13.07.2019 – es geht endlich los. Nach knapp 2000 Kilometern auf meinem Mountainbike brechen Claudia und ich in unserem VW-Bus, Schwester Sabine in ihrem Fahrzeug und auch mein bester Freund Frank genau um 05:00 Uhr in Richtung Alpen auf. Und zwar um unsere 5, 2, 2, und 3. Alpentour mit dem Mountainbike anzugehen. Es soll dieses Mal für mich wieder einmal komplett über die Alpen gehen. Und zwar von Grainau bei Garmisch nach Colico am Comer See.
Doch nun liegen erst einmal knapp 680 km Autofahrt vor uns, die sich auch ganz gut anschickt. Jedoch haben wir in Thüringen auf der A14 mit einer Vollsperrung zu kämpfen, die uns 15-20 Minuten Zeit kostet. Das führt im Nachgang dazu, dass wir auch auf der A9 vor Ingolstadt einen Stau haben werden, den wir jedoch umfahren können. Kurz vor München ist der Verkehr wiederum etwas dichter, aber wir kommen in Grainau zu einer Guten Zeit zwischen 12:00 Uhr und 13:00 Uhr an. Nicht, ohne vorher ein Fahrrad, welches ich aus Wolfsburg mitgenommen habe, bei meinem Kollegen Ralf in München zu übergeben. Nun ist es also soweit. Wir sind am Startort.
Das Hotel Nuss in der Waxensteinstraße kenne ich schon von 4 anderen Alpentouren, die ich mit ULP gemacht habe. Das Hotel hat einen Charme der 70er Jahre, aber die nette Rosi, die mir eine Johannisbeerschorle, oder wie sie so schön sagt „einen Johann“ serviert, gleicht das alles wieder aus. Sabine und vor allen Claudia sind sehr gespannt, wie ihre Gruppe aussehen wird. Ich glaube, Claudia hat Respekt davor, dass sie mit Menschen fahren muss, die nur auf das Tempo achten und so bei Claudia den Druck aufbauen, schneller zu fahren, als sie eigentlich möchte. Und Druck soll es natürlich nicht sein, sondern die Tour soll ein Genuss sein.
Die Natur ist auf dieser Tour einfach einmalig abwechslungsreich und das gilt es zu genießen. Wer braucht schon Testosteron geschwängerte Mountainbike Akteure, die nichts anderes im Kopf haben als die Kilometeranzahl und die Höhenmeter, die sie hochgekurbelt sind? Niemand, ich zumindest nicht. Und die Truppe, auf die Claudia und Sabine um 18 Uhr treffen, nachdem wir mit Frank noch einen kleinen Spaziergang durch Grainau gemacht haben, wohl auch nicht. Frank rief schon um 17:15 Uhr an, dass er den Guide Franz getroffen hätte und dieser total nett sei. Also, erst einmal Beruhigung für Claudia. In ihrer eigenen Art machte sie ihre Vorstellung, dass sie Respekt -sie nannte es Demut- vor der Tour habe, nicht schnell fahren kann und wohl diejenige sei, auf die man warten muss, klar.
Aber das war kein Problem. Sowohl Franz, als auch die anderen Tourteilnehmer wollen die Tour genießen. Wer waren nun die Tourteilnehmer? Nun, für mich war es Frank, und für Fank war ich es. Denn wir beide haben keine geführte Tour gebucht (die wurde nämlich abgesagt), sondern waren alleine unterwegs als individuelle Reisende – Kurz Indies. Claudia und Sabine hingegen, sollten die nächsten 6 Tage die Erlebnisse mit dem lustigen Duo „Hefeweizen“-Jörg und Marvin, dem etwas stilleren Heinz und dem bisher wohl häufig von Sportverletzungen geplagten Robin verbringen. Frank und ich durften uns der Gruppe anschließen. Zumindest wollten wir das jeweilig zum Frühstück und Abendessen machen und ggf. auch bei schlechtem Wetter. Doch es kam ganz anders, als man sich das vorstellt.
Schnell berichtete Jörg in der Vorstellungsrunde, dass er auch gerne Medium fahren würde, zumindest manchmal und sich so den Indies anschließen könnte. Ggf. auf der Etappe über den Fimberpass. Frank hat sofort – Feuer und Flamme, wie sich das für einen Feuerwehrmann gehört -, dem ebenfalls als Feuerwehrmann arbeitenden Jörg zugesagt, dass das kein Problem sei. Ich war sehr skeptisch, kannte ich doch Jörg gar nicht, wusste nicht über seine Fahrkünste und genauso wenig über die von Marvin. Das T-Shirt mit der Aufschrift „Wer nicht stürzt, fährt nicht am Limit“, oder so ähnlich, baute auch nicht gerade Vertrauen auf. Denn von Stürzen hatte ich letztes Jahr in den Dolomiten ja genug und der Fimberpass– besser gesagt, die Abfahrt ins Unterengadin- ist nun nicht gerade als einfache Strecke bekannt. Wie dem auch sei, wir wollen mal schauen, was passiert, so mein Plan. Die letzte Nacht vor dem Start verbrachte ich in einem netten Zimmer unter dem DachJedoch war ich recht unruhig. Klar, wenn man dieses Mal selber für alles verantwortlich ist, und keinen Guide hat, der mit Tipps und Tricks beiseite steht, der mehr Erfahrungen mit dem Wetter hat und auch gute Alternativrouten kennt. Aber irgendwann schlief ich ein, um am Sonntag Morgen, dem Tag der Abfahrt um 06:00 Uhr aufzuwachen. Hierfür sorgte mein Handy mit dem Lied „Good morning Life“ von Dean Martin, welches die nächsten 6 Tage für den Weckruf morgens sorgen sollte.