Back to the future – Mein Jahresrückblick

Wer würde auf die Idee kommen, in Doc Browns Delorean aus dem Film Back to the Future das Jahr 2020 als Zielzeit einzustellen? Wohl die wenigsten von uns, oder? Viel zu negativ ist das Jahr mit Covid-19 und der weltweiten Corona Pandemie verbunden. Doch gab es nur Covid-19?

Mitnichten, es gab viele andere bemerkenswerte Momente, auch wenn die Pandemie das Jahr überschattet hat. Mit Stand heute hat Deutschland 1.687.185 Corona Fälle in 2020 registriert. In meinem Landkreis waren es immerhin 1055 Fälle. Viele werden einen moderaten Kranheitsverlauf gehabt haben. Dafür können wir alle schon einmal dankbar sein. Doch gibt es auch Mitbürger, deren Verlauf kritisch war. Die mit langfristigen Schäden und Nachwirkungen leben müssen. Und dann sind mit Stand heute 32.107 Covid-19 bedingte Sterbefälle in Deutschland (im Landkreis Goslar sind es 48) registriert. Jeder Fall -egal wie er geartet ist- ist ein Fall zu viel! Und unser Respekt vor den Mitmenschen verpflichtet uns doch, uns und sie zu schützen.

Denn das geht. Wir können und konnten uns schützen. Recht einfach sogar. AHA(L). Abstand, Hygiene, Alltagsmaske und später dann regelmäpiges Lüften.

Und so haben wir in der Familie recht früh 50 Masken für Familie und Freunde selbst genäht.

Die erste Alltagsmaske oder Community Maske entsteht
Auch bei der Freiwiligen Feuerwehr ich mit Kameraden weit über Hundert Masken zusammen gebaut
Denn: So sieht es aus

Ich bin auch glücklich, dass sich so viele Bürger in Deutschland an die geltenden Maßnahmen halten. Sind wir doch ehrlich, die häufig in den Medien dargestellten „Querdenker“, „Covidioten“, „Verschwörer“, „Verschwubbelten“ -welche Namen sind hierfür nicht alle gefunden- sind die Minderheit in unserer Bevölkerung. Die Meisten von uns sehen die reale Gefahr für sich, die Lieben und die Mitbürger! Und das ist ermutigend.

Wollen wir hoffen, dass wir 2021 die Pandemie in den Griff bekommen und hinter uns lassen können. So dass die Maßnahmen schrittweise zurück gefahren werden können und wir wieder ein unbelasteteres Leben führen können.

Die Einschränkungen schränken in meinen Augen meine Grundrechte nicht ein. Schon gar nicht mein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Denn sie tun genau das Gegenteil: Die Maßnahmen schützen mich und Mitbürger so gut es geht. Die Maßnahmen sind für mich das Mindestmaß an Solidarität.

Zur Solidarität gehört auch Anteilnahme. Ja, ich habe Verständnis für Sorgen. Sorgen um die Gesundheit der Lieben und meiner Familie und Freunde. Und auch sorge ich mich um diejenigen, deren Arbeitsplatz nicht ganz so sicher ist. Oder deren Geschäft nach dem Lockdown ggf. nicht wieder öffnet. Auch habe ich Sorgen, dass die wirtschaftliche SItuation für uns alle schlechter wird. Ganz klar. Aber ich bin auch glücklich, dass unsere wirtschaftliche Gesamtsituation verglichen mit anderen Ländern so gut und robust ist. Ich hoffe auch, dass wir die betroffenen Wirtschaftszweige wie Einzelhandel, Tourismus, Gastronomie schnell wieder in gutes Fahrwasser bringen können! Und ich schaue weiter positiv in die Zukunft.

Ich stellte mir 2020 häufig die Frage, ob nicht auch die Medienberichterstattung in diesem Jahr zu einer gewissen Corona-Müdigkeit mit all seinen Konsequenzen beigetragen hat. Ist es wirklich nötig gewesen, seit März gefühlt jeden zweiten Tag Abends ein Corona-Spezial auf irgendwelchen Fernsehsendern angeboten zu bekommen? Was ist der Grenznutzen der täglichen Meldung in der Regionalzeitung, wie viel Coronainfizierte seit Beginn der Pandemie im Landkreis verzeichnet wurden? Ist es gerechtfertigt, den Minderheiten der maskenverweigernden Anti-Regierungs- und Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstranten gefühlt überproportionale Sendezeit in der Fernsehberichterstattung zu geben? Und mal ganz ehrlich, was bringen die gegenseitigen Beschimpfungen in den ach so „sozialen“ Medien, wenn jemand nicht die eigene Meinung hatte? Hat das einen Lerneffekt? Steht dort ein Aufklärungsgedanke oder -erfolg dahinter? Ich glaube, dass da so einiges falsch gelaufen ist.

