Am 3. Oktober machten sich Claudia und ich auf, um eine 5-tägige Städtereise ins nördliche Italien zu starten. Wir haben eine Vielzahl schöner Begegnungen und Eindrücke in uns aufgesogen und die Zeit demütig genossen. Denn es ist keine Selbstverständlichkeit, eine so schöne Reise zu erleben. Es war eine unvergessliche Städtereise durch Bologna, Florenz und Verona, die weder bildlich noch textlich umfassend hier beschrieben werden kann. Einen kleinen Eindruck möchte ich hier trotzdem versuchen zu geben. Da dieser doch umfangreich ist, habe ich ihn auf mehrere Seiten mit den Titeln La Grassa – Die Fette, Kulinarik, Touristenmassen, Amore und Sammelsurium verteilt. Fangen wir mit La Grassa an…
La Grassa – Die Fette
Unsere Reise begann in der charmanten Stadt Bologna. Die Stadt in der Region Emiglia Romana mit ihren ca. 400.000 Einwohnern ist u.a. bekannt für ihre kulinarischen Köstlichkeiten. Nicht umsonst lautet der Spitzname „La Grassa“. Denn dieser Name kommt sicher nicht nur daher, dass Bologna schon seit dem Mittelalter als eine sehr reiche Stadt zu bezeichnen war. Nein, viele kulinarische Akzente, von der Bolognese-Soße (die hier Ragu alla bolognese heisst), über die Lasagne bis hin zu Tortellini sollen hier erfunden worden sein. Nicht zu vergessen, die typische Mortadella aus Bologna. Erweitert wird das Angebot natürlich durch den grandiosen Parma-Schinken aus der gleichnamigen 100 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt und dem nur aus der Region Emiglia Romana stammenden Parmesan Käse. Die Feinkostlädern der Stadt erzählen diese Geschichte.
Wir erwarteten schönstes Herbstwetter zu Beginn des Oktobers. Was soll man sonst auch im so sonnigen Italien erwarten? Doch weit gefehlt. Schon der Flug über die Alpen ließ keinen Blick auf die Berge zu, da das Wolkenmeer immer dichter wurde. Das änderte sich auch südlich der Alpen nicht. Der Kapitän unseres Fliegers berichtete, dass es in Bologna regnen solle. Das konnten wir nach der Landung bestätigen und schlimmer noch: Der Regen wurde im Laufe des Tages noch stärker.
Wir nahmen den Macroni Express und waren in 7 Minuten am Bahnhof. Da unser Hotel fußläufig nur 3 Minuten vom Bahnhof entfernt lag, konnten wir nach dem Einchecken und der Gepäckabgabe unsere ersten Meter durch Bologna gehen. Unser erster Weg führte uns durch Bogengänge in Richtung Piazza Maggiore (Marktplatz). Die zum Unesco Weltkulturerbe gehörenden Bogengänge, die sich insgesamt auf 34-40 Kilometer (so unterschiedlich werden sie beschrieben) erstrecken, ermöglichten es uns, auch bei dem nun starken Regen die Stadt zu erkunden, ohne dauerhaft der Nässe von oben ausgesetzt zu sein. Gebaut wurden sie aber, damit die Herrschaften seinerzeit hoch zu Ross nicht durch die staubigen Straßen reiten mussten und damit die Händler ihre Waren geschützt feilboten konnten. Nun, die Straßen sind im Jahr 2024 asphaltiert und angesichts des Regens hätte ich gar keine Angst gehabt, irgendwelchen Staub zu schlucken. Schauen wir uns einige der Arkadengänge an.
