Da ist ein Licht am Ende des Tunnels…

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…das wollten wir auf jeden Fall hoffen. Denn die Wetterprognosen für heute waren wieder einmal nicht das gelbe vom Ei. Egal wo wir schauten: Pflotsch, MEteoBlue, Bergfex oder einfach Wetter.de – Alle hatten unterschiedliche Zeiten, zu denen es regnen sollte oder ggf. sogar stark gewittern sollte. Nur eines hatten sie gemeinsam: Die Sonne wird sich nicht so sehr zeigen und wir werden wieder nass werden.

Also sind wir nicht ganz so gut gelaunt aufgestanden. Es wäre ja schön gewesen, wenn wir mal wieder schönes Wetter gehabt hätten. Aber so ist das. Wir sind früh um 06:00 Uhr aufgestanden, weil wir um 07:00 Uhr frühstücken wollten. Denn bis S-Charl, das sind 12km und ca 700 Höhenmeter, wollten wir mit Rücksichtnahme auf Claudias Akku mit dem Bus fahren. Denn wir wollten später noch über die Jufplaun Hochebene, den Passo Gallo und den Passo Trela fahren. Da werden sicher einige Elektronen im Akku Tango tanzen. Somit wollten wir eben nicht die Straße fahren. Auch wenn die Aussicht grandios ist, so wissen wir, dass wir Strasse fahren können.

Tja, und der liebe Gott hat es gut mit uns gemeint. Wir hörten, dass 4 Biker aus dem gleichen Hotel die gleiche Idee hatten. Was nun? Der Bus hat nur einen Anhänger für 5 Räder. Reservieren geht nicht, sagt die Webseite der Schweizer Postbusse. Also sind wir nach einem Katzenfrühstück von 15 Minuten schnell zum Bahnhof geradelt. Denn dort wurde der Bus um 07:35 Uhr eingesetzt. Wir haben uns hin-eingesetzt, nachdem wir die Bikes verladen hatten und freuten uns ob des Sitzplatzes (und des Hängeplatzes für die Räder). An unserem Hotel, besser an der dortigen Bushaltestelle angekommen, mussten die 4 Biker aus dem Hotel erfahren, dass sie kein Bike mit in den Bus nehmen durften. Somit sind 2 Radler mit dem Bus gefahren, die anderen beiden warteten auf den nächsten Bus. Da war unsere Entscheidung ja gar nicht so schlecht. Für die Biker ist es schade, da sie da Hotel Crush Alba (weisses Kreuz) in Scuol gebucht hatten, aber das Hotel in S-Charl meinten. So waren sie gestern schon die 12 km hoch geradelt, um zu erfahren, dass sie wieder nach Scuol müssen, da sie das falsche Hotel reserviert hatten. Ein wenig Mittleid hatte ich schon.

Doch viel war es nicht, dazu war nämlich gar keine Zeit. Wir machten uns fertig. Gamaschen an und los ging es. Wir wollten den Regen ja möglichst spät erleben. Trotzdem wirken Gamaschen wunder, wenn man sie vor dem Regen anzieht und nicht danach. Und so fuhren wir die nächsten Kilometer mal gerade, mal bergaub, mal einen richtigen Schnapper in – ja in Richtung Alp Astras und vor allen Dingen in Richtung Sonne. Da hatten die Wetterkarten ja wohl gelogen. Denn bis zur Alp Astras war es zwar kühl und feucht. Aber es war teils wohlig sonnig. Wunderbar!

An der Alp haben wir nicht angehalten. Vor 2 Jahren unfreundlich, überteuerte Preise und vor zwei Wochen keine Infos zum aufziehenden Gewitter. Sollen die E-Biker, die uns wie die Irren überholten dort ihr Geld lassen. Wir gingen auf matschigem Boden um die Alp herum, der mit Kuhmist durchsetzt war. Dieser hint sodann auch gleich unter den Gamaschen, an den Schuhen, am Bike und an der Kleidung Aber das störte mich nicht. Denn ich dachte an die Tour vor zwei Wochen.

Dieses Mal hatte ich kein Gewitter, Juhu. Es gab auch keinen Hagel. Genauso gut. Und wir kamen gut voran. Noch besser. Der Costainas-Pass lag im Nebel und so wurde es auf der Abfahrt auch etwas kühl. Denn der Nebel wurde so dicht, dass wir keine 100 Meter mehr schauen konnten. Aber das störte uns nicht. Denn, es regnete nicht!!

