Mal wieder Grenzgänger

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Der dritte Tag meiner Probefahrt auf der Transalp “Nationalpark Panorama” liegt nun hinter mir. Und ich möchte Euch wieder teilhaben lassen an dem Erlebten. Die Etappe heute ist wahrscheinlich die anspruchsvollste Etappe der gesamten Tour. Es soll von Sta. Maria im Val Müstair über den Döss Radond auf 2234 Meter ins Val Mora gehen. Und hier werde ich mal wieder die Grenze in ein anderes Land übertreten. Also zurück nach Italien. HIer in die Lombardei, die von Corona tragisch ach so gebeutelte Region mit seinen Bewohnern. Ich werde am Lago die San Giacomo di Fraele vorbei fahren und am Lago di Cancano. Na, das sind zwei Namen, die ich mir nie merken kann. Ich werde dann wieder etwas tiefer sein und aus 1950 Metern über den Alpisella Pass, der ebenfalls bei knnapp 2283 Meter liegt, ins Mountainbike, Ski-, Shopping- und Partymekka Livigno fahren.

Und so wachte ich heute bei frischer angenehmer Bergluft wieder vor meinem Wecker auf. Ich sah mir gerade ca. 30 Sekunden die Berge an, die in der Dämmerung einen Schatten darstellten, als mein Wecker die Musik abspielte. Keine 5 Sekunden später rief mich auch mein persönlicher Weckservice an. So soll es sein. Ich konnte heute zwar etwas länger schlafen, da es Frühstück erst um 08 Uhr geben sollte. Doch ich versuche einfach früher zu frühstücken, da ich eigentlich um 08:00 Uhr auf die Straße, bzw. den Weg fahren möchte. Hat auch alles gut geklappt. Tasche gepackt, noch mein Getränk der letzten Nacht leer getrunken und schon brachte ich meine Tasche in ein anderes Hotel. Denn dort schlief die Ulp-Truppe, deren Shuttleservice ich in Anspruch nehmen konnte. Jonas ist der Guide. Mit ihm habe ich meine Guide Ausbildung gemacht. Und so konnte ich gestern auch mit der lustigen Truppe zu Abend essen. Da war ich nicht ganz so alleine in den Alpen. Der Koffertransport ins andere Hotel war kein Problem. Sta. Maria ist nicht ganz so groß und das Hotel Alpina liegt 61 Meter (lt. Google) von meinem Hotel Crush Alba entfernt.

So konnte ich um 07:30 pünktlich meinFrühstück einnehmen. Und das Frühstück war genauso liebevoll wie das gesamte Hotel. Produkte aus der Region, kleine schöne Tische in dem wunderbaren Engadinerhaus. Nur das Brot ließ für meinen Geschmack zu wünschen übrig. Es war nicht so kross, wie ich es gerne habe. Aber es war warm und wahrscheinlich selbst gebacken. Also sollte es einige Körner haben. Dieses Brot aß ich genauso wie Hirschsalsitz, lokalen Honig und was man sonst noch so zu frisch selbst produziertem Johannisbeersaft essen kann.

07:55 wollte ich auschecken, das Fahrrad hatte ich schon geholt. Nur war niemand da, bei dem ich ich auschecken konnte. So klingelte ich. Niemand kam. Um 08:00 Uhr kam eine nette ältere Dame die nur nach der Zimmernummer fragte, meinen Schnlüssel nahm und ging. Nun gut, bezahlt hatte ich immer noch nicht. Nach weiteren 5 Minuten klingelte ich wieder. Niemand kam. Aber irgendwann um 08:10 Uhr konnte ich mein Geld in Form einer elektronischen Banktransaktion übergeben, setzte mich aufs Rad und startete die Tour, die gleich zu Beginn knapp 850 Höhenmeter Anstieg zum Döss Radond zu bieten hatte.

Durch den Ort ging es, dann ein Radweg, um kurz darauf auf einem asphaltierten Weg durch die Felder zu fahren. Es ging bergauf. Und die Steigung war nicht von schlechten Eltern. Der Asphalt änderte sich in Schotter und so ging es weiter. Eine Kreuzung – fast falsch abgebogen, aber ich bin auch ohne auf das Navi zu schauen, auf dem richtigen Weg geblieben. Es war nicht als äusserst leicht zu fahren. Gleich in der Früh so eine lange Steigung mit einigen steileren Stellen. Aber ich fand meinen Rhytmus und fuhr und fuhr und fuhr. Nach knapp 45 Minuten kam ich mitten in einem Lärchenwald an eine Bushaltestelle. Wer hätte das gedacht, mitten im Wald. Aber ich konnte mich erinnern. Mein Freund Frank sicher auch. Denn die Strecke zum Döss Randond ist sicher so etwas wie einer unserer bonding Moments von unserer Best of Trails Tour.

An der Stelle der Bushaltestelle war ich hungrig. Na, nicht erst da, aber es kam sorichtig heraus. Es waren doch erst 45 Minuten vergangen. Ich hatte doch gut gefrühstückt. Wie konnte das sein? War wohl ein Fehler. Ich hätte wohl mehr als zwei Scheiben Brot und ein Croissant essen sollen. Fehler Nummer zwei: Ich hatte nur zwei Riegel mit. Mist, den Vorrat, der immer bei 3 liegt, sollte doch heute früh noch aufgefüllt werden. Vergessen. Und da ich einen Hungerast befürchtete, aß ich lieber gleich einen Riegel. Ich hatte ja noch einige Höhenmeter vor mir. Der Weg zog sich und so zog er auch Energie. Aber ich kam gut voran. Schneller, als ich eigentlich wollte. Ein Elektrobiker überholte mich, und sogar 3 Bio-Biker. Man, die waren fix. Einen holte ich wieder ein, kurzer Wortwechsel, ich machte ein Foto und schon war er wieder weg. Nach einer Stunde und 25 Minuten bin ich oben am Döss Radond angekommen. Einfach ein herrliches Hochtal. Auch öffnete sich zwischenzeitlich schon das Tal und ließ die Schönheit der Natur / Region hier erahnen.

