Denn immer wieder geht die Sonne auf…

…und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht. Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf,
denn Dunkelheit für immer gibt es nicht. Mit diesen Zeilen aus der Feder von Udo Jürgens möchte ich meinen ganz persönlichen Jahresrückblick 2023 beginnen.

Als ich Ende Dezember anfing, meinen Jahresrückblick zu schreiben und die vielen Stichpunkte, die ich mir im Jahr 2023 so gemacht habe, zusammen fassen wollte, da ist mir doch aufgefallen: Das 2023 hatte eine recht große Bandbreite an Ereignissen und Gefühlen für mich im Gepäck. Ja, es war für mich – wie wahrscheinlich für viele andere auch – ein wirklich abwechslungsreiches, ereignisreiches Jahr. Dabei gab es belastende ggf. sogar beklagenswerte Ereignisse und Situationen. Dinge, die für mich einfach nicht so schön waren. Aber es gab – und das gilt es ganz klar hervorzuheben – auch sehr beeindruckende Situationen und jene, über die ich mich wirklich freue und die mich glücklich gemacht haben, was einfach toll war. Fangen wir also an – und zwar mit den nicht so schönen Dingen.

Das war nicht so schön

Blicken wir zu Beginn zurück in meinen Jahresrückblick 2022. Dort schrieb ich im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine

„Auch, wenn die Hoffnung noch so klein ist, möchte ich hierdurch gerne vorsichtig positiv in die Zukunft schauen, dass Verhandlungen -die müssen ja nicht medial begleitet werden- dann doch irgendwann zu einem Ende des Krieges führen. Das wünsche ich mir und vielmehr den leidenden Menschen im Osten Europas für das Jahr 2023. Dass für sie die Sonne irgendwann in naher Zukunft bildlich wieder aufgeht“.

Don’t worry, be happy-2022

Nun, meine Hoffnung ist wohl enttäuscht worden. Der Krieg ist immer noch nicht beendet. Viel schlimmer noch, startete mit einem terroristischen Akt im nahen Osten der nächste Krieg, der unzählige Menschenleben kostete, kostet und auch – wenn man den heutigen Gazetten Glauben schenken mag – noch kosten wird. Da passt ein Plakat, welches ich im Sommer in München an der dortigen Residenz gesehen habe:

Nach Recherchen auf den Seiten der Vereinten Nationen habe ich lesen müssen, dass nach 69 Tagen Krieg im Nahen Osten über 18 Tausend Menschen gestorben waren. Das sind doch sehr erschreckende Zahlen. Wie hat die Weltpolitik in den letzten Jahrzehnten doch versagt, dass dieses Pulverfass nicht zu befrieden war? Auf der o.g. Seite steht auch, dass über 1500 Familien mehrere Todesfälle zu beklagen haben. Ich kenne naturgemäß niemanden in dem Kriegsgebiet. Aber jedes einzelne Schicksal, jeder verletzte und tote Mensch hat mindestens einen Menschen, der ihn geliebt hat.  Wie will man diese Region bei den dadurch entstandenen Prägungen und der Trauer jemals wieder befrieden? Das macht mir schon große Sorgen.

18 Tausend Menschen – das ist knapp die Größenordnung der Bevölkerung von Bad Harzburg – die in zwei Monaten gestorben sind. Jeder einzelne Tote in einem Krieg ist zu viel, aber diese Menge ist unbeschreiblich. Wenn nicht das, was könnte noch belastend sein?

Ich habe mir auch auf Seiten der UN die toten Zivilisten in knapp eindreiviertel Jahren im Ukrainekrieg angeschaut. Die UN spricht von mindestens 10 Tausend Toten, also auch eine stattliche Anzahl. Jedoch weniger als im Gaza Krieg. Aber auch das sind 10 Tausend Tote zu viel. Auch die Zahlen der getöteten 560 Kinder in der Ukraine, 7729 im Gaza Konflikt sind unbeschreiblich. Über die Verhältnisse der Zahlen mag ich hier gar nicht schreiben. Aber über die Kinder, die Zukunft hätten sein sollen. Wie traumatisiert das wohl die Eltern, Geschwister, Verwandten? Und wie mag das später auch noch radikalisieren?

