Man muss schon sehr genau hinhören

Ich betitele den Rückblick auf 2024 mit einem Zitat des von mir so geschätzten und vor 13 Jahren verstorbenen Vico von Bülow aus seinem Sketch mit dem sprechenden Hund. Vico von Bülow alias Loriot, jener Mensch, der uns so genau „aufs Maul“ geschaut hat und der mir in diesem Jahr mit einem Ausschnitt aus einer Talkshow aufgefallen ist, bei dem ich mir gar nicht sicher war, ob das nun wirklich Original oder AI-Fake sein soll. Verrückte Zeiten….

Wie auch immer „Man muss schon sehr genau hinhören“ ist das, was ich mit meinem jährlichen Rückblick auch mache. Und so fangen wir einfach mal an, nicht hörend, sondern sehend, rückblickend auf 2024 zu schauen.

Es war mal wieder ein weitgehend schönes Jahr. Ich durfte mal wieder die ein oder andere Reise erleben, musikalische Erfahrungen (ich komme da später noch einmal drauf zu sprechen) sammeln, in der Natur die vielfältige Ruhe finden und andere Kulturen – dieses Jahr in Bologna und Umgebung – mit mehr als 100.000 Schritten entdecken. Ich durfte die ein oder andere Stunde mit meinen Lieben und Freunden verbringen, und das ist ja auch nicht selbstverständlich. Daher bin ich erstmal dankbar ob so vieler positiver Ereignisse.

Aber nicht nur familiär und persönlich haben positive Ereignisse meinen Weg in 2024 geplfastert. Starten wir den Reigen der positiven Begebenheiten, die über meine Familie hinaus gehen doch einfach jetzt. Und ja, schauen wir dabei sehr genau hin. Es wird keine Missstände geben, die es anzuprangern sich lohnt. Denn erstens würde das zu nichts führen und zweitens ist auch in jeder Situation, bei richtiger Perspektive – eben bei sehr genauem Hinsehen- ein kleiner Lichtblick zu finden. Zumindest bei den meisten der folgenden Erlebnisse. Fangen wir also an.

Bildung ist ja bekanntlich das höchste Gut – zumindest, wenn man weder Ölquellen noch hunderte Millionen Einwohner sein Eigen nennt. Und so konnte ich kürzlich ein Bildungswunder in der Tiefebene des Vorharzes entdecken, welches mich höchst erfreut hat. Kurz vor Weihnachten, kurz vor dem Jahresende, also in der Zeit, in der man sonst eher Wunderkerzen als Wunder erwartet, da geschah es. Ich las von der Grundschule in Lutter. Bisher wohl das letzte gallische Dorf der Grundschulen in Langelsheim, die Bildung und Kinderbetreuung noch ohne Ganztagsangebot machten. Dieses gallische Dorf ist gefallen. Applaus, Vorhang auf für die Grundschule in Lutter. Sie hat nun auch ein Ganztagsangebot. Und das freut mich ungemein, weil es eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft ist. Eine Investition in unsere Kinder. Wir erinnern uns dunkel: Bald gibt es ja einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in ganz Niedersachsen.

Ganz Niedersachsen? Nun, nicht ganz. Da ist ja noch das andere gallische Dorf oder der frühere kaiserliche Wohnort Goslar. Weltkulturerbe, diese majestätische Stadt, das kaiserliche und kulturelle Vorzeige-Juwel der norddeutschen Tiefebene. Dieser neumodische Kram mit durchgängiger Ganztagsbetreuung an Grundschulen ist hier nun noch nicht richtig angekommen. Ist dieses gegegenenfalls Teufelswerk oder Ketzerei? Man ist ja auch über 1100 Jahre ohne ausgekommen. Und da hat man sich wohl gedacht: „Warum etwas aufbauen, wenn wir darüber reden können?“ Denn es fehlen Menschen. Und damit sind nicht die Essenden, sondern die mit den Kochmützen gemeint. Und die, die die Tafelstuben für die völligen Tafelrunden in den Schulen bauen wohl auch. Soll genauer heißen: Es fehlt an Kantinen bzw. Mensen an den Grundschulen.

Aber keine Sorge, der findige Ratsherr (und seine nicht minder findige -dame) hatten schon vor zwei Jahren die Lösung schon parat: Eine Resolution! Ja, genau, ihr wisst schon, Resolutionen, die schriftlichen Denkmäler (und mit Denkmälern kennt man sich hier in Goslar ja aus) der Untätigkeit. Ich habe schon vor zwei Jahren in meinem damaligen Jahresrückblick darauf hingewiesen und mich dabei großzügig bei Monty Pythons „Life of Bryan“ bedient. Zur Erinnerung:

Ich finde 5 Jahre sehr optimistisch…. Also sollten wir uns von unseren Ärschen erheben und aufhören wie Waschweiber darüber zu Schwatzen –Hört Hört Hört– Das ist richtig, nur die Tat zählt und nicht Worte. Was wir jetzt brauchen sind Taten. –Hört Hört– Ihr habt Recht. Wir können hier rumsitzen und den ganzen Tag reden und pausenlos Resolutionen annehmen, Kluge Ansprachen halten. Das kratzt nicht einen römischen Soldaten. Also lasst uns aufhören darüber zu schwätzen. Das ist vollkommen sinnlos und führt uns nirgendwo hin. –Hört Hört–Einverstanden, das ist absolute Zeitverschwendung“.
(aus Monthy Pythons „Leben des Brian“)


