Wir Feiern 25 Jahre Ehe Mit einer Radtour

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Hallo liebe Interessierte, die hoffentlich immer gerne meine Berichte -meistens von meinen Radl-Touren- lesen. Ich berichte nun von einer besonderen Tour, die meine liebe Frau und ich anlässlich unseres 25jährigen Ehejubiläums starten wollten (und dieses dann auch getan haben).

So lange wir noch „jung“ sind, wollten wir noch einmal gemeinsam über die Alpen radeln. Der Comer-See soll unser Ziel sein. Aber das richtige Ziel ist eigentlich der Weg. Der Weg, den wir von Grainau bei Garmisch-Partenkirchen nach Colico am Comer See einschlagen.
So ging es gestern in der Früh los. 03:20 Uhr aufstehen. Unchristliche Zeit mag der eine oder die andere denken. Und in der Tat ist das die Zeit, wo unser Jüngster gerne erst ins Bett geht und ich mindestens in der 5 Tiefschlafphase der nächtlichen Erholung liege. Aber um 04:00 Uhr sollte es los gehen. Und wer mich kennt, der weiss, dass 04:00 Uhr nicht 04:02 Uhr lautet, sondern 04:00 Uhr. Ggf. 03:58 Uhr.

Und so ging es dann wie schon einmal dieses Jahr auf der Autobahn über Halle, Leipzig, Hof, Nürnberg und München nach Grainau. Der Wettergott war uns wohlgesonnen. Die Sonne schien schon schön und der Verkehr war überschaubar. Also allererste Sahne. Das änderte sich in Nürnberg, kurz nach Ingolstadt und wie immer am Autobahnende in Eschenlohe. Einige Staus sind natürlich. So der am Autobahnende, wo eine zweispurige Straße in eine einspurige Landstraße mündet, die dann auch noch nach einigen km eine Ampel hat. Kann man nix machen. Na ja, ggf. drum herum fahren. Und dort wo in Nürnberg die Baustelle für zähfließenden Verkehr gesorgt hat, könnte man etwas tun. Nämlich besser Ausbildung der Autofahrer. Gas, Bremse, Vollgas, Bremse – so wie einst schon die EAV besang. Aber der Klopfer ist das variable Verkehrsschild nahe Ingolstadt. Rot blinkend steht dort „Achtung“ vorsichtig fahren (oder so ähnlich). Und was macht der gute Autofahrer? Bremsen. Der Grund? Ich sah keinen. Aber wie dem auch sei. Wir haben es geschafft und sind wohlbehalten und glücklich im Süden angekommen.

Das Wetter war heiß, richtig schwül. Und so gingen wir natürlich auch noch einmal durch das subtropische Klima Oberbayerns spazieren. Wir gönnten uns ja sonst nichts. Und die Beine müssen mal vertreten werden. Der Rest ist kurz erzählt. Wir waren kaputt, müde, durstig und haben dann den Nachmittag noch entspannt -junge Leute würden sagen chillend- verbracht.

Claudia und ich machen eine Individualtour über UlpBike. Das heisst, wir lassen unser Gepäck transportieren, unsere Hotels sind gebucht und wir können immer einen Guide ansprechen. Das ist in dieser Woche Holger. Und da Holger vorletzte Woche für mich einige Mietbikes von Ulp geputzt hat (was eigentlich meine Aufgabe auf meiner Tour gewesen wäre), habe ich im Gegenzug die Einweisung von einer anderen Individualgruppe gemacht. So konnte ich Holger eben auch etwas Arbeit abnehmen. Das dauerte knapp 45 Minuten. Und nun sollte mit einem schönen Abendessen unsere Reise beginnen.
Doch was war das? Potz Blitz und Donner. Sturm, starker Regen. Hatte ich das nicht schon einmal vor zwei Wochen? Nun gut. Für die Nacht war wieder starker Regen mit starken Gewittern angesagt. Die Schwüle heute ließ das eigentlich erwarten. Aus Spanien kommt feucht-warme Luft nach Bayern.

Nachtruhe war gegen 21:30 angesagt. Und durch die Abkühlung nach dem ersten Regenschauer war das Schlafen auch kein Problem. Denn das frühe Aufstehen zehrte doch an meinen Kräften. Bei Claudia, der Nachteule sah das anders aus. Aber das ist ein anderes Thema.