Wäre es nicht Aufgabe der (internationalen) Politik gewesen, die Kriege zu verhindern? Ist es nicht die Aufgabe der Politik, die Kriege zu beenden? Es mag naiv klingen, aber ich glaube nicht daran, dass ständige Subventionen und Waffenlieferungen zu einer Verkürzung von Kriegen führen. Man kann da unterschiedlicher Meinung sein, aber ich finde auch nicht endende Waffenlieferungen belastend. Und ich finde es belastend, wenn bundesdeutsche Politiker beklagen, dass die Bevölkerung kriegsmüde sei. Ich las einmal über Kriegsmüdigkeit

Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat. Kriegsmüde sein, das heißt müde sein des Mordes, müde des Raubes, müde der Lüge, müde der Dummheit, müde des Hungers, müde der Krankheit, müde des Schmutzes, müde des Chaos. War man je zu all dem frisch und munter? So wäre Kriegsmüdigkeit wahrlich ein Zustand, der keine Rettung verdient. Kriegsmüde hat man immer zu sein, das heißt, nicht nachdem, sondern ehe man den Krieg begonnen hat. Aus Kriegsmüdigkeit werde der Krieg nicht beendet, sondern unterlassen.

https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/kriegsmude-das-ist-das-dummste-von-allen-worten-die-die-zeit-hat

Genauso unglücklich wie den Begriff der Kriegsmüdigkeit fand ich im letzten Jahr die Aussage, dass Deutschland wieder kriegstüchtig werden müsse. In meinen Augen unpassend. Deutschland muss in meinen Augen maximal verteidigungsfähig sein bzw. werden und Deutschland muss wieder diplomatisches Gewicht erhalten.

Denn wir brauchen eher Deeskalation und nicht immer mehr neue Kampfflugzeuge, Panzer Marschflugkörper oder Drohnen. Wie wäre es daher mal , sich auf diplomatischem Feld mehr für Frieden einzusetzen und sich bei und mit den Verbündeten dafür einzusetzen, dass wieder Rüstungskontrollen stattfinden und wir versuchen, wieder Vertrauen aufzubauen. Gegenseitig – Reden soll ja im Leben helfen. Sanktionen scheinen das ja nicht zu schaffen, wie wir seit über 1,5 Jahren sehen. Warum sollten wir es nicht mal damit beginnen, was ich im Sommer auf einer Mountainbiketour auf einem Schild an einer Brücke im Pitztal gesehen habe:

Und was im Kleinen Gültigkeit hat, sollte wohl auch im Großen möglich sein. Wie sagte unser ehemaliger Bundeskanzler Helmut Schmit einmal:

Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln als eine Minute schießen.”

https://www.presseportal.de/pm/62544/5131381

Doch Diplomatie bzw. Reden scheint nicht mehr die Kernkompetenz unseres derzeitigen Außenministeriums zu sein. Oder kennt sie die österreichische Telefonnummer 142 ggf. nicht? Scherz beiseite, ich komme hiermit zur Bundespolitik.

Es gab in der Vergangenheit auch immer Entscheidungen, Vorgehen in der großen Politik, die ich nicht toll fand. Die ich schwer nachvollziehen konnte. Aber es waren auch immer Lichtblicke dabei. Aber in 2023 habe ich so viel erleben müssen, das mich dann doch mehr und mehr den Kopf schütteln ließ. Und ich oute mich hier einmal ausnahmsweise politisch.

Wir haben, nach meiner Wahrnehmung, eine Außenministerin, die sich in meinen Augen anmaßt, keine Diplomatie zu pflegen, sondern oberlehrerhaft anderen Ländern, anderen Kulturen zu erzählen, wie sie zu leben haben. Wie war das noch mit Diversität, die wir leben wollen? Die bezieht sich doch nicht nur auf die geschlechtliche Identität, sondern auch auf Kulturen und Lebensweisen, oder? Beklagenswert fand ich auch, dass sich die Außenministerin mit ihrer feministischen und / oder werteorientierten Außenpolitik noch nicht einmal für eine humanitäre Feuerpause am Gaza Streifen eingesetzt hat. Ich habe da eine andere Erwartungshaltung.