Start der touristischen Besichtigungen war die Piazza Maggiore. Hier konnten wir als erstes die Mess-Ellen, die früher beim Handel genutzt wurden, anschauen. Gleich daneben stand der Neptunbrunnen mit Neptun samt seines ikonischen Dreizacks (der wohl das Logo von Maserati inspiriert hat) im Regen. Einige Putten waren in eher sexistischer Pose zu sehen. So verwundert es doch, dass sich bisher noch kein ein politisch korrekter Mensch für die Veränderung des Figuren am Brunnen eingesetzt hat. Denn es ist heute ja so üblich auch historische Dinge, die dem Zeitgeist nicht entsprechen, zu verändern (wenn ich an das Umschreiben von Büchern u.ä. denke). Doch hier ist das weit gefehlt. Wir amüsierten uns angesichts der netten wasserspritzenden Damen und genossen die Mächtigkeit der Bauten um uns herum. Das war am ersten Tag noch im Regen so und drei Tage später konnten wir das dann auch im Sonnenschein erleben. Denn nichts war so beständig auf unserer Reise wie die tägliche Abwechselung von Regen und Sonne.
Rund um die Piazza schauten wir uns noch Le Due Torri – Torre degli Asinelli an, die leider geschlossen haben. Und wir genossen später auch den Blick vom Glockenturm auf das schöne Stadtbild von oben.
Nicht zu vergessen ist auch die Bibliotheka Salaborsa, die nicht nur eine beeindruckende Architektur zeigt, sondern auch Ausgrabungen aus alter Zeit beherbergt, die wir dann nach etwas längerem Suchen und Fragen auch im Untergeschoss finden konnten.
Damit hätten wir nicht gerechnet. Genauso wenig, dass wir in Bologna ein kleines Venedig finden sollten. So der Tipp von meinem lieben Kollegen Mauro und unserem Reiseführer aus dem DuPont Verlag. Leider war Piccola Venezia ausgetrocknet. Doch wir stellten uns durch das „Peep-Show-Fenster“ schauend einfach vor, es gäbe Wasser. So ist das mit der Phantasie, sie funktioniert, wenn man nur möchte.
Ein Muss war auch die Basilica di San Petronio mit ihren Fresken zum Jüngsten Gericht.
Hier lohnt sich mal ein Nachlesen unter dem obigen Link. Denn dieses Fresko ist in Teilen der muslimischen Welt offensichtlich nicht unumstritten. Ich lasse das einfach mal unkommentiert.
Diese Kirche machte den Anfang eines Kirchenmarathons: Santa Maria della Vita, Cattedrale Metropolitana di San Pietro, Basilica Patriarcale di San Domenico, Basilica di San Martino bis hin zur Basilica Santo Stefano sowie der Santuario della Madonna di San Luca. Alle Kirchen waren auf ihre Art beeindruckend. Und sie boten unterschiedlichstes Aussehen. Und für uns viel wichtiger, die Möglichkeit zur Einkehr, Ruhe und Besinnlichkeit. Und wie beschrieb es ein Schild an einer der Kirchen: Gebete und Liebe können das Unmögliche erreichen.
Die letztgenannte Wallfahrtskirche San Luca, vor den Toren der Stadt gelegen, wirkte besonders beeindruckend. Von hier aus hatten wir bei schönstem Sonnenschein nicht nur einen wunderbaren Ausblick auf Bologna, sondern auch auf den südlich der Stadt liegenden Gebirgszug.
Den Rückweg bestritten wir auf dem mit knapp 4 Kilometern und über 600 Bögen längstem Bogengang der Welt zurück in die Stadt. Vorbei am Arco del Meloncello ging es bis hin zum Porta Saragozza, einem der vielen Stadttore Bolognas. Beeindruckend ist, dass dieser Bogengang durch Spenden von Bürgern gebaut wurde. Einzig und alleine, um die beschwerliche Wallfahrt aus der Stadt zur höher gelegenden Wallfahrtskirche einfacher zu machen – bei jeglicher Wetterbedingung. Und der Weg ist trotz Bogengang heute auch noch recht anstrengend. Nicht umsonst finden auf der parallelen Fahrstraße auch Fahrradrennen statt, denn die Höhenmeter und die Steilheit sind nicht zu unterschätzen, was man auf den Bildern warhscheinlich nur erahnen kann.
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