Am Sonntag früh 06:00 Uhr aufstehen. Das ist ja fast so früh wie bei der Arbeit. Rucksack fertig gemacht, letzte Kleidungsstücke -wie so immer- noch ins Auto gebracht und schon war es 07:!5 Uhr. Zeit zum Frühstücken. Im Hotel Nuss war somit auch unsere Übernachtung vorbei und bei etwas Sonnenschein fuhren wir kurz gekleidet (kurze Hose, kurzes Trikot) auf dem Thörlenweg in Richtung Eibsee. Der Weg ist kein Problem. Asphaltiert zwischen wunderschönen Bergwiesen, die durchsetzt von weissen Blüten waren. Die Heuschober inmitten der Wiesen bildeten einen schonen Kontrastpunkt. Nach ca. einem Kilometer quertern wir die Bayerische Zugspitzbahn. Die Zahnradbahn, die von Grainau über den Eibsee bis auf das Zugspitzplat führt. Und ab hier begann dann die richtige Steigung. Wir -nein ich- sind das Tempo zu schnell angegangen. Ich kann niemandem die Schuld geben. Ich habe ganz alleine das Tempo gemacht. Claudia ist mit ihrem E-bike immer in meinem Tempo mitgefahren. Wie dem auch sei, nachdem meine Trackaufzeichnung nochmal neu gestartet werden musste, waren wir nach knapp 30 Minuten und 200 Höhenmetern am Eibsee. Genauer gesagt über der Zugspitzbahn und am Bahnhof der Eibseebahn. Nun ging es etwas moderater mit teilweisem Blick auf den Eibsee kontinuierlich nach oben. Die Hochthörlenhütte war unser Zwischenziel. Das hatten wir auch nach knapp 90 Minuten erreicht. Zwischenzeitlich trafen wir noch einen etwas älteren Einheimischen, der einen Stoffsack mit Schwammerl bei sich trug. Ein kurzes Gespräch und wir wussten, dass er noch nie so früh im Jahr so viele Pilze gefunden hat. Ein freundliches Servus und schon ging es weiter.

Die Temperatur wurde geringer. Das wäre alleine auch möglich gewesen durch den Höhenunterschied. Aber heute war es etwas anderes. Es kamen mehr und mehr Wolken. Die Sonne war nicht mehr zu sehen. Durch die Anstrengung war mein Trikot schon durchnässt und so musste ich eine Jacke überziehen, damit ich nicht frieren musste. Denn von der Hütte, die wir rechts liegen ließen, ging es zuerst etwas Asphaltweg, dann einen schönen Trail bergab.

Der Trail war etwas rutschig. So wie im Übrigen auch der Waldweg von Grainau zum Eibsee und teilweise auch der Waldweg vom Eibsee zur Hochthörlenhütte. Es hat gestern Abend geschüttet und die Nacht war es nicht gerade besser. So ist es kein Wunder, dass die Schotterwaldwege mit losem Schotter belegt waren, was das Fahren etwas schwieriger bzw. anstrengender gestaltete.

Zurück aber zur Abfahrt. Nach dem Trail noch kurz Asphaltweg bis zur Talstation der Österreichischen Zugspitzbahn und ab ging es auf dem Wanderweg nach Ehrwald. Oh nein, der ist mittlerweile für Radler gesperrt. So zumindest, wenn man das Schild richtig interpretiert. Fahren wir also etwas Straße, um nachfolgend an einer Stelle in den Wald einzubiegen, an der kein Verbotsschild steht. Wir waren auch angesichts der frühen Zeit (es war mittlerweile 10:25 Uhr) alleine im Wald, was kein großes Wunder war.

Über einen Wiesentrail mit wunderschönem Blick auf das Ehrwalder Moos ging es weiter in das Dorfzentrum. 10 Höhenmeter weiter ging es über eine kleine Brücke hinter einem Jogger her in den schönen Lärchenwald. Er wollte uns vorbeilassen. Wir hatten aber kein Interesse. Lieber noch einige Fotos machen und die Zeit genießen. So fuhren wir dann auf dem Panoramaweg gen Biberwier. Panorama? Wo war das? Wir haben es nicht gesehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass vor 10-15 Jahren ein tolles Panorama sichtbar gewesen ist. Aber entlang des stetig steigenden Weges waren die Bäume und Sträucher so hoch gewachsen, dass man nur stellenweise einen kleinen Eindruck der mittlerweile wieder erreichten Höhe sehen konnte. So ging es nun in Richtung Biberwier. Das Wetter schien zu halten. Denn das war unsere Kalkulation. Laut Wettermodellen von Herrn Kachelmann sollte es tendenziell Nachmittags regnen. 16 Uhr! Da wollten wir aber schon in Imst sein. So gaben wir etwas Tempo auf die Pedale, pedalierten noch bis zu unserem Mittagsdomizil, dem Restaurant Talblick.