Auch unser Wirtschaftsminister enttäuscht mich auf ganzer Bandbreite. Und ich meine da nicht die respektlosen Antworten auf Fragen in den Medien (“Ich habe die Frage nicht verstanden.” / ” Was ist jetzt die Frage?”). Nein, ich meine die ganz und gar nicht logisch nachzuvollziehenden Entscheidungen, die in dem Ministerium getroffen werden. Entscheidungen, die Deutschland als Industrienation in meinen Augen schwächen. Sind wir nicht das einzige westliche Industrieland, welches in 2023 wohl einen Wirtschaftsrückgang zu erwarten hat? Die Kernindustrie Automobilindustrie – und da habe ich naturgemäß ein eigenes Interesse – wird aus ideologischen Gründen eher aufs Abstellgleis geschoben, als unterstützt. Das macht mir gesamtwirtschaftlich schon eine Menge Sorgen. Hängen da doch direkt und indirekt etwa 1,75 Millionen Erwerbstätige in Deutschland dran (vgl. Daten aus 2019 hier). Meines Erachtens nicht ganz zu vernachlässigen.

Ich hörte in 2023 aus Industrieunternehmen, mit denen ich beruflich zu tun habe, dass in keine Arbeitsplätze mehr aufgebaut werden. Ausschließlich im Ausland erfolgt dieses. Da war es schon unverständlich, als ich eines Tages in der Zeitung las:.

Ich habe eben nicht den Eindruck, dass unser Land wettbewerbsfähig ist. Und enttäuschend fand ich auch, dass unser Finanzminister. Wenn ich mir seine Rede aus 2014 im Landtag von Nordrhein Westfalen anhöre, stellt sich die Frage, ob das damalig gegen die Ministerpräsidentin Gesagte nicht auch auf ihn zutriffe. Und der Bundeskanzler? Er bekommt die zutiefst unterschiedlichen Meinungen seiner Koalitionspartner nicht harmonisiert. Das ist wahrscheinlich auch nicht gut möglich bei den unterschiedlichen Interessenslagen in der Regierung.

Und das hat 2023, in meinen Augen, unserer Demokratie geschadet. Demokratie ist ein hohes Gut. Das Ganze ist wirklich nicht spaßig, sondern es ist wirklich beklagenswert, wenn die Demokratie nicht mehr wertgeschätzt wird. Heute hörte ich in einem türkischen Imbiss, in dem ich einen Döner gegessen hatte, eine Person zum türkischen Besitzer sagen “Wir brauchen wieder einen kleinen Mann, der durchgreift”.  Mir stockte der Atem, ich intervenierte. Ich finde die o. g. Aussage inakzeptabel. Doch es stellt sich die Frage „Was denken sich diese Menschen?“ Haben sie nichts aus der Geschichte gelernt? Was ist passiert, dass sie so reden? Warum fühlen sie sich so abgehängt von der Politik und ggf. auch Gesellschaft? Ist es die gefühlte Ungerechtigkeit im Land? Ist es der Fokus der politischen Klasse, der nicht mehr mit dem des Volkes harmoniert? Ist es der Eindruck, dass das Handwerk nicht mehr beherrscht wird? Ich las im abgelaufenen Jahr, dass die Menschen kein Vertrauen mehr in die Demokratie haben. Das muss uns erschrecken! Nehmen wir das ernst! Bekämpfen wir die Ursachen und nicht die Symptome dieser Politikverdrossenheit.

Sind wir doch dankbar für die Demokratie. Kämpfen wir für sie täglich auf Neue, vor unserer eigenen kleinen Haustür. Aber ich erwarte das auch von unseren Politikern und auch Medien. Wie sagte ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter im vergangenen Jahr: „Politiker machen Fehler“. Das ist okay. Einige dürfen es sein. Doch wie sagte er doch weiter „Aber dass eine Regierung in so kurzer Zeit 100% der Bevölkerung verunsichert hat, gab es noch nie“. Wie recht er hat. Nur schade, dass das offensichtlich in Bundestagskreisen so nicht ankommt.

Daher hoffe ich, dass sich mehr Mitbürger in die Politik einmischen. Nicht durch Facebookposts, sondern durch aktive Mitarbeit an der Gesellschaft und in der Politik. Und ich hoffe, dass es Politiker schaffen – egal welcher Parteizugehörigkeit und in welcher Ebene – , verständliche Nachrichten zu vermitteln. Dass sie keine widersprüchlichen, unlogischen, nicht nachvollziehbaren Entscheidungen treffen und sich dann bei Erklärungsversuchen in seltsamen Aussagen verstricken. Ich wünsche mir, dass Informationen vermittelt werden, die einfach zu verstehen sind oder einfach erklärt und vor allen Dingen nachvollziehbar sind. Ich weiß, das ist schwer in einer sehr komplexen Welt. Aber das ist mein Anspruch an diejenigen, die hiermit ihr Geld verdienen. Und dazu gehören dann auch die Medien.

