EIn sonniger Tag liegt hinter uns

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Was wünschten wir uns noch gestern? Sonne! Und die hatten wir am heutigen Tag. Ggf. sollten wir uns 6 Zahlen im Lotto wünschen. Ggf. geht das ja auch in Erfüllung. Wie dem auch sei, es war ein sonniger Tag, ein schöner Tag und ein besonderer Tag. Doch nun von Anfang an…

WIe auf allen meinen Alpentouren begann der Tag um 06:00 Uhr mit Dean Martin. “Good morning Life”. Wie heisst es im Lied so schön: “Good morning life, Good morning sun how are your skies above, Gee it’s great to be alive and in love” (Guten Morgen Leben, Guten Morgen Sonne, wie steht’s mit dem Himmel?, Wie schön ist es, am Leben und in der Liebe zu sein!) Und dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Das Leben mag es mit uns wohl schon gut meinen. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt.

Nun, einen Wehrmuttropfen gab es am heutigen Tag. Besser gesagt, am gestrigen Tag. Ich habe neue Schuhe. Nun, das ist schlecht. Ich musste sie ja austauschen, da auf meiner letzten Transalp vor zwei Wochen die Sohle ihren Geist aufgegeben hat. So mussten meine neuen Schuhe her. Und wie ist der Grundsatz?: Keine Transalp mit Ausrüstungsgegenständen, die noch nicht ausprobiert worden sind. Und das hätte wohl auch hier gegolten. Denn offensichtlich waren meine Cleats, also die Metallteile, mit denen ich mich in die Pedale einklicke, nicht richtig eingestellt. In der Höhe des Fernpass fingen sie an und hielten auch bis heute früh an. Knieschmerzen!

Voltaren sollte helfen und natürlich eine Anpassung der Position der Cleats. Das habe ich heute gemacht. Da das Knie aber heute früh noch weh tat, musste ich mich entscheiden, dass wir nicht die Variante über die Piller Höhe und die Fließer Platte fahren. Nein wir fuhren Diretissima von Tarrenz nach Imst, auf dem Inntalradweg nach Landeck, um nachfolgend über Tobadil zum Trail nach Giggl zu fahren. So war es geplant, so haben wir es durchgeführt.

Bei der Abfahrt war es noch kühl. Der Himmel stark bewölkt. Doch im Südwesten schien der Himmel schon blau zu sein. Genau dort wollten wir hin. Die Wettervorhersage war passend. Zumindest die von Bergfex. Und so hofften wir, dass diese dann auch zutrifft. Also sind wir mit Jacke 100 Tiefenmeter zurück nach Tarrenz, dann auf dem Waldweg in Richtung Imst gefahren. Wir kamen schnell voran. Zu schnell, wie mir Claudia zu verstehen gab.

Nun, nach kurzer Zeitw aren die 6km nach Imst auch hinter uns und wir fuhren auf dem Inntalradweg Richtung Südwesten in Richtung Landeck. Anfangs ist das nervig, weil die Inntalautobahn parallel verläuft. Auf die Geräusche kann man wohl verzichten. So fuhren wir linksseitig vom Inn und rechtsseitig von der Autobahn eingerahmt mit gutem Tempo nach Landeck. In Höhe von Schönwies kam die Sonne heraus. Es wurde schön. Eigentlich würde von hier ein schöner Waldweg hoch zur Kronburg gehen. WIr verzichteten darauf, weil mein Knie noch nicht schmerzfrei war. Aber das war für uns beide in Ordnung. So fuhren wir weiter auf der Via Claudia Augusta. Und wir konnten auch wieder alte Spurrinnen auf dem alten Römerweg entdecken.

Wir kamen wirklich recht gut voran. Nach Landeck ging es auf der Straße in Richtung Tobadil. Wenig Verkehr, aber trotzdem mussten wir aufpassen. Denn eineshaben wir festgestellt: Österreichische Autofahrer und auch nicht Bus- oder Lkw Lenker nehmen in der Regel nicht viel Rücksicht auf die Radler. Zumindest hätten wir uns an der ein oder anderen Situation gewünscht, dass sie ihre Geschweindigkeit reduzieren oder wenigstens mit entsprechendem Abstand an uns vorbei fahren. Doch davon war heute nicht viel zu spüren. Insbesondere beim MAN 3-Achser, der uns verdächtig nah kam, konnte man schon richtig Unwohlsein verspüren.

Nun kamen wir aber gut in Tobadil an. Es war Punkt 11 Uhr, als wir an de rKirche vorbei fuhren. Das Wetter war herrlich. Kein Grund, den Chicken-Weg wieder ins Tal zu fahren. Und so kurbelten wir noch einige Kilometer bis nach Giggl. Wer kennt schon Giggl? Wahrscheinlich niemand der das hier liest. Aber ist auch egal. Giggl ist der Ort, den man erreicht, wenn man den einzigen Weg aus Tobadil heraus fährt. Und so konnten wir uns auch gar nicht verfahren.

