Das Lied „Autumn in New York“ von Vernon Duke beschreibt die melancholische Schönheit des Herbstes in der Stadt (New York). Es spricht von romantischen Begegnungen und unvergleichlichen Erlebnissen, die die herbstliche Atmosphäre in der Stadt bietet. Wer das Titelbild sieht, stellt sich die Frage, ob das Bild wirklich in New York entstanden ist. Der folgende Artikel gibt Aufschluss darüber.
Um es gleich vorweg zu schreiben: Ich bin in diesem Herbst nicht in New York gewesen. Mir erscheint auch die Schönheit des Herbstes in der Natur zunehmend schöner als in einer Stadt. Die im Lied beschriebene Schönheit New Yorks im Herbst mag es geben. Aber Herbst in der Natur ist dann doch eine andere Sache. Es ist die Ruhe, die klare Luft, die Vielfalt der Natur, die so unvergleichbar erscheint.
So bin ich heute an einem wunderschönen Herbsturlaubstag aufgebrochen, um mir bekannte Wege im Harz zu fahren und dabei eben die Schönheit, Romantik, und ggf. auch die oben zitierte Melancholie der Natur zu genießen. Es war zehn Uhr Morgens, und ich bereitete mich auf die heutige Radtour vor. Die Sonne schien wunderbar, der Himmel war 1a blau, lediglich die doch eisige Temperatur (im Schatten) war ein kleiner Wehrmutstropfen. Welche Kleidung sollte es sein? Langes Hemd, lange Hose, dicke Jacke, dicke Handschuhe? Oder reichen eine kurze Hose und kurzes Trikot mit Arm- und Beinlingen und darf es auch die dünne Jacke sein und auch die etwas dünneren Handschuhe. Ich entschied mich für die letztere Variante und beließ die dünne Jacke auch erst einmal im Rucksack, was ich nach 200 Metern bei der bergabfahrt auf der Immenröder Straße im Schatten schon schnell bereute. Bodo Wartke hätte gesungen: Da muss er durch. Und ich kam auch durch, denn am Osterfeld begann die erste Steigung in Richtung Hahnenberg und somit war der leicht chillige -besser kühle- Effekt des Windes durch die zunehmende Wärmeproduktion meines Körpers schnell ausgeglichen .
Zwei Stromfahrradfahrer überholten mich in typischem Mofatempo. Nun gut, sollen sie machen und wenigstens die hinter ihrem Mann herhetzende Frau grüßte wenigstens freundlich, was man von ihrem „Leading-Biker“ nicht sagen konnte. Es war heute im Übrigen auch der Tag der „interessanten“ Begegnungen mit Menschen. Ich komme nachher noch mal darauf zurück.
Doch zuerst ging es zum Forsthaus Ammental – weitestgehend im Schatten. Und da war der kühlende Effekt der schönen Herbstluft wieder da, bis ich dann den Anstieg auf dem zugegeben etwas langweiligen Randweg um den Hahnenberg in Richtung Dicker Forstmeister erreichte.

Nein, der dicke Forstmeister ist kein Mitarbeiter der Stadt Goslar oder der Landesforsten. Es ist vielmehr ein knorriger Bergahorn. Die Webseite Baumkunde.de beschreibt ihn im „Düsteren Tal“ liegend. Nun, von düster konnte heute keine Rede sein. Jetzt schien nämlich die Sonne aus Süd-Ost und somit dauerhaft auf den Weg, den ich die letzten Jahre gefühlt huntertmal gefahren bin. Nun begann der schöne Teil der Tour. Durch die „geernteten“ Nadelhölzer bietet sich ein schöner Blick ins Okertal und auf Kontraste zwischen noch stehenden toten Baumskeletten und teils herbstlicher Färbung von vereinzelten Laubbäumen. So kann es weiter gehen. Es war windstill und ich nahm eine angenehme Temperatur war. So trat ich und träumte vor mich hin.
Ich machte mir zu dem Zeitpunkt keine Gedanken darüber, was mit unserer Welt eigentlich gerade passiert. Das geschah später. Und ich berichte darüber auch noch später im Text. Jetzt machte ich mir darüber Gedanken, warum wohl zwei Forstarbeiter mit Motorsensen zwischen all den umgesägten Bäumen am Hahnenberg herum liefen. Und wenige Minuten später, ob ich nicht auch eine Kettensäge gebrauchen konnte. Denn die stand ca. 1 km weiter oben ganz alleine so auf dem Weg.