Ich wünsche mir auch, dass wir in den Medien mit reißerischen Artikeln und Aussagen aufhören. Ich gehe da jetzt mal ins Kleine, in die lokale Ebene. Da stand vor einigen Wochen gegen Ende 2023 in der einer lokalen Zeitung “Stadthallen-Streit spitzt sich zu”.

Nein, es spitzt sich nichts zu. Es wird nur diskutiert. Und das ist gut so. Es gibt unterschiedliche Standpunkte. Alles okay. Das sollte doch die Normalität in einer Demokratie sein. Was soll dann die Headline „..spitzt sich zu“? Was helfen da solche reißerischen Zeilen? Gar nichts. Erfreuen wir uns der Diskussion. Wie hörte ich doch beim Adventskonzert beim Bundespräsidenten ” Feiern wir Diversität “. Diversität bezieht sich auch auf Meinungen und Lebensmodelle. Und respektieren wir auch andere Meinungen, egal, wie seltsam sie uns erscheinen.

Und es würde uns allen auch gut stehen, nicht auszugrenzen, sondern sich inhaltlich mit dem Andersdenkenden respektvoll und wertschätzend auseinander zu setzen. Ich habe 2023 einige Debattenausschnitte aus dem Bundestag gesehen. In einer Schule würde das Verhalten einzelner Volksvertreter wohl das ein oder andere Elterngespräch oder gar eine Klassenkonferenz mit Schulverweis zur Folge haben. So viel Respektlosigkeit ist schon erschreckend. In diesem Zusammenhang fällt mir ein etwas älteres Buch vom leider viel zu früh gestorbenen Roger Willemsen ein: „Das Hohe Haus“. Ich habe es vor Jahren mal gelesen und hatte auch die Freude, dieses auch auf einer Lesung zu hören.

Schauen wir nochmal kurz auf die Lokalpolitik. Ich fand zu Weihnachten das Prospekt einer lokalen Ratsfraktion in der Zeitung. Es waren schön aufgeschriebene Ziele: Straßen müssen gefördert werden, Sport ist ganz wichtig (ist da ggf. das persönliche Interesse eines Ratsherren Vater des Wunschs?), Veranstaltungsformate müssen geschaffen werden – alles okay und nachvollziehbar.

Nur wo ist da – und das finde ich beklagenswert – der Fokus auf Bildung? Bildung ist unsere Zukunft. Und sie fängt im Kleinen an. Ich habe hierzu leider nicht gefunden. Aber ggf. bin ich auch durch meine familiäre Prägung mit zwei Lehrern in der Familie vorbelastet. Beide berichten auch im letzten Jahr wieder Unglaubliches aus dem täglichen Schulleben. Ich glaube, dass kann und will niemand außerhalb der Schule wahr haben.

Aber auch der politische Wettbewerb machte es mit seiner Zeitungsbeilage am gleichen Tag nicht besser. Da stand im Prospekt “Achtung Kinder! Mehr Sicherheit auf unseren Straßen”.

Da wird eine Erfolgsgeschichte vorgestellt, dass “mit städtischen finanziellen Mitteln an besonders gefährlichen Straßen elektronische Geschwindigkeitsanzeigen installiert werden konnten”. Das wäre ohne Vereine nicht möglich gewesen. Ach ja, irgendjemand musste ja nach meinem Kenntnisstand zwischen 1000 und 1500 Euro dazu bezahlen, damit die Dinger angebracht werden. Und ja, ich erlebe diese täglich in Immenrode und Weddingen, wie wirksam die Anlagen sind. Zumindest bei mir. Nur, liebe Politiker, wenn die Sicherheit so wichtig ist, warum dann nicht vor Schulen? So z. B. vor der Schule meiner Frau, wo Grundschulkinder eine (auch von LKWs) vielbefahrene Straße überqueren müssen, weil Container-Klassenzimmer (eine weitere Respektlosigkeit gegenüber Kindern in meinen Augen) auf der anderen Straßenseite stehen. Da war wohl kein Geld mehr aus öffentlichen Mitteln vorhanden. Also, für mich sehen Erfolgsgeschichten anders aus. Wenn noch nicht einmal 1500 Euro für eine solche Anlage da sind, müssen wir uns nicht um unklare Millionen unterhalten, die in Zukunft als Belastung auf die Stadt zukommen könnten. 