Und natürlich ist auch bei den Einschätzungen, Entscheidungen und Maßnahmen der Verantwortungsträger nicht immer alles gut gelaufen. Aber ist es nicht klar, dass in einer so ungewohnten Situation nicht alle Entscheidungen optimal sein können? Sind nicht viel zu komplexe Einflüsse zu berücksichtigen? Wer hatte schon gleich das notwendige Wissen über den Virus gehabt? Nach und nach mussten doch neue Forschungsergebnisse berücksichtigt werden und alte Entscheidungen mussten korrigiert werden. Die Korrektur und Anpassung von Maßnahmen an eine neuartige Situation ist normal. Das kenne ich nicht nur als Feuerwehrmann sondern auch aus dem ganz normalen Privat- und Arbeitsleben. Nur wurde diese Normalität mehrfach aus opportunistischen Beweggründen als inkompetent ausgeschlachtet. Und das war leider nur negative Stimmungsbeeinflussung.

Ich möchte kein Entscheidungsträger in der Pandemie (gewesen) sein. Denn die Lage war doch unbekannt. Gab es nicht Unklarheit, welche wirtschaftlichen Auswirkungen z.B. ein Lockdown hat? Wer kann und konnte genau sagen, was noch wirtschaftlich und sozial beherrschbar ist? Gab und gibt es nicht unzählige Eigeninteressen, die nicht kompatibel sind? Führt das nicht automatisch zur Enttäuschung von Bevölkerungsgruppen? Was muss in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, was kann vernachlässigt werden? Wie weit müssen unpopuläre Maßnahmen, die das gewohnte Leben auf den Kopf stellen, gehen, damit sie Wirkung zeigen? Unter all den Unsicherheiten gibt es nunmal nicht die eine Maßnahme, die uns glücklich machen kann und uns hilft. Es ist eben nicht so einfach, wie es häufig bei Twitter, Facebook oder sonstwo in 3 Sätzen dargestellt wird.

Ich bin dankbar, wie unser Land bisher durch die Krise gegangen ist und denke auch, dass unsere Regierenden das Beste gemacht haben, was möglich war. Über Einzelpunkte ließe sich streiten. So z.B. ob der Föderalismus in einer solchen nationsweiten Krise wirklich hilfreich ist. Oder auch, warum Einzelne 300 Euro zahlen müssen, weil sie sich getroffen haben. Demonstranten ohne Maske in Leipzig und Berlin aber ohne Strafe davon kommen. Aber letztlich sind wir bisher recht gut durch die Pandemie gekommen. Dafür bin ich sehr dankbar. Dankbar, hier leben zu können.

Doch bei allen sorgenvollen Gedanken, die es in 2020 gab, so vergessen wir doch nicht die positiven Momente. Denn die gab es auch! Und ich gehe davon aus, dass viele meiner Freunde und Bekannten ebenso viele positive Momente erleben konnten. Momente der Glücklichkeit. Momente der Zuversicht und der Dankbarkeit. Ebenso Momente des Genusses und der Entspannung aber auch die, des Nachdenkens.

Bei mir waren glücklicherweise die Zeiten, in denen es mir gut ging -die positiven Momente- in der großen Überzahl. Wie ich oben schon schrieb: Es gab viele andere bemerkenswerte Momente. Ich habe meine Fotos, die mich positiv an 2020 erinnern, zusammen getragen und teile sie hier.

Sturmtief Sabine hielt uns im Februar in Atem. Aber durch unsere Feuerwehreinsätze konnten die Schäden gering gehalten werden! Darüber habe ich mich schon sehr gefreut. Das ist ein kleiner Teil, den ich der Gemeinschaft, die es so gut mit mir meint, auch 2020 zurück geben konnte.

Erst war ich bei meiner Ortsfeuerwehr in Bereitschaft um bei erwarteten Schäden helfen zu können
Nachfolgend hieß es eine Nachtschicht in der technischen Einsatzleitung des Landkreises als Sachgebietsleiter „Einsatz“ zu absolvieren. Auch hier war ich sehr dankbar, dass eine stundenlang im Sturmgebiet Oberharz vermisste Person letztlich nicht zu Schaden gekommen ist.
Die Winde beim Sturmtief waren schon recht stark, so dass es auch stabile Laubbäume umriss. Ein Wunder, dass die Unvernunft einiger, die bei der angesagten Wetterlage in Wälder oder auf Berge stiegen, nicht zu Verletzten oder Toten geführt hat.

Das bringt mich gleich zu unserer Natur. Das Frühjahr war für mich mal mit Wärme im März, aber auch mit Schnee im April, recht wechselhaft. Jede Wetterlage hatte seinen Reiz – auch wenn es durchaus mehr Regen hätte geben dürfen. Ich freue mich auch, dass gefühlt immer mehr Mitbürger wieder die Natur genießen. Denn ich glaube, dass die Natur die beste Quelle zum Erhalt der Gesundheit ist. Mir brachte die Natur auch in 2020 die beste Erholung.