Langelsheim hat sich derweil auf den Rechtsanspruch vorbereitet. Andere Orte wohl auch, wenn wir den Worten der Chronisten der hiesigen Medienimperien Glauben schenken mögen. Und Goslar? Da werden große Pläne geschmiedet, noch größere Worte gesprochen und vermutlich epische Schubladen angelegt, in denen die brillanten Konzepte der Bürokratie stauben. Und da man in Goslar ja nicht hexen kann, wie man dem obig verlinkten Artikel entnehmen kann und auch manches immer schneller gehen kann (wenn ich ketzerisch z. B. an Sporthallen und Begegnungsstättten denke), so bin ich mir sicher, diese Schubladen warten nur darauf, irgendwann von Indiana Jones aus der Verwaltungshölle befreit zu werden. Vielleicht 2025?

Aber hey, es ist kurz vor Weihnachten. Und wer weiß: Vielleicht liegt in Goslar schon nächstes Jahr unterm Baum ja kein Geschenk, sondern eine Tat. Wenn im Schuljahr 26/27 der erste Jahrgang gemäß Beschluß des Bundestages und -rates das Recht auf Ganztagsbetreuung hat, können wir mal schauen, ob es die Resolutionen schaffen, die Kinder im Ganztag auch in wertschätzender Umgebung mit Mittagessen zu versorgen.

Denn es ist doch klar, dass Goslar, frei nach Geier Sturzflug, in die Hände spucken kann. Wer erinnert sich in meinem Alter nicht daran:


Richtig, hier wird nicht nur zugeschaut, sondern gemacht! Bruttosozialproduktsteigerung vom Feinstern. In Goslar wird angepackt, auch wenn böse Zungen (man könnte sagen, der Goslarer Stammtisch) anderes murmeln mögen. Das Kaiserpfalzquartier nimmt Form an! Die lokale Presse überschlägt sich derweil mit Lobeshymnen – nicht nur vor dem Bürgerentscheid, sondern auch jetzt, wo Weihnachten naht. Ein Hoch auf den vorweihnachtlichen Aktionismus!

Die Bürger haben entschieden und jetzt heißt es: Hände aus den Taschen, Ärmel hoch und ran ans Werk! So funktioniert Demokratie, und wir alle lieben es, wenn Engagement belohnt wird. Wirklich, ich kann mich kaum an ein anderes Projekt erinnern, für das sich so viele Leute ins Zeug gelegt haben. Dieser Entwurf? Einfach sensationell. Und das Beste daran: Goslar kann sich das leisten! Oder? Na ja, Moment mal… Da war doch was.

Im Herbst lese ich plötzlich, dass Goslar jeden Cent dreimal wenden muss, weil das Stadtsäckel eher nach Ebbe als nach Flut aussieht.

Ich hätte das erwartet, da spätestens 2017 ja gezeigt hat, dass eine Flut Goslar gar nicht gut steht. Und so rufe ich empört „Fake News!“, denn schließlich wurde mir im Frühjahr hoch und heilig versichert, dass die Finanzen blühen wie der Krokus im März auf der Pfalzwiese. Und gespart wird – natürlich nicht an den Schulen!

Jetzt aber klaffen schon Löcher? Wie ist das möglich?Es gibt nur wenige Erklärungen dafür:

  1. Die Gebrüder Grimm haben heimlich in Goslar gelebt und uns ein unbekanntes Märchen hinterlassen.
  2. Die Zahlen waren vielleicht doch nicht so im Griff, wie uns glaubhaft versichert wurde.

Aber halt, das ist natürlich Unsinn! Schließlich hat mir ein hochrangiger Vertreter:in (wie schreibt man diesen Gender-Schwachsinn eigentlich? eine hochrangige ggf. dann doch?) der Stadt auf meine Frage nach einem Businessplan erklärt, der Kämmerer – seines Zeichens wohl Finanzgenie – habe alles unter Kontrolle. Da muss also ein Missverständnis vorliegen. Vielleicht war die Kommunikation einfach… kreativ, und ich habe ggf. nicht genau genug zugehört. Und ihr wisst ja: Man muss schon sehr genau hinhören.

Wie auch immer, bei den Bauzeiten, die in Deutschland heutzutage normal sind (5 bis 10 Jahre für eine Brücke, die sebst mit einem schlechten IKEA-Set schneller stünde), mache ich mir um die Fertigstellung eh erstmal keine Sorgen. Vielleicht erlebe ich das Quartier ja gar nicht mehr und erst die nächste Generation darf sich an Kultur erfreuen. In der Kulturmetropole Goslar und ganz ohne nach Braunschweig, Hannover oder Ilsenburg pilgern zu müssen.

Stellt euch das mal vor: Goslar, Kulturhauptstadt des Harzes! Eine Champions-Arena, die die ganz großen Stars lockt! Fehlt nur noch der passende Name. Vielleicht etwas Nostalgisches wie „Volkspark-Kaiserpfalz“? Oder modern: „Goslar-Dome powered by Inflation“? Egal, was es wird – die Kultur für die Massen wird hier ganz großgeschrieben. Und die Masse wird’s bezahlen. Rock it, Goslar!

