Ein weiterer Tag meiner Transalp liegt hinter mir und so will ich darüber schnell berichten. Doch bevor ich zum Tag komme, noch ein kleiner Hinweis: Ich bin von einem netten Menschen darauf angesprochen worden, dass doch arg viele Rechtschreibfehler in meinen Berichten zu finden sind. Ja, das stimmt. Und hierfür bitte ich um Entschuldigung. Die Ursache bin nicht ich. Nein, meine Deutschlehrer haben immer schön aufgepasst, dass ich richtig lerne. Nein, es liegt in diesem Fall an zwei Dingen: Apple und Müdigkeit. Ersteres, weil ich mit so einer mickrigen Tastatur wie der eines iPad einfach nicht schreiben kann und weiterhin möchte ich eigentlich nicht, dass Apple mir sagt, welche Wörter ich wohl gemeint habe. Nun gut, ich könnte auch meine Texte verbessern. Doch dazu fehlt mir Abends einfach die Muße. Also ENTSCHULDIGUNG und los geht’s mit dem Tagesbericht von heute.
7:00 Uhr Frühstück, 08:15 Abfahrt – das bedeutete 06:15 aufstehen. Nur leider hatte ich meinen Wecker gar nicht umgestellt. So kam mir meine liebe Frau zu Hilfe, die mich telefonisch aus dem Schlaf holte. Das Frühstück -und das muss hier mal geschrieben werden- war sehr sehr gut. Tolles, rustikales Brot. Keine Fertigware. So wie auch gestern das Abendbrot. Geschmacklich exzellent uns sehr vielfältig. Wer sich also mal nach Scuol im Engadin verirrt, der möge einfach in das Hotel Traube gehen. Ich kann das nur vom Service und von den Leistungen bestens empfehlen.
Wir sind also losgefahren und auf den ersten 14 Kilometer haben wir knapp 500 Höhenmeter zurückgelegt. Auf einer asphaltierten Straße, aber es gibt keinen anderen Weg nach S-Charl, dem alten Bergarbeiterdorf im Unterengadin. Bei strahlendem Sonnenschein (den wir aber nicht so richtig erlebten, weil die Straße im Schatten lag und die Temperaturen analog auch schattig waren) ging es über zu Beginn des Weges über die Inn Brücke – hier obligatorische Fotos- auf zum ersten Anstieg des Tages.
Die Strecke ist kein Problem, ich fand schnell meinen Rhythmus und war nach knapp über einer Stunde oben. Wir warteten auf die anderen, die noch nachkamen. So trank ich Wasser aus dem Dorfbrunnen, aß die erste Stärkung in Form von Riegeln und fuhr alsbald die nächsten 200 Höhenmeter zur Alpe Astra.
Es ging durch ein schönes Hochtal, an dessen Ende die Alpe lag. Linksseitig könnten wir noch den höchsten Arvenwald in den Alpen (über 2000 Meter über Meeresspiegel) beachten. An der Alpe hieß es: Kurze Pause, bevor wir den finalen Anstieg, der allerdings nicht schlimm war, sondern sehr moderat, zum Costainaspass erledigten. Robert, unser Guide, wollte eigentlich eine Abkürzung nehmen. aber das hat nicht geklappt und so sind wir über den Costainaspass in Richung Ofenpass gefahren.
Nach kurzer, rasanter Abfahrt vom Costainapass ging es sehr steil wieder nach oben, bevor wir auf einen feinen Singletrails kamen. Da hatten wir doch Mitstreiter, die diesen steilen Anstieg ohne Absteigen schafften! Mein Respekt haben sie auf jeden Fall. Das war ein dickes Brett. Wir folgten den Singletrails ebenfalls bergauf und sahen am Ende linksseitig den schneebdeckten Ortler hinter dem Val Müstair.
Nun noch eine kurze Abfahrt und wir wollten die Straße zum Ofenpass wieder hoch, doch… oh je, Robert hatte die falsche Abzweigung genommen. Und so konnten wir einen Wanderweg wandern. An Fahren war angesichts der Steine und Wurzeln gar nicht zu denken. So erreichten wir mit ziemlicher Verspätung gegenüber unserem Plan um 13:00 Uhr den Ofenpass.