Wir kamen an der Ende des Weges an, der erst in einen schönen Singletrail führt um nachfolgend in einen DowhnhillTrail zu übergehen. Vorher waren noch zwei Wasserfälle zu überwinden. Das ging dank eines wieder aufgebauten Holzsteges ganz gut. Aber ehrlich ist der nun zu fahrende Singletrial doch blöd zu fahren. Es war nass, richtig rutschig. Rechts ging es steil bergab. Zwar mit Bäumen bewachsen, doch eben auch viele viele Meter. Stürzen will man hier nicht. Und die Wurzeln waren nass, rutschig und so schoben wir das ein oder ander Mal. Ich hatte den Trail vor zwei Wochen auch schon nicht so ausgewaschen in Erinnerung. Aber sei es drum, auch schieben ist eine Taktik beim Mountainbiken und so ging es dann flowig nach dem Schieben weiter.

WIr kamen aus dem Wald heraus, fuhren über eine saftige Wiese und die Sonne lachte immer noch über uns. Nun ging es in Richtung Mittagessen nach See im Paznaun. Die Serpentinen herunter und wir waren Punkt 12 Uhr in See. Dort hieß es Mittagessen im El Bosco. Spaghetti sollten die Kohlehydrate wieder auffüllen und taten es auch. Das war auch nötig, denn nun begann der unangenehme Teil des Tages. Wir fuhren auf den Paznauer Talweg.

Wer sich unter einem Talweg einen Weg vorstellt, der im Talboden entlang geht, täuscht sich. Wahrscheinlich heisst der Talweg so, weil er nach Steigungen mehrere Höhenmeter immer wieder Richtung Tal herunter führt. Soll heißen, dass es alternierend mal hoch, mal wieder herunter geht. Das ist das, war ich recht schlecht kann. Dauerhaft bergauf fahren mit gleichmäßiger Steigung das liegt mir. Aber mal hoch, mal wieder runter, viele Geschwindigkeitsänderungen, Änderungen der Trittfrequenz. Das ist schon anstrengend. Und so habe ich die Kohlehydrate der Spaghetti sehr gut gebrauchen können.

Auch hier kamen wir gut voran. Die Sonne schien fast den ganzen Weg. Wir genossen die grünen Wiesen, die links und rechts herabstürzenden Wasserfälle im Paznaun, die wir auf der Strecke immer wieder sahen oder auch überfuhren. Und wir fuhren durch Ulmich. Weiss der Teufel, wer sich diesen Namen ausgedacht hat. Es muss doch -wenn schon- Ulrich heißen. Und dann auch nocht mit 2 L. Also Ullrich. Schwamm drüber, es ist trotzdem ein Genuss gewesen, den Talweg zu fahren. Trotz des Falschen Ortsnamens und der alternatierenden Steigungen und Gefällen.

Und kurz vor 15 Uhr sahen wir nach der letzten Steigung auch unser Ziel: Das Hotel Castel in Ischgl. EInchecken, Claudia duschte, ich besorgte mir eine neue Kette für mein Bike. Denn meine hat nach vielen vielen Kilometern eine Längung zu verzeichnen. Und da ich weder meine Kassette hinten, noch meine Zahnkränze vorne austauschen möchte, mache ich das lieber mit der gelängten Kette. Und da wir ja nicht nur radeln wollen, sondern unser Leben genießen wollen -ist ja eine nicht alltägliche Reise- sollte noch ein hausgemachtes Eis den Weg in unsere Magen finden und wir genossen es, “die Parade abzunehmen”. Heisst, wir waren ob der unterschiedlichen Persönlichkeiten, die an uns vorbei flanierten schon recht überrascht.

Nun ist es 19 Uhr, Abendessen naht. Und ich höre auf, zu schreiben. Nicht, ohne den Wunsch für morgen zu äußern: Kein Regen, etwas Sonne, schöne Eindrücke und eine tolle Etappe morgen auf dem Weg nach Scuol in die Schweiz. Klar mit sauberen Klamotten, denn der Wäscheservice hier in Ischgl ist grandios. Unsere Radkleidungen sind schon sauber wieder verstaut.

Ach ja, und wen es interessiert: Voltaren ist ein Teufelszeug und die Einstellung meiner Cleats auch. Keine Schmerzen mehr im Knie und so kann ich mich auf die nächsten Tage freuen.

Kurz vor Ischgl die letzten Meter bergab auf Asphalt