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Und nun zurück zu den geheimnisvollen Plänen, die – so vermute ich mal – tief in den Schreibtischen der Beamten und Lokalpolitiker schlummern. Moment mal, Schreibtische? Entschuldigung, wir sind in Goslar und hier regieren mittlerweile die iPads! Ja, genau, diese Geräte eines gewissen Monopolisten, der sich mit „günstigen Preisen“ vermutlich nur beim Kaffee im Pausenraum seiner Hauptzentrale im Silicon Valley auskennt. Aber keine Sorge – unser allwissender Finanzfachmann (siehe oben) hat die Kosten wahrscheinlich im Auge und noch mehr im Griff.

Und wo ich schon bei Plänen bin, so hat doch auch unser Kreistag unseres schönen Landkreises viele Pläne, die auch beschlossen worden sind. Und so bin ich doch auf einen gestoßen, der wahrscheinlich nur noch nicht veröffentlicht worden ist. Worum geht es?

Wenden wir uns kurz einer großartigen Baustelle zu, die seit gefühlten Jahrzehnten unsere B241 vor unserem Stadtteil mit der Burg heimsucht. Eine Brücke, eine stinknormale Brücke. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist sie der geheime Eingang zu einer anderen Dimension, den nur die Erbauer verstehen. Jedenfalls ist sie seit vier Jahren in Arbeit. Ja, vier Jahre. In dieser Zeit haben andere Länder Flughäfen hochgezogen- aber hier? Hier bauen wir an einer Brücke, die offenbar auch eine kleine Reise in die Unendlichkeit unternimmt. Tausend Erklärungen sind abgegeben: Wetter, Insolvenzen, neue Berechnung der Statik,….. Egal. Gut Ding braucht ja Weile. Und das akzeptieren wir natürlich.

Was passiert nun kurz vor Ende der Bauzeit der Brücke (es dauert ja nur noch ein halbes Jahr – hoffentlich)?  Der Magistrat der hiesigen Landkreises dreht die ganz große Schraube und beschließt, eine Zufahrtsstraße von „Immenrode“ in Richtung Vienenburg, in Richtung dieser Brücke vollständig für den Fahrzeugverkehr zu schließen. Rückbau heißt das im Beamtendeutsch und verleiht diesem Beschluss einen innovativen /modernen Anstrich. Eine Fahrradstraße soll sie werden!

Wer braucht schon eine normale Straße, wenn man als Alternative ein hübsches, schnuckeliges Stück Bahndamm durch den Wald hat, das immerhin 100 Meter parallel zur gesperrten Strecke verläuft? Wer da nicht mit dem Fahrrad durch den Wald fährt, ist entweder faul oder gehört in die Kategorie derjenigen, die auch nicht mit dem Esel nach Bethlehem geritten wären. So könnten nur uninformierte und ggf. kurzsichtige Zeitgenossen argumentieren.

Weg mit den dreckigen Autos, her mit den Fahrrädern. Die Autos fahren ab Umsetzung der Maßnahme einen Umweg über Weddingen. Solche Devise hätte auch von den Öko-Gurus der dann doch nicht so erfolgreichen Bundesregierung kommen können. Nun gut, es ist doch der Mut zu belohnen und zu beklatschen, diesen politischen Pionieren einer Expedition ins Ungewisse ist Tribut zu zollen. Die, der Moderne jedoch nicht ganz so aufgeschlossenen Bürger von Immenrode, können das noch nicht so richtig nachvollziehen. Sie sind der Meinung, dass eine Umleitung von 2 Kilometern für Autofahrer vielleicht dann doch eine zu große Herausforderung darstellt. CO2 neutral erscheint sie keinesfalls. Doch natürlich ist das egal. Unsere tapfere Politik lässt sich von solch kleinkarierten Sorgen nicht beirren. Der Rückbau der Straße bleibt natürlich beschlossene Sache – aus Gründen, die nur jene verstehen, die das große Bild sehen.

Un das große Bild könnte grüner und schöner nicht sein. Ich erlaube mir, hoch investigativ, für das ich nun einmal bekannt bin, meine Vermutung des wahren Grundes für den Straßenrückbau hier zu veröffentlichen. Hier kommt die Erklärung, die die Dorfbewohner wohl gar nicht sehen und verstehen: Man ist doch vier Jahre ohne direkte Verbindung zwischen Immenrode und Vienenburg ausgekommen. Das hat uns doch gezeigt, dass es sowieso niemanden stört. Keiner hat sie vermisst, die direkte Verbindung Immenrode-Vienenburg.

Und wenn wir wirklich CO2 sparen wollen, ist das Auto doch sowieso der Teufelsbraten der modernen Welt. Wer ein Auto fährt, hat nicht nur das Klima nicht im Kopf, sondern auch ein wenig den guten Geschmack verloren (aber ggf. hilft das der deutschen Kernindustrie etwas am Leben zu bleiben, aber das nur so am Rande erwähnt). Wenn wir also ganz konsequent sind, könnten wir doch gleich auch diese wunderbare Alternative, die uns extra 2 Kilometer Umweg schenkt, auch abbauen! Warum nicht auch die Straße von Weddingen nach Vienenburg zurückbauen? Das wäre Klimschutz auf höchstem Niveau, ein Paradies für alle Fahrradliebhaber und Wanderer! Vielleicht denken wir sogar darüber nach, den Rückbau der Straße von Immenrode nach Vienenburg zu einer ganz neuen touristischen Attraktion zu machen – eine Art lebendiges Mahnmal für all jene, die der ständigen Streckenoptimierung und dem Straßenbau verfallen sind. Eine Ausstellung von „verlorenen Straßen“ – als Symbol für das, was wirklich zählt: Die pure, unverfälschte Natur und der unaufhaltsame Fortschritt der CO2-neutralen Gesellschaft.

