Ein Tag mit Problemen

Posted on

Die Nacht vor dem ersten Tag unserer Tour zum Gardasee war für Claudia und mich heiß. Und irgendwie haben wir beide nicht gut geschlafen. Ich war schon recht früh wach. Genau gesagt, kurz nach fünf Uhr. Und so sah ich aus meinem Bett den Sonnenaufgang über dem Wettersteingebirge.

Ein tolles Gefühl. Hier soll es nachher auch entlang gehen. Denn nachdem wir um punkt acht Uhr in Farchant in Richtung Garmisch geradelt sind, um unsere letzten nicht benötigten Utensilien ins Auto zu bringen, führt uns unsere Route über Grainau zur Hochthörlehütte. Wir haben heute knapp 70 km und 1300 Höhenmeter vor uns. Kleinkram eigentlich. Doch die Wetterfrösche von Kachelmann, Wetter-online, Pflotsch oder auch bei Bergfex haben alle vorausgesagt, dass es regnen wird. Nicht dauerhaft, aber punktuell auf unserer Route und tendenziell am Nachmittag.

Für uns hieß es, dass wir die Ketten unserer Räder doch etwas schneller bewegen wollten. Eventuell war das auch keine gute Entscheidung. Denn es sei vorweggenommen: Es regnete nicht. Zumindest nicht dort, wo wir fuhren und auch dort nicht, wo die geführten Touren entlangfuhren.

Wir radelten also von Grainau hoch zum Eibsee. Meine Stimmung war gut und das strahlte wohl auf mein Tempo aus.

Wir überholten die Medium Truppe. Unser Tempo war eben anspruchsvoll. Doch irgendwie hatte ich noch nicht den Rhythmus für diese Tour. Wahrscheinlich bin ich es zu schnell angegangen. Ich hatte Schwierigkeiten, genug Luft in meine Lungen zu bekommen, meine Kraft ließ auch zu wünschen übrig. Und das machte mir Sorgen. Eigentlich ist dieser Teil der Strecke nichts Besonderes. Ich konnte es mir nicht erklären. Doch die entgegenkommende Bayerische Zugspitzbahn lenkte uns ein wenig ab und der Lenker des Zugs grüßte uns noch freundlich.

Weiter oben verhärteten sich meine Muskeln im linken Bein. Ich hatte nachfolgend richtige Schmerzen auch im rechten Bein. Irgendwie war der Wurm drin. Ein wenig Magnesium half und es ging zunehmend besser. Meine Vermutung: Ggf. war der Tag gestern doch nicht gut. Zumindest nicht die elf km Spaziergang/Wanderung. Zusätzlich habe ich wohl auch zu wenig Flüssigkeit zu mir genommen und angesichts der hohen Temperaturen des Sonntags meinen Schweiß nicht hinlänglich ausgeglichen. Man, was sind das für Anfängerfehler! Das ist so, wenn man zu übermütig ist und denkt, dass der Alpencross wie jeder Alpencross bisher für mich so ohne Probleme laufen wird. Etwas mehr Demut wäre angebracht gewesen.

Die zweite Herausforderung des Tages machte sich lautstark bemerkbar. Claudias Rad meldete sich mit einem lauten Knarzen und Knacken aus dem Bereich des Elektromotors. Ja, sie begleitet mich mit Stromunterstützung. Und das ist auch gut so. Sie fährt wie ich auch mit viel Muskelkraft. Keine Art des Mofafahrens, wie wir das auf dieser Tour häufig gesehen haben. Ich finde es auch ignorant über E-biker zu lästern oder sich über sie zu erheben. Denn ich habe ja gesehen, wie sich Claudia trotz Stromunterstützung teilweise richtig quälen musste. Doch wir waren beim Motor stehen geblieben. Irgendetwas dort war nicht in Ordnung. Die Inspektion ihres Fahrrades ist zwei Wochen her und das mehr als unangenehme Knacken konnte von mir auch nicht eingeordnet werden. Es gab kein Muster, das mich die Ursache ergründen lies. Es war einfach so da und dann ging es auch wieder. Und kam dann auch wieder unvermittelt wieder. Claudia war richtig sauer, aber wir konnten nichts machen und entschlossen uns, in Imst (unserem ersten Etappenort auf der Tour) eine Profiwerkstatt aufzusuchen. Das hieß natürlich noch mehr ins Pedal treten. Ach ja, das Wetter war ja auch zu beobachten. Es war ja Regen angesagt.

Wir machten noch das ein oder andere Foto über dem Eibsee und auch auf dem Weg nach Ehrwald haben wir noch Fotostops eingelegt, um unter anderem die uns nicht erklärbaren Kobolde, die hier auf dem Weg im Wald immer wieder versteckt waren, zu fotografieren.

