Facebook Post am 11.4.2021
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Heute melde ich mich mal in eigener Sache und möchte Euch an meinen Gedanken teilhaben lassen. Es wird länger und ich bitte trotzdem, es bis zum Schluss durchzulesen. Ich bin seit 1982 mit einer kurzen Unterbrechung Freiwilliger Feuerwehrmann. Ich übernehme Verantwortung, stelle den unentgeltlichen Dienst für unsere Gesellschaft häufig vor meine beruflichen und familiären Verpflichtungen. Ich habe einige belastende Einsätze erlebt. Und einige führten auch zu Schlafdefizit. Ich musste damit klarkommen und trotzdem parallel meinen beruflichen Verpflichtungen nachkommen. Ich habe bei der letzten Schneelage in meiner Heimatstadt dank Feuerwehr 80 Stunden in der Woche gearbeitet. Denn meine Aufgaben im Beruf bleiben ja nicht liegen und müssen auch erledigt werden.Dass ich auch zusätzlich noch gesundheitliche Risiken in Kauf nehme ist selbstredend. Von dem erhöhten Risiko einer Einsatzfahrt über die zig Gefahren beim Einsatz bis hin zu wahrscheinlichen nachhaltigen Gesundheitsschädigungen (man weiß ja mittlerweile, dass Feuerwehrleute ein höheres Risiko haben, an Krebs zu erkanken).
All das ist für mich bisher kein Problem gewesen. Ich mache es gerne, weil ich denke, dass ich auch gerne Hilfe hätte, wenn ich sie benötige. Und dafür stehe ich seit 1982 -wie alle Freiwilligen Feuerwehrleute- ein.Ich habe die ganzen Jahre nicht einmal geklagt oder mich beschwert, wie mein Privatleben durch mein Engagement eingeschränkt wird und dass mich ein unvermeidbares Gesundheitsrisiko trifft. Der Dank von Betroffenen und auch das Gefühl, Menschen in großer Not zu helfen, zu retten, gleicht all das aus. Und natürlich habe ich häufig von Politikern verschiedener Ebenen immer wieder gehört, wie wichtig die Freiwilligen Feuerwehrleute sind. „Stützen der Gesellschaft“, „Unbezahlbar und Freiwillig“ und noch mehr habe ich gehört.
Seit Wochen jedoch habe ich zunehmend Schwierigkeiten, diesen Reden von vielfältigen Verantwortungsträgern Vertrauen zu schenken. Und worum geht es? Klar, in dieser Zeit um Covid-19 und die dazugehörigen Schutzimpfungen. Meine Feuerwehr wird zu 300 -400 Einätzen im Jahr gerufen. Und es ist immer ein Blind-Date. Wir wissen nicht, wer kommt, mit wem wir beim Einsatz zusammenarbeiten. Und in Corona-Zeiten wissen wir natürlich auch nicht, wer unserer Blind-Date Mitstreiter nicht ggf. diesen Virus in sich trägt. Das ist schon ein komisches Gefühl. Und natürlich wissen wir auch bei den vielen Einsätzen mit Kontakt zu anderen Menschen (hier sind nicht nur die Tragehilfen für den Rettungsdienst und die Drehleiter-Unterstützungen für den Rettungsdienst gemeint) nicht, ob dort nicht auch der Virus schlummert und uns gefährdet.Ich bin 55 Jahre und gehöre mittlerweile zu einer Altersgruppe, die wohl zunehmend jetzt auch die Intensivstationen belegt. Und ich kann vor einem Einsatz keinen Schnelltest von meinen Mitstreitern und auch den Menschen in Not verlangen. Ich muss los, ich muss helfen. Ein Schutz ist möglich. Und zwar durch Impfung.