Da brauchen wir nur jemanden, der das kommuniziert und die Marketingkampagnen plant. Nun, ich habe gehört, dass im letzten Jahr Parteivorsitzende und Generalsekretäre in Berlin zurückgetreten sind. Vielleicht könnten sich die grünen und sozialen Politiker im Kreistag bei ihren Parteigenossen in Berlin  mal erkundigen, ob  hier nicht eine kostenlose Unterstützung möglich wäre. Was wäre das für ein Fortschritt! Was für ein Mut! Was für ein Plan!

Und während ich so über diesen Plan nachdenke, lande ich – wie könnte es anders sein – wieder bei meinem Lieblingsthema: Schule. Da gab es ja auch einen Plan der Bundesregierung, Schulen in schwachen Umgebungen finanziell zu unterstützen. Na, auch das nenne ich einen Plan. Da war doch 2024 was in Goslar… Genau, das Startchancenpaket 2060 der Bundesregierung kam nicht so gut an in Goslar! Ah nein, Entschuldigung, ich meinte natürlich 2024. Aber wenn man bedenkt, wie schnell solche Pakete in der Regel umgesetzt werden, wirkt 2060 dann doch nicht so unrealistisch. Was schrieb also die Goslarsche Zeitung dazu?

„Vor Ort versteht es niemand, zumal auch niemand die Auswahlkriterien kennt. Ausgerechnet die Grundschule Oker bleibt beim Startchancenprogramm von Bund und Land außen vor. Drei andere Goslarer Grundschulen sind dabei. Der Protest formiert sich.“
(https://www.goslarsche.de/lokales/startchancen-programm-oker-grundschule-vergessen-575377.html)

Wir wissen ja alle: Spesen sind immer ein Thema, das gern hohe Wellen schlägt. Umso beruhigender, dass in der Goslarschen Zeitung nicht mehr viel davon zu lesen war. Das bedeutet übersetzt: Außer Spesen nichts gewesen. Und da die Spesen offenbar nicht astronomisch hoch waren, konnte sich das Kultusministerium sogar den Luxus leisten, die Verteilkriterien der Steuergelder für dieses Programm geheim zu halten – ganz ohne Vorwurf der Incompliance.

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Aber ich bin ein Optimist! Vielleicht wird man diese sagenumwobenen Kriterien 2059 endlich enthüllen, wenn die Mühlen der Verwaltung in gewohnter Präzision gemahlen haben. Klar, für die Schulkinder im sozial nicht ganz einfachen Stadtteil von Goslar ist das erstmal nicht hilfreich.

Aber Hoffnung bleibt, denn wie schon Monty Python in „Das Leben des Brian“ weise formulierte: „Hört! Hört!“: Unsere Oberbürgermeisterin hat ja nicht ohne Grund auf ihrem Wahlplakat sowas ähnliches versprochen wie „Chancengleichheit für alle Kinder.“ Ein großer Satz, der sicher auch für Kinder in schwierigeren Verhältnissen gilt. Ich bin überzeugt, dass sie das irgendwie hinbekommt – schließlich hat auch der Rat schon wichtige Schritte in die Wege geleitet.

Der Linke Rüdiger Wohltmann, kongenialer Kloppenburg-Kompagnon beim Jahresantrunk, hat in dieser Hinsicht schon geliefert. Einer von ihm entworfenen Resolution hätten neben seiner eigenen Fraktion schon SPD, CDU, Grüne Partei 42, Henning Wehrmann und Niklas Prause zugestimmt. Eine Rückmeldung der FDP stehe noch aus. Danach fordert der Goslarer Rat das Ministerium auf, die Okeraner Schule noch ins Programm aufzunehmen. Sie habe ein „sozial-ökonomisch problematisches Einzugsgebiet“ und arbeite engagiert daran, für Oker eine soziale Anlaufstelle einzurichten, damit Familien niederschwellig Hilfe geboten werden könne. „
(https://www.goslarsche.de/lokales/grundschule-oker-startchancen-goslar-580507.html)

Das klingt doch gut, oder? Und wie ich schon oben über Resolution schrieb, folgen hier doch sicherlich auch noch die Taten. Man hört hier sicher auf Monty Python. So freue ich mich auf die Maßnahmen, die in den letzten sechs Monaten hinter den verschlossenen Türen sicher sorgfältig ausgearbeitet wurden. Ich bin überzeugt: 2025 wird dieses (welches auch immer) Projekt abheben – wie eine Rakete! Vielleicht sogar wie eine Rakete mit Doppel-Wumms.

Oh, hoppla, jetzt bin ich in die Bundespolitik abgerutscht. Aber gut, warum auch nicht? Schließlich hat der Doppel-Wumms auf Bundesebene ja ordentlich gezündet.