Weiter ging es über eine kleine Schiebepassage auf den Singletrail, der uns in Richtung Ofenpass bringen sollte. Und er sollte uns auch einen Blick auf den Ortler freigeben. Pustekuchen. Keine Chance bei dem Nebel und den Wolken, die über dem Münstertail (Val Müstair) lagen. Also fuhren wir bei kühlem Wetter weiter bis zum Ofenpass. Claudia fuhr recht schnell und sicher auch auf rutschigem und schottrigen Abfahrten. Respekt (und das nicht nur einmal heute – komme ich später noch dazu). Und wir fuhren mal wieder an unzähligen Kühen vorbei. Die dann auch gleich ihren Nachwuchs, die zukünftigen Wiener Schnitzel beschützten. Die waren so süß, so dass ich die Kälber lieber am Leben lassen möchte und nun ungern Wiender Schnitzel esse.

Am Obenpass war Entscheidungsstärke angesagt. Fahren wir die langweilige Straße in Richtung Zernez, um nachfolgend durch den Tunnel nach Livigno zu shuttlen und 10km durch Galerien zu fahren? Oder fahren wir von der Alp Buffalora über die Hochebene Jufplaun und über den Passo Gallo in Richtung Cancano-See um nachfolgend noch über den Trela Pass zu fahren? Das war eigentlich unser Wunsch. Aber was war mit dem Wetter? Mit Regen und Gewitter? Nun, fragen wir den Wirt dort oben. Der sollte es in der Region erfahren, gut einschätzen können. Wir wollten eh wissen, ob der Weg befahrbar war, oder wieder durch eine Mure verschüttet war, wie ein Alternativweg über das Val Mora vor zwei Wochen.

Der Wirt nahm sich eine Wetterapp und sagte uns, dass es erst gegen 15:00 Uhr regnet. 2 Liter. Nun, das hätten wir auch tun können, eine Wetter-App. Wer wäre darauf gekommen?. Wichtiger aber war die Info, dass der Höhenweg über dem Lago di Livigno frei war. Und so war die Entscheidung gefallen. Wir tranken unsere preisgünstige Johannisbeerschorle für ganze 6 Euro das Glas aus (Wer hat diesen Preis erfunden?Die Schweizer haben die hohen Preise erfunden) und gingen vor die Tür. Es war keine Zeit bis 15 Uhr zu verlieren. Und was begann? Regen! Also nochmal Regenhose und -jacke an und runter ging es einen schönen Flowtrail in Richtung Alp Buffalora.

Links ab, eine kleine Steigung und dann einen Hammer-Schnapper. Wir schoben. Was anderes macht ggf. mit einem E-Bike Sinn. Und so überholten uns auch zwei E-Biker in eine Affentempo, so dass man den Eindruck hatte, sie fuhren Mofa. Kein Gruß, dicht an uns und an Wanderern vorbei fuhren die rücksichtslosen Biker. Mir fehlen da die Worte. Wir schoben weiter. Claudia lies sich nicht helfen.

Und wenn wir auf dem Weg zur Alp Astras heute mindestens 12 Murmeltiere sahen, so sahen wir dort nicht eine Gemse oder einen Steinbock. Den Bock habe ich hier gesehen, weil Claudia sämtliche Schiebehilfe durch mich ablehnte. Man sagt doch dem Bock eine gewisse Sturheit nach, oder? Nun, Stolz oder Sturheit muss man haben, sich nicht helfen zu lassen. Aber ich machte mir schon Sorgen, da das doch sehr anstrengend war.

Wie dem auch sei. Auch sie hat es geschafft, die x Höhenmeter hoch zu schieben. Die letzten Meter durfte ich helfen. Aber nur, weil ich einen Ehestreit androhte, wenn ich nicht schieben darf. Hat funktioniert…

Nun waren wir auf der Jufplaun Hochebene. Der Regen hatte aufgehört. Regenjacken aus und wir radelten gemütlich des Weges bis zu einem Schweizer Ehepaar. “Servus – Grüezi. Ah, Applaus, Bio Biker und kein Strom-Velo”. Nun, ich konnte das aufklären, dass wir hybrid fuhren. und sie verstanden das auch. Sie hatten jedoch kein Verständnis für rasende E-Biker, die ohne Rücksicht eng an ihnen vorbei fuhren und noch nicht mal grüßten. Sollten das die beiden rücksichtslosen Zeitgenossen von unserer Steigung gewesen sein, die sie meinten? Es ist zu vermuten.

