Like Ice in the sunshine

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Wie in jedem Jahr, wollte ich auch in 2022 einmal im Winter mit dem Mountainbike auf den Brocken fahren. Also hieß es für mich heute, am 4. Advent 2022 um 05:00 Uhr aufstehen, um nach kurzem Frühstück schnell zum Torfhaus hoch zu düsen und nachfolgend mit dem Bike am Abbegraben über den Goetheweg zum Brocken zu fahren.

Wir fuhren nur im schwachen Licht unserer kleinen Radlampen. Der Mond spendete nicht so viel Licht. Aber selbst unsere Radlampen brachten die Schnee- und Eiskristalle, die linksseitig und rechtsseitig unserer Räder an uns vorbeiflitzten zum Funkeln wie Tausend – ach was schreibe ich?- Millionen kleiner Diamanten. Schade, dass diese Eindrücke von mir nicht fotografisch festgehalten werden konnten. Aber ggf. ist es auch das Einmalige, was diese Eindrücke so unbeschreiblich schön machte. Die kalte Luft durchflutete meine Lungen, die Finger waren Anfangs noch recht kühl (um nicht zu sagen eisig), was sich mit zunehmender Fahrzeit aber glücklicherweise änderte. Die Luft war doch etwas feuchter. So reflektierten nicht nur die Schneekristalle auf dem Boden unser Radlicht, sondern auch die Eiskristalle in der Luft, die unsere Fahrräder umströmten.

Um 07:00 Uhr war ich wie geplant pünktlich auf dem Brocken. Östlich sah man schon die ersten zarten roten Streifen am Horizont, die die Vorboten des Sonnenaufgangs zeigten.

Die Wetterdaten lt. Internetrecherche: – 7 Grad Celsius (Kachelmann berichtet von -5,5°C) und der Wind kam mit 24km/h aus südwestlicher Richtung (200°) . Wenn ich dem Rechner für gefühlte Temperatur glauben schenken mag, lag diese dann bei -15° C (bzw. -12,8° C). Nutze ich jedoch den Rechner bei planetcalc.com unter Berücksichtigung der relativen Luftfeuchtigkeit von 43% heute früh um 07:00 Uhr am Brocken, so komme ich auf sagenhafte -27°C. Das erscheint mir dann doch ein wenig zu viel des Guten. Aber ich habe nach und nach gefroren wie der sprichwörtliche Schneider. Meine Finger waren schwer beweglich, nachdem ich kurzfristiig zum Fotografieren mit dem Mobiltelefon meine Handschuhe ausgezogen hatte. Sei es drum, die Fotos waren es wert ;-). Und es ist ja egal, ob -5,5°C, -12,8°C oder -27°C. )Ich fror einfach.

Die Sonne sollte heute gegen 08:20 Uhr aufgehen. Damit ich nicht ganz so fror, nutzte ich kurz nach der Brockenankunft noch die Zeit, um noch schnell das durchgeschwitzte Trikot und Unterhemd zu wechseln. Denn etwas mehr als eine Stunde wollte ich dann doch nicht mit nasser Wäsche in der Kälte stehen und die unterschiedlichen Eindrücke in mich aufsaugen. Trotzdem wurde es -wie oben schon erwähnt- mit zunehmender Wartedauer zunehmend kälter. Gerade meine Mountainbikeschuhe spendeten doch nicht so viel Wärme. Sie kühlten dank der Kältebrücke, die man Cleats nennt (und die eigentlich dazu gedacht sind, meine Schuhe in den Pedalen zu halten, und nicht um Kälte vom Boden zu meinen Füßen zu transportieren), meine Füße recht gut durch. Ich hatte so bald das Gefühl, dass meine Füße den Schweinepfoten im Kühlhaus des geschätzten Metzgers entsprachen. Aber ich wurde gut abgelenkt durch die sich ändernden Stimmungen am östlichen und westlichen Firmament.

Der Himmel war sternenklar. und keine Wolke war von uns über uns zu sehen.

Wir alle sahen in der Ferne sowohl in Blickrichtung Braunlage, als auch hinter Wernigerode im Harzvorland tiefe Wolken, die die Ausblicke noch interessanter erschienen ließen.

Im Gegensatz zu vergangenen Jahren waren jedoch nicht annähernd so viele Wanderer und Biker unterwegs. Einige machten Fotos, während andere in Decken eingehüllt und auf Isomatten sitzend, nur die Schönheit des Sonnenaufgangs betrachteten. Und auch ein kleiner Weihnachtsmann war -irgendwie passend zum 4. Advent- dabei.

Ach ja, zu erwähnen ist noch der Inuit im falschen Körper, der menschliche Heizpilz oder auch Kernreaktor. Denn -glaube es, wer es will- gegen 08 Uhr ging jemand an mir vorbei, der nur mit einer kurzen dünnen Sporthose bekleidet war. Entweder wollte er sein Fieber abkühlen oder der nette Wandergesell spürt keine Temperaturen. Anders kann ich mir nicht vorstellen, sich so bei den o.g. Temperaturen in der Kälte zu bewegen.

Ich hingegen benötigte etwas Tee um meinen Körper aufzuwärmen. Irgendwoher muss ja der Titel dieses Artikels kommen. Ich fühlte mich wie ein Eis(block) im aufgehenden Sunshine. Aber auch nach der Abfahrt in Richtung Torfhaus sind meine Füße lange nicht warm geworden. Hier musste das warme Bad zu Hause, welches ich dann gegen 10 Uhr genommen habe, helfen.

Ich wurde mal wieder durchgefroren, wie die Tiefkühlware im Supermarkt. Aber es hat teuflisch (dieser Begriff passt irgendwie zum Brocken) viel Freude bereitet. Und ich glaube nicht nur mir, sondern auch meiner Schwester Sabine, die mich begleitet hat. Und wahrscheinlich auch meiner Kollegin A., die mit ihren Lieben wandernd auf den Brocken ging. Wir trafen uns kurz mehr durch Zufall bei der Abfahrt. Und wären meine Füße nicht so kalt gewesen, hätte ich gerne noch etwas erzählt. Aber so wechselten wir nur einige wenige Worte trotz meiner Freude, A. zu sehen. Wir verabschiedeten uns mit “Fröhliche Weihnachten” und weiter ging es bergab, das Spektakel des Sonnenaufgangs in Erinnerung.

Und nun noch weitere Fotos vom Brockenplateau und auch von der Abfahrt auf dem Goetheweg in Richtung Torfhaus. Viel Freude damit!

Alles in Allem muss ich trotz der Kälte sagen “sch(n)ee war’s”