Vielleicht kann Goslar davon ja noch etwas lernen. Da benötigen wir nur noch die 3 von der Tankstelle. Drei Schauspieler, die auch Goslar zum Doppelwums verhelfen. Denn an der Spitze der Politik, in einer doch noch groß zu nennenden Volkswirtschaft, hatten wir 2024 auch drei Schauspieler zu verzeichnen. Was für ein herrliches Theaterstück wir doch auch 2024 erleben durften! Der eine, offenbar mit Auszeichnung im Fach „emotionales Ablesen vom Teleprompter“ aus der Schauspielschule entlassen, zeigt uns regelmäßig, wie man den Pathos aufdreht. Beim anderen könnte man meinen, er wäre ein Tom Hanks für Arme, der uns die Tragödie eines verlorenen D-Days in bester „Der Soldat James Ryan“-Manier verkauft. Aber nein, die Doppeldeutigkeit des D-Days scheint seine Partei irgendwie übersehen zu haben. Und dann gibt es da noch den Dritten im Bunde, der schauspielerisch wohl zu dem Besten gehört was es an deutschsprachigen Schaupielern gibt. Christoph Walz, Michael Fassbender, Heiner Lauterbach, Jochen Vorgel, Jan-Josef Liefers – alle nichts dagegen. Wie charmant und sparsam beleuchtet er uns in seiner Privatwohnung mit staatsmännischem Tiefgang, intellektueller Brillanz und einem Hauch von Sexappeal entgegenstrahlte! Oben genannter Tom Hanks hätte es kaum besser hinbekommen – dabei ist unser Star gar kein Schauspieler, sondern ein Wirtschaftsweiser. Oder vielleicht doch ein Messias? Auf jeden Fall ein Frauenschwarm, wie die ARD-Talkshow von Frau Miogsa kürzlich eindrucksvoll bewies. Ich verstehe es nicht. Ggf. ist es dieser komische Dackelblick, der wenig nachdenkende Menschen so beeindruckt, dass Inhalte und (Nicht-)Geleistetes unwichtig sind.

Aber sei’s drum, die drei haben ihr Bestes gegeben. Ob das Beste jedoch gut genug war? Nun, das lässt sich diskutieren. Ich glaube schon. Warum?

Man könnte fast denken, die Wirtschaftspolitik habe den Arbeitsmarkt nicht im Blick gehabt. SAP: 3.500 Stellen weniger. Thyssenkrupp Steel: 420 von 550 Arbeitsplätzen am Standort Bremen-Farge futsch. Bosch plant, bis 2027 etwa 3.500 Jobs zu streichen. Miele: 1.300 Stellen bis 2028 weg. Und wer erinnert sich nicht an Continental oder Ford mit ähnlichen Meldungen? Volkswagen ließ nach langen Tarifverhandlungen noch kurz vor Weihnachten vermelden, dass bis 2030 35.000 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden sollen.

Das sind keine Zahlen, das sind Schicksale. Ketzer könnten behaupten, dass Schicksale international nicht mehr zählen. National schon gar nicht, wenn man im Auftrag des Herrn mit der einzig guten Sache unterwegs ist, nicht wahr? Doch auch das ist falsch. Denn Überraschung: Die Arbeitsplätze sind ja nicht weg. Sie sind einfach nur wo anders. Die werden nur … umgezogen. Ins ferne Indien, zum Beispiel! Dort entstehen nun, dank deutscher Weitsicht, viele neue Jobs. Das klingt doch gerecht bei über einer Milliarde Einwohnern. Die brauchen doch auch eher Arbeitsplätze als wir im kleinen beschaulichen 85 Mio. Einwohner Hochentwicklungsland.

So muss ich ja der Genialität unserer Bundespolitik schon den gezogenen Hut mit einer tiefen Verneigung entgegenbringen. Das ist wirtschaftliche Genialität Deutschlands. Und man könnte den Eindruck haben, dass unser Wirtschaftsminister auch der Meinung ist, alles richtig gemacht zu haben. Für mich ist es wirklich beruhigend zu wissen, dass unsere Wirtschaftspolitik schlimmeres Unheil verhindert hat. Zumindest, wenn man den Worten des Wirtschaftsweisen himself Glauben schenken mag, der uns unterbelichtetem Volk, selbst mit einfachen Worten Insolvenzen erklären muss. Deutschland hat vielleicht ein bisschen abgebaut. Ach, wird schon wieder. Ehemalige Problemstaaten wie Griechenland und Portugal haben wirtschaftlich eher aufgebaut (zumindest, wenn wir die Werte 2023 anschauen). Aber das ist sicherlich nur Zufall oder nur der Tatsache geschuldet, dass sie von einem viel schlechteren Niveau her kommen.

Und wahrscheinlich hat die Wirtschaftspolitik nur noch nicht so richtig gezündet, denn gut Ding braucht Weile. Das zeigt auch eine Meldung aus Dezember: Die EU bastelte an einem 15. Sanktionspaket gegen Russland! Was für ein genialer Schachzug. So zwingen wir das Land mit den größten Rohstoffvorkommen der Welt in die Knie und fördern gleichzeitig den heimischen Wohlstand. Nach nur knapp drei Jahren Ukrainekrieg hat man jetzt, im zähen Ringen nach vierzehn wohl gescheiterten Paketen (sonst hätte es ja kein 15. Paket benötigt), den Heiligen Gral der Sanktionen gefunden! Natürlich zum Wohl der ukrainischen Bevölkerung und auch, damit man nun weiterhin die Europäische Wirtschaft stärken kann.

Ich verneige mich vor so viel Kreativität und Beharrlichkeit. Schließlich ist es doch beruhigend zu wissen, dass wir mit jedem Sanktionspaket ein Stückchen näher an den ultimativen Durchbruch kommen. Bleibt nur zu hoffen, dass wir bei all diesen brillanten Plänen noch genug Jobs haben, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Denn auch in Zukunft müssen die Arbeitskräfte zumindest genug Teleprompter bauen, damit die Darsteller auch künftig überzeugend ins Bild gerückt werden. Oder aber sie stehen zum Wiederaufbau nach dem Krieg der Ukraine zur Verfügung.