Nach Durimpfung der Priogruppe 1 wären Freiwillige Feuerwehrleute in meinen Augen jetzt auch zu schützen.In § 3 der „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2“ mit Stand vom 10.03.2021 steht „ Folgende Personen haben mit hoher Priorität Anspruch auf Schutzimpfung: (…) Polizei- und Einsatzkräfte, die in Ausübung ihrer Tätigkeit zur Sicherstellung der öffentlichen Ordnung, insbesondere bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, sowie Soldatinnen und Soldaten, die bei Einsätzen im Ausland einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind“Ich bin Einsatzkraft und ich habe ein hohes Infektionsrisiko durch die Ausübung meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Zwar nicht bei Demonstrationen, aber in jedem meiner Einsätze. Und „insbesondere“ heißt ja auch „nicht ausschließlich“. Nur warum werde ich nicht geimpft? Weil man in meinen Augen in Niedersachsen keine Entscheidung zugunsten unserer gesellschaftlichen Stützen, den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten trifft. Keine Entscheidung für diejenigen in unserer Gesellschaft, die sich seit zig Jahren jederzeit für den Staat einsetzen. Vielmehr verbietet man die Impfungen von Freiwilligen Feuerwehrleuten, wie im Landkreis Oldenburg erfolgt sein soll (https://www.kreiszeitung.de/…/land-stoppt-den-kreis…) Ist es denn zu viel verlangt, dass sich unser Staat, in diesem Fall, das Land Niedersachsen mit seinem Gesundheitsministerium, Innenministerium mit unseren Landes- und Bundespolitikern auch für uns mit einsetzt? Damit das Risiko erträglich ist? Ich meine nein! Denn immerhin wurden Lesebetreuer in Grundschulen, die seit Beginn der Pandemie nicht in Schulen gewesen und sicher auch nicht überlebensnotwendig sind, auch mit Prio 2 geimpft.
Wir sind seit Beginn der Pandemie im Einsatz und für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger ggf. überlebensnotwendig. Mag diesen Unterschied verstehen wer will. Ich kann es nicht!Meine Frau macht sich zunehmend Sorgen um mich. Und sie hatte auch schon Kontakt zu Abgeordneten unseres Landkreises. Bisheriges Ergebnis: Fehlanzeige. Auch hat unser Innenminister vor mehreren Wochen angekündigt, sich um die Impfung von uns Freiwilligen Feuerwehrleute zu kümmern. Bisheriges Ergebnis: Fehlanzeige (Gerade heute las ich von ihm „Ich bleibe dran“).Mir genügt das auch nicht, dran zu bleiben. Von mir wird sowohl im Beruf als auch in meinem Ehrenamt erwartet, dass ich meinen Einsatz zeige und vor allen Dingen auch Ergebnisse liefere. Und nicht mehr erwarte ich von unseren Politikern der Landes- und Bundespolitik.
Ich fordere Sie, werter Dr. Alexander Saipa, Herr Boris Pistorius, und auch Roy Kühne auf, Fakten zu schaffen, dass wir Freiwilligen Feuerwehrleute endlich geimpft werden. Und nicht nur „dran zu bleiben“ und „Marketingslogans“ zu verkünden. Entscheiden Sie, uns Freiwillige Feuerwehrleute endlich in der Priogruppe 2 zu impfen. Überzeugen Sie Ihre Gesprächspartner, tragen Sie die Verantwortung, die dem Begriff Verantwortung gerecht wird. Verantwortung für die, die jederzeit freiwillig da sind. Für alle Freiwilligen Feuerwehrleute in Niedersachen, in Ihren Wahlkreisen und Landkreisen. Nicht erst in einem Monat, sondern morgen, besser heute.
Sie werden für Entscheidungen bezahlt, für Einflussnahme und das erwarte ich auch in diesem Fall von Ihnen. Für uns Freiwilligen Feuerwehrleute. Für diejenigen, die in der Not nicht lange reden, sondern entscheiden. Zum Wohl derjenigen, die Hilfe benötigen. Und das sind nun -nachdem die Hochrisikopatienten geimpft sind- eben Ihre Feuerwehreinsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren. Im Übrigen kann das ja so schwer auch nicht sein, da im Nachbarkreis Harz in Sachsen-Anhalt ja 500 Feuerwehrleute geimpft wurden. Meine Bekannten und Freunde möchte ich bitten, mich und uns Feuerwehrleute hier auch zu unterstützen. Teilt diesen Post mit Euren Bekannten und weiteren Feuerwehrleuten. Noch mehr freuen würde ich mich, wenn Eure Freunde und Bekannte auch die Verantwortlichen anschreiben, endlich für uns tätig zu werden. Damit dort auch gesehen wird, dass wir viele Stützen der Gesellschaft sind, die jetzt auch mal Unterstützung benötigen.
Ach, und bevor ich es vergesse, natürlich werde ich weiterhin für unsere Gesellschaft tätig sein. Denn diejenigen, die Hilfe benötigen dürfen natürlich nicht durch Untätigkeit und langsames Arbeiten der Entscheidungsträger benachteiligt werden. Wie ich schon oben schrieb: Ich stehe seit 1982 für Hilfe zur Verfügung. Und das wird auch weiterhin so sein! Damit die Hilfsbedürftigen sich nicht alleingelassen fühlen, so wie ich mich im Augenblick fühle.