Foto gemacht und das wollte ich dann an die Stadtforst mit dem Standort schicken. Doch es kam alles ganz anders. Der Weg ging locker voran, die Vegetation zeigte herbstliche Färbung vor totem Ständerholz.

Ich erreichte das schon genannte Düstere Tal (den Namen kannte ich bisher nicht). Und ich muss sagen, die Stelle, an der der Forstmeister steht, ist schon düster bzw. kühl und feucht. Nicht umsonst ist er von einer Menge Moos umrundet. Ein Foto musste her vom vielen Moos.

Und da kam er auch, der stolze Besitzer der Kettensäge. Mit seinem Auto, Nummernschildt aus Wiesbaden und einem Forstschild hinter der Scheibe. Wir kamen kurz ins Gespräch, ich fragte, ob er eine Kettensäge vermissen würde. Nein, nicht mehr. Die von ihm liegengelassene habe er gerade eben geholt und so wollte er wieder zurück in Richtung Ammentaler Forsthaus. Ich wollte weiter in Richtung Okertalsperre und genoß kurz vorher noch einmal ins Düstere Tal und ins Okertal sowie die herbstlichen Eindrücke inklusive des herbstlichen Herzes einer Buche vor -wiederum- Totholz entlang des Weges.


Die Okertalsperre lag keine 10 Minuten später linksseitig in der Sonne und sie lag still in der Herbstsonne. An den Rändern war keine Wasserbewegung sichtbar und so spiegelte das erfrischende Nass in der Sonne. Schön ist es doch hier, auf dem Eichenbornsweg. Und vor 3 Jahren konnte man von hier noch nicht einmal die vielen Klippen östlich des Okertals sehen. Heute ist das möglich. Genießen wir es, solange es geht. Solange, bis die Natur sich die Sicht wieder zurück holt und die Bäume wieder gewachsen sind.
Parallel zur B498, nur 80 Höhenmeter höher fuhr ich mit schönem Blick auf die Okertalsperre auf der Straße nach Süden, so wie es Tony Marshall in Abwandlung des Liedes Looking for freedom von David Hasselhof schon in den 70ern sang. Kein Scherz, dieses Lied kam mir wirklich in den Sinn, als ich so der Sonne leicht entgegen fuhr. Und der Waldweg ist ja mittlerweile eine Straße. Zumindest für Rettungsdienst und Forst, wenn man dem Schild an der Okertalsperre glauben darf.

Schilder können wir, das steht fest. Sie sind auch immens wichtig, denn der Weg -die aufmerksamen Leser unserer Regionalpresse mögen es wissen- ist für Rettungswagen freigegeben, wenn sie mal nach Schulenberg müssen. Ein Verkehr aus Schulenberg in Richtung Oker ist jedoch für die Bewohner dieses kleinen Ortes ausgeschlossen. Zu hoch die Gefahr und Wahrscheinlichkeit, dass ein Pkw eines Schulenbergers oder einer Schulenbergerin auf einen Rettungswagen trifft. Ich hätte mir die Berichterstattung der Goslarschen Zeitung, die angesichts der Diskussionsabende bezüglich der Sperrung der Bramkebrücke dahingesagte vermeintliche Fakten des Landkreises undkommentiert hinnahm, qualitätsbewusster und kritischer gewünscht. Wie hoch ist denn bitte die Wahrscheinlichkeit genau? Zumindest mit welcher Wahrscheinlichkeit wird gerechnet? Und bis zu welchem Wahrscheinlichkeitswert wäre denn ein Begegnungsverkehr (ggf. mit Ampel) akzeptabel gewesen. Sei es drum. Es hat keinen Zweck sich hierüber Gedanken zu machen.
Und so fuhr ich einen schönen kleinen trail die 80 Höhenmeter herunter, bis ich zum sagenumwobenen (oder sollte ich sagen zeitungsumwobenen) Monsterbauwerk Bramkebrücke kam. So schön lag sie vor mir.

Ich wollte mir ein Bild vom Stand der Brücke machen. Und ich wollte -da ja einsturzgefährdet- todesmutig mit meinem Mountainbike über die Brücke fahren. Gessagt getan, doch vorher noch einige schöne Fotos von der herbstlichen Talsperre.