Nach all den humorvollen und positiv dargestellten Höhepunkten, den schrägen Momenten und den bisher schon bejubelten Ereignissen des Jahres wollen wir nun innehalten. Es gibt Zeiten, in denen uns das Lachen im Halse stecken bleibt und die Schwere eines Themas jegliche Leichtigkeit verbietet. Jetzt wenden wir uns einem Thema zu, das keine positive Betrachtung verträgt. Ein Thema, das uns alle betrifft und das tiefgreifend reflektiert werden muss. Es ist eine Thematik, die unsere Gesellschaft fordert, unsere Menschlichkeit herausfordert und unser Mitgefühl an die Grenze bringt.

Ich kann es kaum fassen. Vor kurzem habe ich in der Zeitung ein Bild gesehen, das mich tief erschüttert hat:


Ein Arzt, der ein Kind auf dem Arm hält, dessen Blick auf das Kind die gesamte Last der Welt zu tragen scheinen. Die Überschrift: „Das Krankenhaus der zerstörten Kinderseelen“. Diese Worte hallen nach, wie ein unaufhaltsames Donnern in meinem Kopf. Warum nur solche Bilder? Warum müssen wir uns immer wieder mit diesen Eindrücken auseinandersetzen, die uns das Grauen in all seiner Wucht vor Augen führen? Verdammt, wissen wir nicht längst, was Krieg anrichtet? Es gibt keine Entschuldigung für diese Zerstörung von Leben, nicht in der Ukraine, nicht irgendwo anders! Und doch verschließt die Welt häufig die Augen, wenn in anderen Kriegen, die aus politischen Gründen akzeptiert werden, Kinder auf dieselbe Weise sterben.

Die Tragödie dieser Kinder außerhalb der Ukraine hatte in der Vergangenheit nach meiner Wahrnehmung keinen angemessenen Platz in der breiten Berichterstattung. Warum wird das Leid der Kinder aus Nahost, aus anderen Krisengebieten, so oft übersehen? Wo sind die Bilder dieser zerbrochenen Seelen? Wo sind die Geschichten der Kinder, deren Leben von den unvorstellbaren Folgen von Gewalt und Zerstörung gezeichnet sind? Letztes Jahr beschrieb ich schon an gleicher Stelle, dass gemäß von Berichten der UN, die Zahl der Opfer im Gaza-Krieg in einem kurzen Zeitraum schon um ein Vielfaches höher war als in der Ukraine (bei viel längerem Krieg). Und doch bleibt das weitgehend unbemerkt bzw. nicht beschrieben. [Einschub: 2 Tage vor Weihnachten kam dann doch der Hinweis in unserer Provinzpresse zum Foto des Jahres 2024 von Unicef, somit lege ich Wert auf den Begriff weitgehend, der ja keineswegs ausschließlich bedeutet].

Ich bin kriegsmüde. Meine Geduld für diese ewigen Kriege (die es ja schon immer gab- da machen wir uns nichts vor- aber nun zunehmend medial beeinflusst werden) ist erschöpft. Meine Geduld ist am Ende für diese wiederholte Sinnlosigkeit von Gewalt, die Menschenleben zerstört als wären sie nichts. Tötet sagen wir und in Friedenszeiten würden wir „morden“ sagen. Ich dachte, wir wären in einer zivilisierten Welt schon weiter. Mein Verständnis ist auch erschöpft angesichts der hohlen Phrasen, wo der Gegner mit Tieren verglichen wird und wo der endgültige Sieg das Ziel ist.

Warum halten wir es nicht mit dem römischen Philosophen Cicero (106 v. Chr. – 43 v. Chr.) , der gesagt haben soll: „Ich mahne unablässig zum Frieden; dieser, auch ein ungerechter, ist besser als der gerechteste Krieg.“ Oder auch mit Kennedy (Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, 1917 – 1963)), der gesagt hat: „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“ (oder sprechen wir hier zumindest von Menschlichkeit, der ein Ende gesetzt wird)

Es werden von vermeintlichen Experten so viele Phrasen gedroschen und auch häufig ungefiltert und wenig diskutiert dargestellt. Es erscheint nicht schwer, diese einfachen Phrasen zu widerlegen zumindest sachlich zu diskutieren. Ich bin aber müde, auch das zu tun. Warum diese Einheitsbeschallung? Hatte Loriot im obig gezeigten Video-Statement vielleicht doch recht?

Wie auch immer, es ist nicht nur das Fehlen von Lösungen, es ist der dauerhafte Schmerz derjenigen, die sterben, als wären sie nur Spielsteine in einem gefährlichen politischen Spiel. Was soll das alles? Warum immer diese ungleichen Maßstäbe? Wann begreifen wir, dass der Wert eines Lebens nicht durch geografische Linien bestimmt wird? Unsere Herzen dürfen nicht von der Entfernung zu den Opfern oder politischem Kalkül beeinflusst werden. Ein Kind ist ein Kind, ob aus Kiew, Gaza oder Kabul.