Die Mittagspause fand hier also statt und ich hatte richtigen Heißhunger. Meine Beine waren heute Morgen sehr schwer. Ich war mit meinem Tempo zufrieden, auch mit meiner Kondition. Aber irgendwie waren die Muskeln hart und ich hatte nicht mehr so richtig Kraft. Also mussten Spaghetti Bolognese her. Kostet in der Schweiz schlappe 17 Franken. Für den Preis hätte ich schon bessere Soße erwartet. Die kann selbst ich als küchentechnischer Analphabet besser. Es ist schon erschreckend, wie das Preisniveau in der Schweiz ist. Das wäre schon ein Grund, dort nicht mehr hin zu fahren. Selbst wenn ich es mir leisten könnte, so würde ich gar nicht wollen. Denn der Warenwert der Speise lag bei sicher 1 Euro und 50 Cent.
Mittags erlebten wir übrigens zum wiederholten Mal Roberts perfekte Planung. Just als wir aßen regnete es. Als wir wieder losfuhren, was das Wetter wieder besser. Nämlich trocken.
Nach dem Mittagessen ging es wieder bergab, bevor wir einen Hammeranstieg zum Passo Gallo auf uns nahmen. Der Anstieg führte uns auf eine Hochebene. Das ist landschaftlich aller erste Sahne gewesen. Wir waren die einzigen Menschen auf der riesigen Fläche. Die Berge hinter uns in der Sonne. Die vor uns noch von Regenwolken verdeckt. Am Passo Gallo angekommen war Riegel und Bekleidungspause angesagt. Und was entdeckt Robert zwischen seinen Beinen, als er sich seine Knieschoner anzog? Einen Enzian. Das war der erste Enzian, die ich in der Natur gesehen habe. Ich habe ja keine Augen für die Natur. Aber weil der Enzian eben doch sehr selten ist, und eher in steinigen Gelände wächst, führte dieser Fund zur Entzückung von uns allen.
Zur Entzückung führte auch die nachfolgende Abfahrt. Ein am Anfang etwas ruppiger, später jedoch sehr geschmeidig werdender Trail war die Belohnung für die bisherigen Strapazen. Wir ließen den Livigno See rechtsseitig liegen und fuhren auf einem Höhenweg so langsam gen Tal.
Mittlerweile war es 16:00 Uhr. Ich hatte meine Hoffnung schon aufgegeben, vor 18 Uhr in Livignio zu sein. Es wäre schön gewesen, weil meine Cleats (für die Nicht-Radfahrer: Das sind die Metallteile, mit denen ich mich mit meinen Schuhen in die Pedale einklinke) kaputt sind. Zumindest der linksseitige. Und so hätte ich mir gerne neue gekauft. Gleich vorweg: Wir waren um 18:48 in Livigno und der Sportladen hatte noch offen. Cleats sind gekauft und die werden morgen montiert.
Also, es war mittlerweile 16:00 Uhr. Letzte Stärkung an diesem Tag und auf ging es in Richtung Aufstieg zur Trela Alpe. Der Anstieg ist knackig und hat es in sich. Ich bin im letzten Jahr schon ganz unten gescheitert. Heute bin ich viel weiter gekommen, ohne abzusteigen. Jedoch musste ich auch zwischenzeitlich schieben. Martin ist durchgefahren und das verdient größten Respekt. Wäre ich den Weg am morgen gefahren, wäre es kein Problem. Aber nach 60 Kilometern war das Fahren teilweise zu viel für mich. Der Ausblick auf den Giacomo See und das dahinter liegende Bergmassiv: Phantastisch!
Mittlerweile war die Sonne weg, es war kälter geworden und wir mussten von der Trela Alpe noch zum Trela Pass. Also weitere 200 Höhenmeter. Mit (fast) letzter Kraft erreichte ich auch diesen Pass. Und meine Mitstreiter taten dieses ebenso. Teils vor mir, teils hinter mir. Aber das ist egal. Jeder so wie er mag! Und das war das tolle in dieser Gruppe.
Nun also Jacke an, Beinlinge ebenso und schon ging es 600 Höhenmeter Downhill vom Feinsten. Ganz geschmeidiger Trail, der an zwei Stellen Tücken hat. Der aber auch noch übersichtlich genug war, um den ein oder andern Sprung zu wagen. Im Tal angekommen ging es noch auf die letzte kleine Steigung und nach rasanter Schlussabfahrt entlang des Livigno Sees hinein in die Stadt, die wir heute nach über 70 Kilometern und über 2200 Höhenmetern erreicht haben.
Morgen geht es über den Forcola di Livigno ins Oberengadin. vorbei am Berninapass über Pontresina und St. Moritz nach Silvaplana am gleichnamigen See.