Gestern sah ich, dass auf der Danziger Straße im Abstand von nicht einmal 50 Metern zwei Geschwindkeitsanzeigen vorhanden waren.

Und am heutigen Tag hat mein Auge einen Geschwindigkeitsmesser in der Verkehrs- sowie Kinderhochburg und am Unfallschwerpunkt Gut Ohlhof entdeckt.

Die 4 km/h, die ich gegangen bin, sind natürlich auch gefährlich für die Bewohner des beschaulichen Ortsteils. Verstehe das, in Verbindung mit dem vorher Gesagten zur Schule meiner Frau, wer will. Ich tue es nicht. Hängt Verkehrssicherheit in Goslar von den finanziellen Möglichkeiten von einzelnen Bevölkerungsgruppen ab oder von den realen Gefahrenschwerpunkten? Ich habe da meine eigene Antwort drauf. Und die ist nicht zufriedenstellend. Sind ggf. auch diese unlogischen Entscheidungen ein Beitrag für eine gewisse Verdrossenheit an der Politik?

Da wir schon bei Entscheidungen in Goslar sind: Wenn zwei Ratspersonen in sozialen Medien beschreiben, dass sie nach einem Fest übriggebliebene Nikolausgeschenke an die Tafel in Oker spenden, dann ist das zu begrüßen.

Darüber freue ich mich wirklich. Denn es gibt genug Menschen, die auch erwerbstätig oder in Rente sind, die zur Tafel gehen müssen. Und genau deshalb ist es nicht zu begrüßen, dass es – entsprechend einer anderen Weihnachtsveröffentlichung einer dritten Partei in Goslar- genau die Fraktionen, denen die beiden o.g. Ratspersonen angehören, ablehnten, an die Tafel in Goslar 3000 Euro zu geben. Das fände ich beschämend.

Aber ist es nicht überhaupt zu beklagen, dass Menschen in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt überhaupt zu einer Tafel gehen müssen? Ich meine ja. Wie erniedrigend muss das sein? Es macht doch niemand freiwillig, zur Tafel zu gehen! Der Weihnachtsartikel in der GZ, in der über die Tafel Wolfsburg geschrieben ist, beschreibt das auch eindeutig.

Ich meine, in Goslar ist das auch kein Unterschied zu Wolfsburg.

Was ist es für ein Selbstverständnis der Lokalpolitik, diese 3000 Euro zu verweigern? könnte man das als Bigotterie bezeichnen?

Doch auch der lokalen Politik sage ich hier ein Dankeschön. Der Feuerwehreinsatz in Goslar anlässlich des Hochwassers zu Weihnachten 2023 hat doch gezeigt, wie vorbereitende Maßnahmen wirken und dass auch die lokale Politik -bei allen oben erwähnten negativen Punkten- nach dem Hochwasser 2017 dankenswerterweise gute Entscheidungen zur Ausstattung der Feuerwehr getroffen hat. Ob die Entscheidung, auf einen Entlastungstunnel zu verzichten ist, trotz der Erfolge bei dieser Unwettersituation die richtige ist, wird die Zukunft zeigen.

Doch Schluss mit der Politik. Schauen wir nun einmal aus der großen weiten Welt in die kleine Welt des Ullrich. Mein Jahr 2023 wurde durch viel Arbeit – sehr viel Arbeit – geprägt.  Meine Arbeit macht mir wirklich Spaß. Ich habe ein grandioses Team, mit dem ich gerne zusammenarbeiten darf. Ich weiß, das ist ein Privileg. Das Arbeitsaufkommen in meiner Branche stieg 2023 extrem. Und mit den vielen und verschiedenen Fachgebieten in meiner Verantwortung war die Arbeitsmenge wirklich grenzwertig. Auch treten Veränderungen in der IT-Welt mittlerweile in so schnellem Tempo ein, dass ich zunehmend Schwierigkeiten habe, dort mitzukommen. Wie durchdacht sind die Entwicklungen? In den letzten Jahre habe ich immer wieder in der Vorweihnachtszeit gesagt: „Ich war noch nie so kaputt am Ende eines Jahres, wie dieses Jahr“. Und ich könnte das auch dieses Jahr sagen. Doch das wird der Situation nicht gerecht. Ich würde 2023 sagen „Ich war schon Mitte des Jahres so kaputt, wie sonst am Ende des Jahres“. Liegen diese Belastungen ggf. auch am zunehmenden Alter? Ich habe es noch nicht einmal mehr geschafft, mich häufig zur Entspannung auf mein Mountainbike zu setzen. Und das ist eigentlich ein Alarmsignal für mich.