Am 1. April konnte ich noch durch Schnee radeln. Kein Aprilscherz. Dank meiner Ortskenntnis war ich auf der Tour fast ganz allein.
Während des ersten Lockdowns im März war es im Harz unheimlich ruhig. Ich konnte die Natur fast immer ganz alleine genießen. So auch diesen vermoosten Baum nahe der Okertalsperre
An der Okertalsperre habe ich inmitten der Graslandschaft zufällig einen Grashüpfer entdeckt. Ich habe die Minute zum Innehalten gleich genutzt.
Dieser kleine Kauz war am Wegesrand nahe des Herzberger Teichs zu finden. Ich habe erstmalig in der Natur ein Exemplar bestaunen können – ein tolles glückliches Gefühl.

Dann war aber auch noch der Borkenkäfer in unseren Harzer Wäldern, der mich beschäftigte. Sicher sind Gegenden nicht wieder zu erkennen und zerstört. Aber es ist doch auch die positive Chance der Natur, sich zu regenerieren und die jahrelang gezüchtete Monokultur im Wald zu beenden. Ich habe mir so meine eigenen Gedanken gemacht.

In der Nähe von Torfhaus am Ende des Kellwassertals: Oben vom Borkenkäfer zerstörter Wald
Am Hahnenberg in Goslar haben die Harvester ganze Arbeit hinterlassen. Auch hier die Chance eines Neuanfangs.
Am Torfhaus sieht der Wald (im wahrsten Sinne des Wortes) nach Umbruch aus.
Die beeindruckende „Arbeit des Borkenkäfers“

Die Natur ist aber dessen ungeachtet vielfältig schön geblieben. Denn sie zeichnet sich auch im Harz eben nicht nur durch totes Holz aus. Und so konnte ich viele Kontraste entdecken.

Im Oberharz: Kontraste mit totem Holz im Hintergrund und blühendem Fingerhut im Vordergrund
Verblühende Wiese in Clausthal-Zellerfeld zeigt auch vielfältig lebende Natur
Die Stille am Weltkulturerbe Oberharzer Wasserregal im Spätsommer hat zur Entspannung eingeladen, die ich auch gleich genutzt habe.
Zwischen Clausthal-Zellerfeld und Altenau war die natürliche Schönheit doppelt sichtbar und bot ebenso Potential der Entspannung.
Vermooster Wald in Grainau unweit der Zugspitze. Wie vergänglich doch die Natur ist und auch aus Zerstörung wieder Neues aufbaut. Ein gutes Zeichen für uns alle.
Die Bergwiesen oberhalb meiner Heimatstadt Goslar haben zum Verweilen eingeladen. Die wunderschöne Lage am Harzrand macht mich glücklich. Und ich freue mich, hier leben und auch der Stadt etwas zurückgeben zu können.
Spätsommer im Trüllketal. Die Wiesen sind verblüht und tragen so zur (Ent)Spannung des Stimmung.
Auch wenn der Harz unter der Trockenheit leidet: Einige Bäche spenden auch 2020 das kühle Nass. So auch dieser hier im Oberharz. Ich habe weiterhin Hoffnung, dass die Jahre auch mal wieder feuchter werden. Für die Natur, in der wir uns alle erholen können.
Weltkulturerbe Oberharzer Wasserregal. Durch Menschenhand im Rahmen des Bergbaus gebaute Wasserläufe laden heute zur Rast, Wanderung und Erholung ein. So auch mich regelmäßig in 2020.
Der Heiterwanger See in Tirol am frühen Morgen: Fast unberührte Stille. Wie grandios die Natur doch ist. Sollten wir nicht alle demütiger sein?
Auch hoch über dem Inntal in Graubünden war die Ruhe einmalig. Kein Krach, klare Luft – Tiefenentspannung pur!
Wie dankbar kann ich sein, im September die Einsamkeit am Plamort in Südtirol erleben zu dürfen. HIer zeigte sich mir, wie klein ich mit meinem Rad doch bin. Wie groß(artig) die Natur (im Hintergrund der Ortler) dagegen ist. Auch da kommt Demut auf und ließ mich ein weiteres Mal wieder „erden“.

Aber auch die Tierwelt ist im letzten Jahr für mich immer wieder faszinierend gewesen:

Keine Massentierhaltung im Harz: Oberharzer Höhenvieh in Wildemann. Motivierend im Hinblick auf die Ernährung. Bei Änderung des Verhaltens benötigt es keine antibiotikaunterstützte Massentierhaltung. Gesünder wäre es alle mal.
Putzig unerschrockenes Murmeltier am Döss Radond. Das kleine „Treffen“ mit dem possierlichen Tierchen hat mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.
Bin ich nicht privilligiert, solch einen Schnappschuss bei einer Wanderung im Harz machen zu können? Ich denke schon und bin dankbar dafür.
Sollten nicht wir nicht auch einmal mit etwas mehr Ruhe unsere Welt anschauen, wie es diese Kuh oberhalb des Reschensees vormacht?

Es gab für mich viele positive Momente, von denen ich hier nur einige dargestellt habe. Ich wünsche allen meinen Freunden und Bekannten auch im nächsten Jahr viele positive Momente, Erfahrungen und Zeiten. Damit ist dann auch genug Kraft vorhanden, um die Herausforderungen zu bestehen.

In diesem Sinn, alles Gute für 2021!