Ich möchte, dass wir endlich aufhören, das Leid nur zu konsumieren. Es reicht nicht, Bilder –egal welcher coleur wie z. B. der CNN Bericht von Anfang 2024 – zu zeigen, um die Welt kurz aufhorchen zu lassen. Es reicht nicht, immer nur zu sagen, dass der andere der Aggressor ist. So einfach ist es nicht. Die Wahrheit ist nicht immer schwarz und weiß – und wer die Welt auf diese Weise reduziert, schafft keine Lösungen. Er wäre ja auch gemäß heutigem Wertemaßstab als Populist einzuordnen, wenn ich mir die gängigen Aussagen der Medien und Politik zu Populisten so anhöre: Vereinfachen, reduzieren und einfache Lösung (hier Waffen und Geld) anbieten.

Politiker, die hier mitlesen (und ich weiß, dass sie das nicht tun werden), öffnet endlich die Augen! Denkt nach, als wären es eure eigenen Kinder, die in den Trümmern der Welt untergehen. Ihr habt die Macht, etwas zu ändern, die Verantwortung, das Blutvergießen zu beenden. Nicht nur als Politiker, sondern als Menschen. Es muss Schluss sein mit dieser Endlosschleife des Schreckens. Und wie ein Schrecken in Europa aussehen könnte, hat wiederum 1983 in die deutschen Musikcharts Einzug gehalten. Wir erinnern uns. Das war zwei Jahre nach einer der größten Friedensdemonstrationen 1981 in Bonn (auf der übrigens Petra Kelly eine der Hauptrednerinnen war. Jene Frau, die zum Startpersonal der Grünen gehörte. Wenn sie ihre Partei mitsamt dem Militärexperten Hofreiter heute wiedersehen würde…)

Wollen wir hoffen, dass es noch lange nicht zu spät ist. Denn wenn wir ehrlich sind, haben wir nichts gelernt seit 1983. Und somit ist der Text noch hoch aktuell. Ich greife noch einmal eine Zeile heraus:

Wenn aus der Haute Cuisine ein Hexenkessel wird
Wo sich der Koch aus Übersee seine alte Welt flambiert
Da wird gelacht und applaudiert, denn selbst der Kellner kriegt ’n Tritt
Was bleibt uns außer der Kultur, wir wünschen guten Appetit

Wir in Goslar haben schon mal die Kultur (immerhin Weltkulturerbe) und bieten auch Haute Cuisine an. Nicht nur beim Goslarschen Panket, bei dem mit US-amerikanischen Botschafter Arthur Burns im Jahr 1983 ein Koch aus Übersee als Ehrengast teilgenommen hat.

In der Kulturhauptstadt des nördlichen Harzes natürlich wünschen auch wir guten Appetit für die nächsten Jahre. Und damit leite ich zu einem weitereren festlicher Moment aus 2024 über. Da wird die Ehrennadel der Stadt Goslar an die „Motoren der Tafel Oker“ verliehen. Respekt und Hochachtung für die Unterstützer. Ich finde es supergut, dass diejenigen, die sich für ganz Arme Menschen einsetzen, eine Ehrung erfahren! Eine Huldigung und Anerkennung für all jene, die mit Herz und Hingabe den Ärmsten zur Seite stehen – vor allem in einem Land, in dem Rentner nur scheinbar mit einem Rentenscheck satt zu speisen haben, nicht wahr? Danke für dieses Zeichen. Danke für diese ehrenamtliche Arbeit.

Aber halt, da gibt es noch eine kleine, fast unmerkliche Schattierung in diesem glorreichen Festakt: Es ist eine Ironie des Jahres oder der letzten Jahre. Waren es nicht genau jene lokale Politikergrößen, die jetzt in den sozialen Medien mit den Geehrten freuen und sich im social-media Glanz sonnen, die im vorletzten Jahr mit ihren Fraktionen im Stadtrat aber den lächerlichen Betrag von 3000 Euro verweigerten für genau diese Tafel? Diese Summe, die für die Unterstützung dieser Organisationen sicher sinnvoller und notwendiger gewesen wäre, als die Ehrennadel (wenngleich ich die Ehrennadel für mehr als angebracht halte). Denn es wären 3000 Euro eingesetzt worden für die schwächsten Glieder der Gesellschaft. Aber, wo kämen wir da hin, wenn wir plötzlich anfangen würden, Verantwortung zu übernehmen und Bedürftigen tatsächlich einen Betrag zu gewähren, der die gestiegenen Lebenserhaltungskosten und vor allen Dingen Lebensmittelkosten der letzten Jahre abdeckt? Da kann man doch nur noch gratulieren! Herzlichen Glückwunsch an all die politischen Schauspieler, die es so hervorragend verstehen, das „Wohl der Armen“ zu feiern – vor allem, wenn es in den sozialen Medien glänzt und glitzert! Ach, und noch ein Gedanke zum Schluss: Wäre es nicht noch viel schöner, wenn diese Tafeln einfach nicht nötig wären? Aber gut, wir dürfen ja nicht so unverschämt sein, solche utopischen Träume zu hegen, wo doch alles in bester Ordnung ist, nicht wahr?

Ich merke, dass ich wieder in die Ironie abgeschweift bin. Du auch? Machen wir Schluss damit und blättern zum Abschluss nochmal etwas mehr durch das bunte private Sammelsurium des Ullrich im Jahr Jahres 2024, das mir nicht aus dem Kopf gehen will. Meine bisherige Berufswahl und meine Gesundheit ermöglichten dann doch eine Vielzahl von Aktivitäten, Reisen und Zusammenkünften, die nicht selbstverständlich sind. Und dafür bin ich dankbar und auch demütig.