Doch auch andere Begebenheiten in meiner Familie belasteten mich. So waren zwei Herzoperationen zu ertragen. Für die Herzchirurgen war beides wahrscheinlich ein kleiner Schnitt und nix besonderes. Für mich als Angehöriger war es alles andere als ein kleines Ding. Jeder wird sich vorstellen können, wie belastend diese Ungewissheit war, was das Ergebnis der jeweiligen OP ist. Wenn dann der Angehörige im OP liegt ist man ja Zaungast oder besser derjenige, der hinter dem Zaun steht und noch nicht mal durchschauen kann.

Das war toll

Aber wie heisst die Überschrift hier: Immer wieder geht die Sonne auf. Kommen wir hiermit zu schönen und beeindruckenden Themen 2023. Beide Operationen waren sehr erfolgreich und beide Angehörigen sind nachfolgend wohlauf. Und das beeindruckt mich schon. Da wird bei sich bewegendem Herzen einfach in den umgebenden Beutel ein Loch geschnitten. Fast minimalinvasiv. Und nachfolgend ist endlich Klarheit, dass die Diagnose der letzten 10 Jahre dann doch nicht die richtige war. Und dass nach der OP auch im Hinblick auf die Symptome eigentlich alles paletti ist. Auch bei der zweiten OP, bei der mittels Katheter eine neue Herzklappe eingesetzt worden ist, ist letztlich ein Hammer. Ich vergleiche das damit, dass ein ganzes Zimmer durch den Briefkasten nicht nur tapeziert wird, sondern auch gleich noch die Steckdosen durch diesen angeklemmt werden. Beeindruckend, welche Verantwortung die Herzchirurgen haben und welche Leistung sie tagtäglich vollbringen.

Nun wird man sagen können „Das ist ja deren Job!“. Ja, mag sein. Aber wenn man selber in der eigenen Familie von der Kompetenz und Fähigkeit der Ärzte abhängig ist, dann ist das Können einfach entscheidend und lebensbestimmend. Und dann ist das nicht nur der Job.

Und da bin ich auch schon in meinem beruflichen Umfeld. Ich habe durch Fluktuation und Umstrukturierung in den 6 Unterabteilungen, die zu meiner Abteilung im Unternehmen gehören,  4 neue Führungskräfte einsetzen müssen. Ich habe mich entschieden, junge Teammitglieder für diese Führungsaufgaben auszuwählen. Teammitglieder, die noch keine  Führungserfahrung, Führungsausbildung und Führungsprüfung hatten. Ich wusste jedoch, sie haben alle das Potenzial, Teams zu führen und meiner Abteilung gut tun. Und ich habe Vertrauen in die Fähigkeiten aller Vier gehabt und ich habe es auch heute noch. Das bisherige Ergebnis: Am Ende des Jahres haben alle ihre Führungsausbildung mit Erfolg durchlaufen. Alle haben im ersten Anlauf die, nicht leichte, “Prüfung zur Führungslizenz” erfolgreich abgelegt. Und noch viel wichtiger, alle neuen Führungskräfte haben im vergangenen Jahr eine beeindruckende Leistung hingelegt. Ich würde sagen, nicht nur beim Bogenschiessen, ins Schwarze getroffen. Und ein gewisses Risiko bei wohl abgewogenen Chancen scheint sich hier ausgezahlt zu haben.

