dort. Auch Schwimmer. Wie kalt das Wasser war ist uns nicht bekannt. Denn wir genossen das Panorama und die wunderbare Farbe des Sees, während wir Fotos machten und zügig weiter fuhren. Nun kam wieder eine Straße, die wir um den Plansee herum fahren mussten. Erst heute Abend erfuhren wir, dass es seit letztem Jahr einen parallelen Waldweg gibt. Nun gut, nächstes Mal. Denn angenehm war die Straße nicht. Extrem viele Fahrzeuge kamen uns entgegen. Pkw und Motorräder sowie VANs. So kann ich mir vorstellen, dass der Plansee kurze Zeit später überlaufen war.
Das bekamen wir gar nicht mehr mit, da wir mit ca 25 km/h die wenigen Kilometer hinter uns gelassen haben, um am Ende des Sees auf einen schönen Flowtrail zu fahren, der uns zum Heiterwanter See brachte. Auch hier ein wunderbares Alpenpanorama, welches sich im blau-grünen Wasser spiegelte. Es waren weniger Menschen als am Plansee. Und so war es eigentlich noch schöner. Wir ließen den See rechtsseitig von uns liegen, um nun das nächste Teilstück in Angriff zu nehmen: Auf nach Lermoos.
So ging es über Wiesentrails vorbei an einem “Meilenstein” parallel zur Fernpass-Bundesstraße in Richtung Lermoos. Auf der Fernpass-Bundesstraße war der Verkehr sehr stark. Er staute sich. Ah- der Rettungshubschrauber aus Reute flog im Tiefflug über uns. Nun kennen wir den Grund der Verkehrsstörung. Ein Verkehrsunfall. So dachten wir zumindest, dass das die Ursache für den Stau war. Dass der Verkehr jedoch so stark war, dass er sich staute, sahen wir erst viel später über dem Fernpass. Doch dazu später mehr.
Wir fuhren also die nächsten 30 Minuten weiter, um dann nach 3 Stunden in Leermos anzukommen. Das Wetter schien sich zu verschlechtern, und so entschieden wir uns, weiter in Richtung Biberwier zu fahren. Keine Pause! Wir wollen unserem Ziel “Fernpass” näher kommen, ohne nass zu werden. Ein schöner Waldtrail, der hoch und runter führte, brachte uns schnell nach Biberwier. Das Navi funktioniert nicht richtig, aber wir fanden den Weg trotzdem. Claudia war hier schon einmal gefahren. Wo genau? Na, wie der Name schon sagt, auf der Via Claudia Augusta.
Die Steigung zum Fernpass war nicht ohne. Die Strecke war sehr schottrig, was bergauf nie toll zu fahren ist und so kamen wir durchaus etwas schlapper an der “schönen Aussicht” über dem Fernpass an. Hier konnten wir auf die westliche Seite des Fernpass schauen. Auch hier eine Autoschlange. Das was wir schon auf dem Weg nach Leermos gesehen hatten, bestätigte sich hier wieder. Die Straße ist überfüllt. Viele Urlauber, Wochenendtouristen oder einfach Motorradfahrer. Denn die hörte man hier oben über dem Fernpass wieder. Keine Fahrgeräusche der Autos (also keine Reifengeräusche), aber die lauten Verbrennungsmotoren der hochgezüchteten Zweiräder störten irgendwie die Stimmung.
Wir aßen noch eine Laugenstange bzw. ein Vinschgerl, denn wir benötigen ja noch Energie für den Rückweg. Aber letztlich war das nicht ausreichend. Das Frühstück war eben nicht üppig und die Energie ist schon verbrannt. Aber besser als nichts und so gab es etwas Kohlehydrate für unsere entleerten Reserven. Die letzten Meter runter zum Fernpass fuhren wir nicht und drehten um. Denn die Abfahrt vom Fernpass nach Nassereith kenne ich und wir müssen ja zurück nach Grainau. So fuhren wir die Schotterstraße wieder herunter. Und wunderten uns durchaus, wie schnell einige E-Mountainbiker den Berg hoch fuhren. Wahrscheinlich mit maximaler Stromunterstützung. Das ist für Claudia keine Alternative, weil wir heute cirka 75 Kilometer mit 1600 Höhenmetern fahren wollten. Frustrierend ist es aber schon, wie einfach es sich Zeitgenossen machen und wie Claudia sich mit wenig Batterieunterstützung und ich mich “mit ohne” Batterieunterstützung vorher hier hochkämpften. Aber so macht jeder seins….
Wie dem auch sei, zurück in Biberwier entschieden wir gemeinsam, durch den Panoramaweg nach Ehrwald zu fahren. Nach meiner Erinnerung war das ja nur eine kurze und moderate Steigung, bis es in einen märchenhaften Lerchenwald ging. Nun gut, war es nicht. Nach Anziehen der Regenkleidung – es hatte mittlerweile zu regnen begonnen- fuhren wir die kurze Steigung. Claudia meinte, ich solle mal an meinen Adjektiven arbeiten. Von kurz und moderat kann ihrer Meinung nach nicht die Rede sein. Aber wir erreichten Ehrwald kurze Zeit später und nun hieß es, im Loisachtal zurück nach Grainau oder über die Hochthörlehütte nochmal knapp 500 Höhenmeter auf uns nehmen. Letzteres würde uns dann über den Eibsee zurück in unsere Ferienwohnung fahren konnten. Claudia hatte noch 40 km Energiereserven in ihrem Akku. Ich in meinen Beinen auch noch. Das dachte ich zumindest. Und so ging es hoch.
Die Steigung von Ehrwald nach Obermoos, dort wo die Tiroler Zugspitzbahn ihren Weg zur Zugspitze startet, ist schon eine lange und blöde Steigung. Diese wird von einer steilen Rampe abgelöst, die an der Talstation beginnt. Wir fuhren und schoben dann doch einige Meter. Claudias Strom ging zur Neige. Ich hatte wenig Kraft. Es fehlte dann doch an guter Auffüllung der Energiereserven. Aber mit Muskelkraft brachten wir es noch zur Hochthörlehütte, wo uns ein Apfelstrudel, ein Kaltgetränk und etwas Ruhe und Entspannung den Nachmittag versüßte.
Bergab ging es die Strecke, die ich mittlerweile sechsmal und Claudia einmal hochgefahren ist, in Richtung Eibsee. Da bekommt man doch einen ganz anderen Eindruck der Steigung und Länge des Weges von Grainau zur Hochthörelehütte. Es waren knapp 700 Höhenmeter bergab über den Eibsee zurück nach Grainau. Nach ca. 8 Stunden und 85 Kilometern bei ca 1600 Höhenmetern (Wenn man meiner Garmin Aufzeichnung glauben mag – Claudias Aufzeichnung lag bei knapp 2000 Höhenmetern) haben wir einen wunderbaren Tag auf dem Mountainbike beenden können.
Beim nächsten Mal allerdings sollten wir uns besser ernähren. Denn zum Schluss war es schon grenzwertig mit so wenig Ernährung, den heutigen Tag zu verbringen. Nur ein Regenschauer hat uns erwischt, wenngleich die Zugspitze Nachmittags schon im Nebel lag. Ein äußerst gelungener Tag liegt hinter uns. Die Beine sind müde, aber das Gefühl, eine tolle Leistung vollbracht zu haben und dabei wunderschöne Natureindrücke erlebt zu haben, gleichen die Müdigkeit wieder aus.
Nun noch einige Fotos vom heutigen Tag