Ach ja, so todesmutig war es ja nicht, denn von einem Rad wird die Brücke wohl nicht einstürzen, oder? Wenn doch, hätte sie ja komplett gesperrt sein müssen. Doch warum ist dann die Durchfahrt unter der Brücke gesperrt und auch mit einem rostigen Gitter mit angehängter Leine abgeriegelt?

Weil ggf. Teile der Brücke abfallen könnten? Ich vermute ja. Und ich hoffe, dass der Mauersegler oder die Fledermaus, die Naturschützer dort ausgemacht haben, nicht von den herabstürzenden Brückentrümmern getroffen werden. Denn es gilt ja in unserem Land eine 0-Risiko Einstellung- auch wenn diese gar nicht möglich ist. Nun ging es aber „todesmutig“ über die Brücke.

Die Leserin und der Leser mögen ggf. an meiner Wortwahl nachvollziehen, dass meine Stimmung auf diesem Bauwerk nicht die beste war. Und so ging es auch auf der recht langweiligen Steigung in Richtung Schulenberger Bikepark weiter mit den Gedanken. Ich dachte darüber nach, dass wir mit täglich mit Katastrophemeldungen aus den Krisengebieten berieselt werden. Nur setzt diese Meldungen niemand mehr in einen Kontext. Der Springer Konzern spricht von Selenskys Werbetour für den Siegesplan (was für eine Wortwahl!). Wie wäre es mal mit einem Friedensplan? Der CDU Oberst a.D. Kiesewetter spricht davon, dass die Spionageabwehrfähigkeiten Deutschlands nicht vorhanden sind. Schade eigentlich, hätte man doch aus den Veröffentlichungen von Edward Snowden im Jahr 2013, bei dem er gezeigt hat, dass Spionage nicht nur von Russland und China, sondern auch von den guten USA gegenüber unserem Land durchgeführt werden, immerhin 11 Jahre Zeit gehabt, diese aufzubauen. In den Jahren hat auch dieser Aussenexperte schon im Bundestag gesessen. Was ist geschehen, fragte ich mich? By the way: Ich frage mich immer, wer bei uns die Spionage macht… Und dann ist der schon genannte Abgeordnete ja auch mit der unsäglichen Aussagen, dass der Krieg nach Russland getragen werden muss, aufgefallen. Bei unserer Geschichte – entsetzlich. Nun wird kolportiert, dass Russland im Jahr 2030 die Möglichkeit habe, die Nato anzugreifen. Nun, ich habe da meine Zweifel. Denn die Nato ist zum einen die „ultimative Garantie für die Freiheit und Sicherheit der Alliierten“, wenn man dem ehemaligen Generalsekretär der Nato Stoltenberg lt. Tagesschaumeldung Glauben schenken darf. Kann also gar nicht sein, weil ja die Garantie für Sicherheit gegeben ist. Zum anderen dürfte ich berechtigte Zweifel haben, wenn ich mir die Militärausgaben der Natostaaten und Russland anschaue. Doch weg vom Krieg: Unsere Wirtschaft ist weiterhin die einzige der westlichen Welt, die in eine Rezession gerät. Auch mein Arbeitgeber ist davon betroffen. Die Bevölkerung hat wenig Vertrauen. Woran liegt das wohl? Mir wurde schlecht bei den melancholischen Gedanken, die mich bei diesem schönen Wetter, in der schönen Natur beschäftigten. Doch das ist es ja auch, was den Herbst ausmacht. Eine gewisse Melancholie. So sehr ich den Herbst auch mag, so düster sind die Gedanken, die mich bis kurz vor Schulenberg begleiteten. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich diese 600 Meter und 50 Höhenmeter zum ehemaligen Ski-Alpinum, das im Sommer ein Bikepark ist gar nicht mag.
Denn wie auf einmal, kam ich am Bikepark wieder auf andere schöne Gedanken. Ich schaute nach links oben und sah die prächtige Baumfärbung. Ein Rettungshubschrauber kreuzte dann auch noch den Kondensstreifen eines Düsenfliegers vor dem azurblauen Himmel.


Schulenberg war bald erreicht und so ging es noch einmal zur Schutzhütte im Alten Tal. Auch sie war voll bemoost und ein Foto musst her.