Ich möchte hier noch auf weitere Eindrücke eingehen, die ich 2023 mitgenommen habe. Zum einen finde ich es beeindruckend, wie meine Frau täglich gegen die Mühlen der Bürokratie ankämpft. Wer es nicht selber hört, mag es gar nicht glauben. Und wie sie für die Kinder, denen es ganz und gar nicht gut geht, kämpft. Wie sie sich einsetzt und wie erfolgreich sie dabei ist. Und das führte dann glücklicherweise zu einem großartigen Abend, den wir nach dem 2. Advent beim Adventskonzert des Bundespräsidenten erleben durften. Wir beide waren noch Tage später beeindruckt von den Worten, der Stimmung und auch exzellenten Musik.

Und damit komme ich auf das Thema Musik zu sprechen.  Denn auch ich habe hier sehr schöne Momente erlebt. Zum einen war das Konzert von Bodo Wartke in Seesen zu nennen.

Die Wortakrobatik, die er an den Tag legt, ist schon eine Nummer. Aber auch die Inhalte seiner Texte, die zu einem großen Teil auch mit meinen Gedanken harmonieren,  sind schon imponierend. Grandios und beeindruckend waren aber seine Zungenbrecher. Wer kennt sie nicht, den dicken Dachdecker und sein Pendant?  Barbaras Rhabarbabar oder auch  die Elektriker Eklektik, oder auch die Katze, die die Treppe krumm tritt. Köstlich und beeindruckend, bei welcher Konzentration Herr Wartke diese Zungenbrecher doch sehr locker rüber bringt.

Kurz vor Weihnachten war ich mal wieder auf einem Konzert von Tom Gaebel. Wie auch im letzten Jahr ein Weihnachtskonzert mit dem deutschen Sänger, Bandleader und Entertainer. Sehr erfrischend und herzergreifend, mit wie viel Freude swingende Musik gespielt wurde, die im Theater am Aegi sofort auf das Publikum herüber schwappte.

Ich habe selten Konzerte erlebt, bei dem so viel mitgesungen und -geswingt wurde. Aussergewöhnlich waren nicht nur die musikalischen Fähigkeiten eines jeden Bandmitglieds, sondern auch die positive Stimmung, die in den doch schweren Zeiten vom Entertainer Gaebel auf das Publikum überschwappte.

Und das bringt mich zum letzten musikalischen Ereignis. Ich machte selber wieder öffentlich Musik. Nach knapp 20 Jahren. Mit Rainer, Ulli (dem Älteren) und Manuela. Im Sommer spielten wir anlässlich einer musikalischen Lesung und im Winter mit einem ähnlichen Programm in den Goslarschen Höfen. Mit viel Freude habe ich mich ob der positiven Emotionen, die wir nach verhältnismäßig wenig Übungsstunden im Publikum hervorrufen konnten, gefreut. Bei beiden Konzerten.

Wir haben offensichtlich unser Handwerk verstanden,

ganz besonders vorne Rainer:

Alle mich positiv stimmenden Ereignisse und Begebenheiten kann ich hier nicht aufführen. Das würde zu viel werden und es würde eh niemand lesen. Aber einen kurzen Überblick über die Dinge, die weiterhin zu viel guter Laune bei mir geführt haben, sei erlaubt. Für jeden Monat eine Begebenheit. Und sie zeigen, dass die Sonne auch aufgeht in vielen kleinen Dingen und Situationen

1.) Ich bin – nach meinem Kenntnisstand – gesund. Das ist nicht hoch genug einzuschätzen, gerade wenn man einige Krankheiten in der Familie erleben muss(te).

2.) Ich kann dankbar sein für meine Freunde. Freunde, die auch bei unterschiedlichen Meinungen in allen Situationen immer zu mir halten und mir auch mal den Kopf waschen.

3.) Dankbar bin ich auch für alle Erfahrungen – sowohl die positiven, als auch die negativen -, die ich auch 2023 machen durfte. Nur so kann ich mich entwickeln.

4.) Ich bin auch sehr zufrieden über die Ruhe nach meinem Rücktritt als Führungskraft in der Feuerwehr Ende 2022. Denn das hat mir und meiner Gesundheit gut getan. Ich durfte aber trotzdem unsere neue Persönliche Schutzausrüstung in einem aufwändigen und sehr guten Verfahren mit konzipieren und auswählen.

Das macht mich sehr zufrieden. Denn es geht nicht um das ein oder andere rote Auto, wovon wir sicher genug haben. Es geht hier um die Sicherheit meiner Kameradinnen, Kameraden und mir. Und das ist und war mir stets eine Herzensangelegenheit.

