Schee war’s

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Die Zeit des Radfahrens im Südtirol ,genauer im Grödnertal und seiner Umgebung geht dem Ende entgegen. So sollte es am heutigen Tag entgegen einer gestrigen Planung dann doch eine gemütliche Runde werden. Ich verzichtete auf die Gruppe, weil dort heute Hardcore Biken angesagt war und ich auf der anderen Seite nicht in der ganz leichten Gruppe fahren wollte.


So entschied ich mich heute für eine teilweise Rentnertour, denn ich fuhr aus St. Ulrich mit der Seilbahn auf zur Seiser Alm. So kann der Tag beginnen. Ich erlaubte mir das aber auch nur, weil ich als Ziel die Tierser Alp hatte, die hoch oben über der Seiser Alm hinter den Rossköpfen trohnt. Also warten schon noch einige Höhenmeter auf mich und ich wusste, auf was ich mich einlasse. Denn ich hatte im letzten Herbst schon einmal den Weg dort hinauf gesucht und gefunden.


Also ging es um 08:30 los und ich fuhr in feuchter Morgenfrische los in den Tag. Es hatte gestern Abend geregnet und so war die Luft dementsprechend feucht und kühl. Die Seilbahnfahrt ging schnell hoch zur Alm und ich fuhr entgegen meiner herausgesuchten Route “Um den Langkofel” erst einmal über die Seiser Alm, um dann den Weg in Richtung Mahlknechthütte zu nehmen. Ich kam gut voran, entledigte mich wie schon mehrfach die Woche geübt meines Unterhemdes und meiner Jacke und trat die Tretkurbel recht entspannt. Meine Beine waren nicht mehr müde. Das hätte ich nicht erwartet, denn heute Nacht merkte ich schon eine gewisse Müdigkeit. Nicht bei mir sondern nur meinen Beinen.
So kam ich schnell voran. ich glaube auch, dass ich schneller unterwegs war, als im vergangenen Jahr im Oktober. Aber das ist auch egal, denn Hauptsache es macht Spaß. Mein Blick wanderte rüber zu den Geißlerspiten und rechts über Bozen in Richtung Vinschgau. Ich meine, dass ich das Ortlergebiet sehen konnte. Der höchste Berg der Ostalpen erschien mir aus dem Panorama heraus zu ragen. Dort, wo ich vor knapp drei Wochen noch mein Fahrrad hoch zum Stilfser Joch getreten hatte. So kamen nette Erinnerungen und ich fuhr ganz locker. Ein Ehepaar grüßte mich und sagte, dass ich ja ein richtiges Fahrrad hätte und kein E-Mountain Bike. Und so zollten sie mir ihren Respekt.


An der Mahlknechthütte entschloss ich mich, nicht den Wanderweg zu fahren. Der Grund ist ein einfacher: Es ist für Fahrradfahrer schlicht vérboten. Im letzten Jahr hatte mich das Verbotsschild nicht interessiert, aber da waren ja Ende Oktober in der Früh kaum Wanderer unterwegs. Ich war quasi alleine. Heute sah das anders aus und so sollte man dann schon Rücksicht nehmen. So ging es dann einige Höhenmeter steil bergab, um nach ca fünf Minuten genauso steil wieder bergauf zu gehen. Ein Mercedes Geländewagen mit Pferdeanhänger kam mir entgegen. Bremsen hatte der nicht nötig. Tja, ist halt nicht jeder rücksichtsvoll..


Nun kam ich an die Wegekreuzung, wo es links in Richtung Val Gonda ging. Ich war etwas frustriert. Da kam doch ein älteres Ehepaar mit E-Bikes regelrecht angerast. Tja, mit Strom mache ich es auf der extremen Steigung auch. Ich bin prinzipiell ein Freund von E-Bikes. Und wenn ich nicht noch eine großartige Erfindung mache, werde ich ja auch älter und glaube schon, dass so ein Teil auch irgendwann meines ist. Es erhöht einfach die Reichweite und erlaubt Fahrten, wo sie sonst ncht möglich wären. Aber dieses Ehepaar setzte dem E-Bike die Krone auf. Ich möchte nicht über das Körpergewicht lästern, aber auch E-Bikes haben ein maximales Gewicht, welches die Speichen nur halten. Und das war hier deutlich überschritten. Umso frustrierender war es, dass ich von diesen beiden überholt worden bin, während ich mich den Berg regelrecht herauf quälte. Aber Halt, das Gleiche machten sie 50 Meter, nachdem sie mich überholt hatten. Eine Pause, und das war dann meine Chance. Ich zog wieder an ihnen vorbei und war stolz wie Oskar.