Nun stand der leider etwas langweilige Weg in Richtung Festenburg über 1,5 Kilometer und knapp 100 Höhenmeter nicht gerade motivierend ist, auf dem Programm. Der Brocken war im Rücken und ich kam gut voran.

Das Hotel in Festenburg habe ich schnell hinter mir gelassen, bin ausnahmsweise die Straße mit moderater Steigung bis zum Zankwieser Teich gefahren, da mein linker Fuß schmerzte und ich die etwas steilere Steigung zum Oberen Schalker Graben (an dem man auch toll wandern kann) vermeiden wollte. Von hier aus ist alles Weitere schnell erzählt: Es ging immer entlang des Oberen Schalker Grabens, vorbei am Großen Kellerhalsteich und so war ich auch schon ratz-fatz am Kreuzeck. Vorbei ging es am Cafe Egerland, mit seinem Charme der 50er Jahre, aber dem gut schmeckenden Torten. Hier fuhr ich noch schnell über den Staudamm des Oberen Grumbacher Teichs, wo heute angesichts der doch fröstelnden Temperaturen naturgemäß kein Badebetrieb war, bis ich Hahnenklee erreichte.
Und an dieser Stelle möchte ich nochmal auf die interessanten Begegnungen zu sprechen kommen. Denn hier, rund um Clausthal-Zellerfeld und Hahnenklee häuften sich meine Kontakte zu anderen Menschen. Ich habe es nicht gezählt, wie viele Personen ich auf Waldwegen, auf Dämmen von Teichen oder auch auf sonstigen Plätzen getroffen habe. Aber mit Ausnahme der einen Mutter, die ihr Laufradfahrendes Kind zur Seite zog (was letztlich gar nicht nötig war), habe ich heute leider nur überforderte oder ggf. ignorante Menschen getroffen. Ich weiss wirklich nicht, woran es lag. Aber ich musste bei allen Begegnungen bis fast auf 0 herunter bremsen. Nun fahre ich ja nicht wie ein irrer Idiot an Wanderern vorbei. Nein, gegenseitiger Respekt ist für mich wichtig im Leben. Bei der Abbeit, in der Familie, beim Hobby und natürlich auch in der Natur, und so geht es immer mit einem fröhlichen „Hallo“ „Grüß Gott“ „Servus“ „Glück auf“ u.s.w. an Wanderern vorbei. Und ich fahre schon in recht großem Abstand an Menschen vorbei, damit sich niemand irgendwie bedrängt oder unwohl fühlt. Aber was soll man -ausser auf 0 km/h abbremsen- machen, wenn die Wanderer nicht ein wenig Platz auf dem Weg machen, Dich anschauen, sich wieder umdrehen um dann erst, nachdem Du wirklich fast stehst, etwas zur Seite gehen? Oder was kannst Du machen, ausser fast stehen zu bleiben, wenn die netten Hundebesitzer ihre gefühlt 5 Meter lange Leine so halten, dass sie damit den ganzen Weg oder gar die Kreuzung sperren, weil ihr lieber Vierbeiner nicht so möchte, wie sie möchten? Manchen Naturgenießern sieht man es richtig an, dass sie nicht wissen, was sie tun sollen. Gehen sie nach links, kann man fast darauf wetten, dass sie keine 3 Sekunden später doch einen Gedankenblitz haben, der sie nach rechts gehen lässt. Heute hatte ich nur derartige Begegnungen und es musste mal raus.
Aber es ist ja so, dass der Harz, die Natur genug Fläche für uns alle bietet und so ist ein Nebeneinander von Radlern (die sich manchmal wie Deppen benehmen und trotz Wanderern durch die Gegend rasen, als sei der jüngste Tag gekommen) und Wanderern wohl immer möglich. Denn wir wollen doch alle die Natur genießen.
So wie ich im Folgenden noch den Blick vom Taubenstieg hinunter zur Granetalsperre, die von herbstlicher Färbung umrahmt wurde.

Zur Abwechselung habe ich nach meinem warmen Tee noch ein nettes Kaltgetränk an der Steinbergalm in Goslar getrunken. So rundete ich meine melancholische, aber sehr schöne Tour, bei der ich recht gemütlich knapp 3h unterwegs war und dabei die Eindrücke auf 43 Kilometern und knapp 800 Höhenmeter gesammelt habe, ab.

Wie schreibe ich so oft (und dann muss das ja auch stimmen): Schee wars.