5.) Ich freue mich auch bei allen Herausforderungen (wie begann doch 2023 gerade in Berlin Neukölln?), in einem verhältnismäßig sicheren Land leben zu dürfen. Gerade das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich auch beruflich in anderen Ländern unterwegs bin. So wie ich u. a. auch 2023 das Privileg hatte, in Seattle arbeiten zu dürfen.

6.) Ich habe zwei Mountainbiketouren über die Alpen gemacht. Das entschleunigt mich stets und macht mich glücklich und zufrieden.

Und weiterhin konnte ich bei einer Revivaltour in den Dolomiten mit meiner Ehefrau die Suche nach einem vor 5 Jahren auf einer Mountainbiketour verlorenen Ehering einleiten.

Wer kann von sich schon behaupten, in einer der schönsten Regionen Europas mit der Person, die einem am Wichtigsten ist, eine unbeschwerte Zeit zu genießen?

7.) Ich bin auch erfreut, wieder öffentlich Musik gemacht zu haben und dabei wirklich viel Freude bei den Zuhörenden erzeugt zu haben. Und das ist Ansporn genug, wieder häufiger die Finger an den Tasten zu trainieren.

8.) Ich freue mich auch, dass ich zusammen mit meinem Kameraden “Schmacki” als Führer der Feuerwehreinheit des Landkreises Goslar der Braunschweiger Feuerwehr und somit der Bevölkerung nach dem Hochwasserereignis helfen konnte.

9.) Ich bin freudig, vom Lions-Club Goslar-Rammelsberg als Mitglied aufgenommen zu sein und hier in Zukunft auch Gutes für unsere Mitmenschen leisten zu können.

10.) Ich habe einen bescheidenen Anteil an der Renovierung eines Hauses beigesteuert. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

11.) Ich bin freudig, immer noch einen sicheren Arbeitsplatz zu haben.(Wie lange noch, wenn die deutsche Kernindustrie – bei allen selbst gemachten Problemen – von ideologisch motivierter Politik an die Wand gefahren wird ->Ach, nee, lassen wir das, denn das hatten wir ja oben schon)

12.) Zweifelsohne fühle ich mich geehrt, dass ich Claudia zum oben erwähnten Bundespräsidenten-Konzert ins Schloss Bellevue begleiten durfte.

Das ist doch schon einmal eine große Menge positiver Erlebnisse, die die eingangs beschriebenen belastenden und beklagenswerten Situationen in den Hintergrund schieben. Wenngleich sie diese auch nicht vergessen lassen. Und so ging für mich in 2023 auch immer wieder die Sonne auf.

Abschließen möchte meinen ganz persönlichen Rückblich jedoch wieder mit Wünschen für 2024:

Ich wünsche, dass in 2024 der eine oder andere Krieg endlich beendet wird. Dass der Mensch – egal welcher Hautfarbe, Glauben, Haltung, Lebensmodell oder auch welcher Gesellschaftsform – im Mittelpunkt steht. Und nicht irgendeine Ideologie, Haltung der Überlegenheit, Beurteilung anderer mit unseren eigenen Maßstäben. Denn das ist auch das, was wir unter Diversität verstehen. Ich wünsche mir, dass ich und meine Lieben gesund bleiben, bzw. dieses wieder werden.

Trotz der relativ vielen negativen Beschreibungen in diesem Jahresrückblick (ich habe mich hier ja auch sehr umfassend ausgelassen) wünsche ich, dass wir alle immer auch das Positive im Blick behalten werden. Schlechte Laune ändert ja auch keine blöde Situation. Und wir haben immer einen Hoffnungsschimmer gemäß einer Aussage unseres Bundespräsidenten am 11.12.2023 im obig beschriebenen Konzert:  “In jedem Leben gibt es – zum Glück – auch Momente des Glücks!”

Und wir können zu unserem Glück beitragen. Mit dem Gedanken, den Mahatma Gandi uns mitgab: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“. Das wünsche ich uns allen für 2024.

Dazu passt dann auch die Aussage, die ein T-Shirt zeigt, welches ich auf einer Mountainbiketour gesehen habe:

In diesem Sinn einen guten Rusch und ein gesundes neues Jahr. Und immer dran denken: Immer, immer wieder geht die Sonne auf, wie auf dem Bild vom Sudmerberg aus dem Herbst 2023.