Dieses Jahr, geprägt von Herausforderungen, die mich überraschend wenig Zeit auf dem Mountainbike verbringen lassen haben. Ehrlich gesagt, es war wohl das Jahr mit der geringsten Kilometer- und Höhenmeterleistung im letzten Jahrzehnt. 2/3 von meiner gängigen Leistung.

Aber mal ehrlich, im fortschreitenden Alter hat auch das seine Vorteile. So bleibt das Radeln immer noch etwas Besonderes, und wird nicht nur zu einer alltäglichen Routine. So entstehen Erinnerungen wie an meine zweitägige Stoneman Miriquidi Tour durch das Erzgebirge.

Jene Zweitages-Tour mit gefahrenen 200 Kilometern und 4500 Höhenmetern durch Sachsen und Tschechien. Oder unsere Fahrt am Brenner Grenzkamm bleiben dann umso wertvoller, fast wie kleine Schatzkisten, die den Wert der außergewöhnlichen Momente unterstreichen.

Genauso unvergesslich waren die musikalischen Höhepunkte des Jahres. Tja und da spielt auch das Alter mit. Andre Rieu. Viele meiner Bekannten werden ihn nicht kennen. Ist halt auch nicht gerade die Musik, die man in meinem Alter hört. Oder doch? Denn wenn ich mir anschaue, wie viele junge Menschen ich dann doch in Maastricht, bei einer musikalisch sehr ansprechenden Darbietung gesehen habe, dann widerspricht das wohl meiner Aussage oben. Ist auch egal, denn sowohl Claudia und ich als auch Frank und Antje haben das Konzert uneingeschränkt genossen.

Dann war da noch das Konzert von Dieter Thomas Kuhn, begleitet von seiner stimmungsgeladenen Kapelle, in der Berliner Waldbühne. Es war ein Konzert, das uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird. Nicht nur die Kleidung, die wir um uns herum gesehen haben – alles erinnerte irgendwie an unsere Jugend.

Diese Atmosphäre, diese pure Emotion, die friedlichen Menschen. Es war das perfekte Fundament für gute Laune, die mich noch Monate später begeisterte.

Doch das war ja nicht alles – die Emotionen fanden eine kleine Steigerung zuvor bei meinem eigenen Auftritt mit Ulli & Friends im Kulturkraftwerk, wo wir an zwei unvergesslichen Abenden bei den Kleinkunsttagen auftraten. Es war ein wunderbarer Moment der Nähe und des Miteinanders, der das Jahr für mich noch einmal bereicherte.

Und wer mich kennt, weiß, dass ich immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen bin. Ein Traum, der lange in mir schlummerte, ist endlich Wirklichkeit geworden: Ich lerne ein neues Musikinstrument! Nach zwei sehr erfreulichen Stunden beim ersten Versuch bei Holger Lustermann, halte ich nun fleißig das Saxophon in den Händen. Der Fortschritt könnte schneller gehen, aber ich bin grundsätzlich glücklich, dass ich meine Rentenpläne – die ja noch einige Jahre warten dürfen – bereits jetzt in die Tat umgesetzt habe. Ein wenig wie ein verspäteter Start in eine zweite Musikkarriere – oder vielleicht auch die erste;-).

Und so kommen wir zum Ende dieser Zeilen. Kurz vor Weihnachten hat mich noch eine weitere Infektion heimgesucht, die es mir leider verwehrte, mein geplantes Abschlusskonzert des Jahres im Aegi in Hannover zu besuchen: Tom Gaebel mit seinem swingenden Orchester. Schade könnte man sagen, aber ich sage: Nein, es war alles für etwas gut! Jetzt freue ich mich umso mehr auf das nächste Jahr, auf die Möglichkeiten, die es mit sich bringen wird.

Und was mich zu 2025 führt – einem Jahr, auf das ich mich wirklich freue. Ich hoffe, es wird ein Jahr des Friedens. Ein Jahr, das eine fähige, nicht ideologiegetriebene Regierung in Amt und Würden setzt. Ein Jahr mit weniger gesellschaftlichen Spannungen und ein Jahr, in dem viele Menschen einen sicheren Arbeitsplatz behalten dürfen. Arbeitsplätze sollten wir ja genug haben, wenn ich die Schilder, die ich allesamt 2024 fotografierte, in der Gastronomie oder im Handel richtig deute.

Schauen wir positiv in die Zukunft! Und das wünsche ich auch all meinen Lesern: Bleibt gesund, zufrieden, dankbar und auch ein bisschen demütig. Denn, wie ich oben bei meinen eigenen Beispielen für 2024 gezeigt habe, wird auch das nächste Jahr bei genauem Hinsehen positiv enden.

Und hoffen wir auch, dass dieses die Kriege um uns betrifft, dass diese dann doch positiv (ohne viel weiteres Blutvergießen) enden. Lasst uns gemeinsam auf das Ende der Kriege hoffen, ein endgültiges, unvergessliches Ende. Denn ich stelle mir immer noch die Frage aus dem Jahr 1981 von Udo Lindenberg und habe diesem ja auch einen eigenen Artikel im Sommer gewidmet.


Und damit wir weiterhin positiv in die Zukunft schauen, möchte ich Euch allen etwas mit auf den Weg geben

Guten Rutsch, passt auf Euch auf und immer an das Lachen am Morgen denken.