Claudia lud ihren Akku ein wenig nach. Ich trocknete meine Haare. Nein, es regnete nicht. Aber sie waren trotzdem klitschnass. Ein kleines Mittagessen und um 13:15 ging es weiter. Auf ging es zum Fernpass. Hier folgten wir der Via Claudia Augusta. Es sollten noch knapp 200 Höhenmeter sein, die wir auch schnell hinter uns brachten. Denn schnell hatten wir eine höhere Höhe als die Pkw, die auf der Fernpassstraße parallel befuhren.

Das Wetter zog immer weiter zu. Ein Blick zurück zur Zugspitze: In Wolken. Ein Blick nach vorne zum Fernsteinsee: Es zogen dicke Wolken nach oben. Dort, wo wir standen – am Aussichtpunkt „Schöne Aussicht“. Unter uns die Südseite der Fernpasstraße. Die Autos quälten sich hoch. Von Süden nach Norden. Für uns sollte es weiter gehen, denn über den Fernpass mussten wir auch noch, um nach Nassereith zu fahren.

Und so ging es bergab. Es nieselte ein wenig. Es ging wieder ein wenig bergauf. Es nieselte mehr. Regenjacke, Claudia? Was meinst Du? Ggf. am Fernpass? Nein, denn auf einmal regnete es richtig. So haben wir in der letzten Kurve vor den letzten 5-10 Höhenmetern die Regenhosen und Regenjacken aus dem Rucksack geholt, um uns vor Regen zu schützen. Und die Entscheidung war gut. Denn der Regen wurde zunehmend stärker. So fuhren wir unter dem Fernpass hindurch bogen auf die Via Claudia Augusta ein und fuhren gen Nassereith. Der Name war Programm. Es schüttete aus Eimern. Das ist kein Vergnügen, aber muss ja sein. Wir wollten es ja nicht anders.

Beeindruckend ist, dass noch die Spurrinnen der alten Via Claudia Augusta auf dem Downhill in Richtung Ziel sichtbar sind. Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Regen, Regen, Regen. Und zwar so lange, bis wir in Tarrenz, unserem heutigen Hotelziel waren. 1,5 km vorher hörte der Regen auf. Ein Blick zurück in Richtung Nassereith: Es ist schon sehr dunkel und scheint vom Regen dominiert zu sein.

Wir nahmen somit im Trockenen die letzten 100 Höhenmeter zu unserem Hotel in Tarrenz auf uns. Die Sonne kam raus. Zumindest ein wenig. So trockneten unsere Regenjacken – zumindest von aussen.

15:00 Uhr. Der Radltag ist vorbei. Wir sind im Hotel. So ist noch Zeit zum Rad reinigen, Duschen, spazieren, relaxen, entspannen. Wir sind recht schnell unterwegs gewesen und haben knapp 1500 Höhenmeter bezwungen und nebenbei noch etwas über 55km gefahren.

Eigentlich war der Tag das optimale Abbild eines gemeinsamen Lebens. Er hatte Höhen und Tiefen. Er begann mit Sonnenschein, dann zog es sich zu, Regen kam hinzu und zum Schluß konnten wir wieder etwas Sonne genießen. Und die Sonne war nach harter Arbeit -sprich Treten auf dem Rad- unsere Belohnung. Und ist es nicht auch so, dass jede Partnerschaft nur positiv ausgeht, wenn man hart daran arbeitet. Somit können wir sagen, dass Tag 1 perfekt unser gemeinsames Leben der letzten 25 Jahre symbolisiert.

Aber wir hätten auch nichts dagegen, wenn wir morgen mehr auf der Sonnenseite stehen. Die Wetterprognosen sehen jedoch leider nicht so aus. Schauen wir mal. Wenn ich Lust und Zeit habe, werde ich wieder berichten.

Nun noch einige Fotos..