Es ging also über Ehrwald nach Biberwier und hoch zum Fernpass. Auf diesem Weg fielen mir mehrere StreetBuddies auf, die an Lampenmasten, Schildern oder sonstwo standen. Ja, hier wird Wert auf die Aufmerksamkeit auf Kinder im Verkehr gelegt.

Gedanklich betrübte mich das doch irgendwie. In Goslar wurde so ein StreetBuddy vor der Schule von Claudia zerstört und ein Ratsherr, der auch einen Streetbody in seinem Stadtteil aufstellte, musste ihn sogar wieder auf Anweisung der Stadtverwaltung entfernen. Da wiehert der Amtsschimmel. In Goslar bekommt man nicht viel so richtig hin, wenn ich an Verkehrsplanung oder auch den Denkmalschutz denke. Aber bei solchen wichtigen Themen wird dann dem einfachen Volk die ganze Macht des Verwaltungsfachangestellten oder Beamten gezeigt. Mir wurde schlecht, denn wir haben wahrlich andere Probleme in meiner Heimatstadt. Doch weg mit den Gedanken, konzentrieren wir uns auf die Tour.

Wir fuhren in Richtung Fernpass und verzichteten noch auf unsere Mittagspause, denn der Regen sollte mit Gewitter einhergehen. Eben in Biberwier, Nassereit und Imst. Und das war genau unser Weg. Wir haben nach dem erfolgreichen Aufstieg zur Hochthörelehütte auch den nachfolgenden Aufstieg zum Fernpass sehr gut geschafft. Der Himmel war jedoch mehrfach nicht so hübsch, wie wir ihn uns vorgestellt haben. Das änderte sich am Pass.

Wir freuten uns darüber und erfreuten uns auch an den Spuren der alten Römer, die wir auf der Abfahrt vom Fernpass zum Schloss Fernpass sahen. Fast perfekt für meine Stollenreifen gebaut.

Meinen Beinen ging es besser, auch meiner Puste. Claudia machte sich angesichts meiner Luftnot zu Beginn Sorgen. Das war nicht nötig, ich war einfach noch nicht im richtigen Rhythmus. Den hatte ich jetzt und Claudia auch, denn um 13:30 Uhr waren wir schon zehn Kilometer vor Imst und haben unser Mittagessen schön im Wald zu uns genommen. Vinschgerl, Käse, Kaminwurzn und Johannisbeerschorle. Alles, was der M-Preis in Biberwier hergab. Wir waren allein und genossen den Blick auf den gegenüberliegenden Berg. Nur die Waldameisen an unserem Picknickort und einige Radler, die auf der Via Claudia Augusta fuhren, begleiteten uns.

15 Uhr Ankunft in Imst. Und dabei habe ich meine noch nicht ganz fitten und geschundenen Beine an der schönen Kneipanlage vor Imst etwas abgekühlt.

Es war eine gute Zeit, die wir fuhren. Insbesondere, weil die Sonne nun wie gestern gnadenlos brannte. Und wer mich kennt, weiß, dass das nicht mein bevorzugtes Wetter ist.

Die letzten Höhenmeter hoch zum Radladen. Aussage des Mechanikers „Ich weiß nicht, was es ist“. Kunststück, als wir dort waren, hörte man das Knacken und Knarzen bei Claudias Fahrrad wieder nicht. Die nächste Aussage war „Es kann ja nichts passieren“. Alles prüfen würde 3 Stunden dauern und den Motor baut er sowieso nicht auseinander. Na, was wollen wir mehr? Ggf. hoffen, dass er recht behält? Vorweg genommen kann man sagen, dass er bis zum Gardasee recht behalten sollte.

Wir freuten uns bei der Ankunft im Hotel, ich war angesichts meiner Beinprobleme doch etwas genervt, besorgt wegen Claudias Fahrrad und hatte mir am ersten Tag weniger Probleme gewünscht. Doch nun hieß es, die Etappe zu beschließen, uns über die Leistung und die Naturerlebnisse zu freuen und noch ein kühles Kaltgetränk zu genießen. Denn die Hitze war mörderisch.

Die nächste Nacht war wiederum heiss. Heisser als die erste Nacht und dazu kam noch die Lautstärke der Lkws, die man auf der nahen Bundesstraße hörte. Genauer gesagt, die fast durch unser Schlafzimmer im Hotel Neuner führte. So bekam ich wenig Ruhe. Meine Body Battery war laut Garmin Uhr fast leer und sie musste doch gefüllt werden. Nun, bei der Lautstärke und Wärme eine Herausforderung. Aber irgendwie habe ich es doch geschafft und kam dann doch zur Ruhe, bis uns der Wecker um 06:30 Uhr am Dienstag wieder weckte.

Am Ende sei erwähnt, dass es nicht einen Tropfen geregnet hat, auch haben wir kein Gewitter gehabt und sind eigentlich froh, dass sich die Wetterfrösche an diesem Tag so geirrt haben.