Wir fuhren weiter über Jufplaun dem Passo Gallo entgegen. Nachfolgend ging ein schöner Singletrail über Wiesen, Steine, Schotter, Wurzeln auch durch einen Nadelwald in Richtung See. Uns verfolgte ein weiterer E-Biker. Genauso rücksichtslos in einem unangepassten Tempo. Er stürzte neben Claudia. Wollte keine Hilfe. Nun, er holte uns genauso unangemessen nach einigen Kehren wieder ein. Nicht ohne wieder in nicht angepasstem Abstand an uns vorbei zu fahren und mit blockierenden Bremsen vor Kurven die Geschwindigkeit zu reduzieren. Nebenbei sorgte er noch für Bremsspuren und den Begin von weiteren Erosionen. Einfach unpassend. Kein Wunder, dass dadurch auch das Image von Radlern in den Bergen leidet.

Doch weiter zu unserer Tour. Wir fuhren gut weiter. Claudia machte ihre Sache super. Auch dort, wo es etws kniffliger für sie war, fuhr sie toll. Wir kamen an die Stelle, die noch vor 3 Jahren durch eine Mure blockiert war und meinem Spezi Frank und mir das Leben schwer machte. Aber es war alles freigeräumt. Und so radelten wir bei trockenem Wetter in Richtung Lago di Cancano bzw. Lago di San Giacomo. Wir hatten Hunger. Doch ich wollte noch nicht so richtig essen, da immer noch der Regen um 15 Uhr im Raum, bzw. in der Luft stand. Also nach einer kurzen Beratschlagung entschieden wir, bis zum Lago durchzufahren. Und das war die richtige Entscheidung. Dort angekommen fing es an zu schütten. Es gab zwei Unterstände, die ich kannte, wo wir dann trocken unsere Brotzeit, bestehend aus Vinschgerl, Bergkäse und Gemsensalsiz genüsslich gegessen hatten. Es war auch Zeit!. Ein Energieriegel hatte auch noch im Magen Platz.

Nun, was machen wir jetzt? Wir wollten eigentlich über die Alp Trela und den Trela Pass mit seinem flowigen Trail in Richtung Livigno fahren. Doch es schüttete so, dass das sicher keinen Spaß machte. Die kurze Schiebepassage hinter der Alp schon gar nicht. Claudia hatte auch keine Lust mehr auf schieben. Also Entscheidung: Wir fahren über den Alpisella Pass. Es regnete immer stärker. Ich fuhr mein Tempo, Claudia ihres. Und so kam ich mit einem Schweizer ins Gespräch, der neben mir radelte. Aha, er trainiert für das Swiss Epic Mountainbike-Rennen. Wow, und da kann ich mithalten? Nun, das wäre übertrieben, zu meinen. Aber ich fuhr die ganze Zeit neben ihm, bis ich ihm sagte, dass ich jetzt auf meine Frau warten wolle. Aha, auch er wollte anhalten. Auf seine beiden Jungs, die mit ihm fuhren, warten. Beide waren “not amused” und hatten offensichtlich nicht den Spaß.

Und so kamen Claudia und ich vor den Schweizer Bikern am Alpisella Pass an. Noch ein Foto und es ging bergab. Finale! Uns war etwas kühl. Ich schwitzte zwar bergauf zum Alpisella aber nun wurde mir kalt. Die Fahrt hinunter brachten wir schnell hinter uns, fuhren entlang des Stausees nach Livigno. Und hier hielt ich -wie so üblich- leider nicht wetterangepasst an der Latteria Livigno um ein hervorragendes Eis zu kaufen. Pana Cotta, Pistazie und Erdbeere. 1 A Sahne (wenngleich ich das Eis ohne Sahne gegessen hatte). Claudia hatte 2 Kugeln Joghurt und war nicht minder begeistert.

Nun noch mehr ausgekühlt mussten wir im strömenden Regen noch unser Hotel finden. Also noch knapp 4 km durch Livigno und schon waren wir da. Wir sahen aus wie die Schweine. Auch unsere Bikes. Die wuschen wir kurz, dann uns und nun unsere Wäsche.

Mittlerweile, 3 Stunden nach unserer Ankunft und ebensolangem Dauerrgen scheint die Sonne. Na das ist ein Timing. Hoffen wir morgen auf weniger Regen uns mehr Sonne auf dem Weg nach Pontresina.

Und nun wie immer noch einige Fotos des Tages