Der Weg wurde noch steiler. Auch richtig buckelig. Aber ich blieb auf dem Fahrrad. Ich hörte das EBike nur noch ganz kurz hinten mir surren, dann war es still. Ich traute dem Frieden nicht. So musste ich mich umdrehen und sah, wie die beiden Radler umgedreht waren und den Berg herunter fuhren. Ich glaube, dass sie auf höchster Stufe den Berg hochgefahren waren. Aber irgendwann reicht dann auch nicht mehr die Energie im Akku. Ggf. an dieser Stelle? Mir egal, ich fuhr noch an einem Wanderpaar vorbei, bevor ich abstieg. Zu steil ist die letzte Steigung zur Tierser Alp für mich. Das war mir von vornherein klar. Und so ließ ich es über mich ergehen -das Gehen.


Oben angekommen glaubte ich nicht, was ich dort sah. Die ganze Terasse voll mit Menschen. Nun gut, warum sollte ich der Einzige sein? Aber im letzten Herbst, bei Schnee war es dann doch ruhiger und auch schöner. Es wurde gleich ein Platz direkt an der Häuserwand frei und ich konnte meinen verdienten Kaiserschmarrn mit Johannisbeerschorle und später Apfelsaftschorle genießen. Der Blick war grandios, die Sonne brannte, so dass ich mich dann vorsichtshalber auch eincremte. Die Creme, die mir Claudia mitgegeben hat macht doch eine blasse Haut. Ich sah aus wie ein Japaner. Nun gut, es hilft ja gegen Sonnenbrand.
Kurz nach 12:00 verließ ich die Hütte, um in das Val Gonda abzufahren. Am Anfang war es natürlich steil und kostete so viel Konzentration und Körperspannung. Gleichzeitig auch eine Menge Belag meiner Scheibenbremsklötze, die guten Dienst versahen. Später wurde es flacher, unspektakulärer und ich fuhr einfach durch das Tal. Irgendwie erinnerte mich das Tal an meine Fahrt von der Ehrwalder Alm ins Leutaschtal. Schön, aber nicht herausragend schön.

Einige Male blickte ich mich um, weil das Panorama hinter mir wirklich schön war. Von der Rückseite des Langkofels, der links von mir war, habe ich mir mehr versprochen. Und so fuhr ich nach einigen Fotostops nach Campitello ein. Und da kam noch etwas Besonderes. Hoch über dem Ort gab es eine handvoll Häuser, die bei mir den Eindruck hinterließen, dass die Zeit stehen geblieben war. Wann? Vor einhundert Jahren. Das war richtig urig und schön und ein Kontrast zu dem, was ich vor vier Wochen in einem anderen Alpenort, nämlich Ischgl gesehen hatte. OK, wohnen möchte ich da nicht, aber irgendwie sah es schon romantisch aus. Dort hoch über Campitello.

Der Rest der Tour ist leicht erzählt. Mit der gleichen Seilbahn wie gestern fuhr ich in Richtung Sellajoch. Genauer über Corodella. Dort sah ich dann linksseitig noch mal das Val Duron und vor den Rosszähnen die Tierser Alp klar am roten Dach zu erkennen. Bergab ging es über einen Singletrail, es ging aber nich mehr so flüssig wie gestern. Das sollte ja meine letzte Tour im Urlaub sein, weil ich morgen entspannen möchte. So kam dann doch etwas Respekt dazu. Denn bei der letzenAbfahrt wollte ich ja nicht stürzen. Tat ich auch nicht. Und um 15:00 Uhr war dann mein Radurlaub in diesem Jahr vorbei.

Morgen gehe ich etwas shoppen, relaxen und ggf. ins Museum. Auf keinen Fall werde ich morgen radeln. Ich bin kaputt, ausgelaugt und hatte trotzdem eine Menge Spaß die letzen anstrengenden fünf Tage. Denn eines musste ich lernen: Die Steigungen hier sind mit denen, die ich bisher in den Alpen gefahren bin, nicht zu vergleichen. Hier geht es immer gleich richtig steil hoch. Aber auch das ist eine Erfahrung….

Seiser Alm im Herbst linksseitig der Pattkofel
An der Tierser Alp angekommen
Bei der Abfahrt nach Canazei noch einmal der Rückblick
Wunderschöne natur am letzten Biketag in diesem Urlaub