Ich war der fünfte Biker hier oben am heuten morgen und es war windig. Wie die letzten 2 Kilometer, auf denen ich neben der Steigung auch noch Gegenwind zu bekümpfen hatte. Ich zog mein Trikot aus, hing es zum trocknen auf. Und so auch mein Unterhemd, welches ich nach 45 Minuten schon ausgezogen hatte. Es war kühl und so musste meine Jacke herhalten, damit ich mich nicht verkühle. Als ich diese aus meinem Rucksack holte, hörte ich wilde Geräusche der mich umgebenden Kühe. Ich konnte das nicht deuten, aber es machte mich irgendwie unruhig. Die Tiefe schienen aufgeregt / agressiv und nicht so friedlich zu sein, wie ich sie sonst kenne. In dem Moment kamen zwei weitere Mountainbiker und nahmen auf der Wiese gegenüber von mir Platz. Genau auf der Wegseite, wo die Kühe muhten und sich zusammenrotteten. Es wurde unruhig, die Biker scheuchten die Tiere weg. Zwei Kälber oder junge Kühe kämpften auch sodann. Das war ein Spektakel. Größere Kühe kamen hinzu. Und die Biker waren so clever und sind dort sitzen geblieben. Ich überlegte, wie ich -wenn es die Situation erfordern würde- schnell weg kommen würde. Hemd und Trikot lagen ja zum Trocknen auf meinem Bike. Der Rucksack abgeschultert…

Und da habe ich prophylaktisch agiert. Mir erschien die Situation nicht geheuer und sicher. Viel zu viel ist schon mit Kühen auf Almen passiert. So zog ich schnell meine Kleidung wieder an und radelte vom Döss Radond ein wenig weg, um dann noch einige Minuten die Natur anzuschauen. Nach kurzer Zeit ging es weiter. Ich war alleine. Sehr schön. Ich fuhr an der Abfahrt zur Alp Mora vorbei. Hier hätte ich essen können. Aber nein, mein Ziel war der Lago di Cancano. Dort soll es ein nettes Ristorante geben. Dort will ich essen. Das sollte ein dritter Fehler heute sein, wie sich später heraus stellte.

Ich fuhr um eine Kurve und ein Murmeltier lief mir vor das Rad. Keine fünf Meter entfernt. Das süße Piepen, den Warnruf der Murmeltiere konnte ich seit der Auffahrt schon mehrfach hören. OK, nichts passiert, es hat sich erschrocken, ich mich auch und so ging / fuhr jeder von uns seines Weges. Kurze Zeit später saß ein Murmeltier am Straßenrand. Ich hielt an. Es erschien zutraulich. So ging ich ganz vorsichtig hin, um ein Foto zu machen. Es fühlte sich sicher. Na klar, saß es doch direkt vor seinem Höhleneingang. Aber es ließ sich fotografieren, bis es dann ratz fatz verschwand. Ich fuhr weiter bergab und genoss den Blick linksseitig, rechtsseitig und dann natürlich wieder auf den Weg, damit ich nicht stürzte. Nun kam nach dem Schotterweg ein schöner Wiesentrail, der dann in einen Wurzelweg überging. Wunderbar zu fahren.

Linksseitig das plätschernde Bergwasser und so fuhr ich mal bergab, mal etwas bergauf in Richtung Val Mora / Lago di Cancano. Nachdem ich die Flußseite geweselt hatte, wurde der Weg ruppiger. Sehr steinig. Eine Steigung folgte einem Gefälle und das gleiche Spiel begann von vorne. Es war teils grober Schotter. Einige Muren waren abgegangen. Und ich musste hierüber fahren. Rechtsseitig der Fluss weit unter mir und unstrennte nur ein steiler Abhang und ggf. sicherers Fahren. Zwei Biker überholten mich bei einem Fotostop. Später erfuhr ich, dass sie noch zum Stilfser Joch wollten. Na, dann viel Spaß dachte ich mir, denn der Weg über den Borchetta di Forcola ist wirklich wunderbar. Vor dem Lago, der mich grau / grün erwartete hatte der liebe Gott noch etwas Gegenwind für mich parat. Macht nichts, gleich gibt es Essen. Ich fuhr also an der Einfahrt zum Passo Alpisella vorbei (hier musste ich später noch hoch), um den Restauranttipp zu erkunden. Nun, das Restaurant lag schön, der Service könnte schon besser sein. Und was absolut verbesserungswürdig ist, sind die Essensheiten. Um 11:20 Uhr gab es noch keine Pasta. Es gab noch gar nichts zu Essen. Das sollte erst um 12 Uhr möglich sein.

Mist, das half mir gar nicht. Meine Dreifach Notfallsicherung ist ausgefallen und ich hatte noch mit Claudia telefonieren können, dass ich mich in zwei Stunden wieder melde. Die Zeit war um. Aber es gab kein Netz. Nicht, dass Claudia jetzt eine Rettungskette startet, weil ich mich nicht melde und sie mich auch auf der App nicht sehen kann. Also trank ich meine Aranciata schnell aus und fuhr wieder um den See. Nur, um ein Netz zu finden.

Am Einstieg zum Alpisella Pass hatte ich auch Netz und konnte eine Meldung geben, dass alles i.O. ist, ich nicht gestürzt und kerngesund bin. Ich war wieder in Italien. Und irgendwie merkt man das. Es waren sehr viele laut redende Menschen unterwegs. Sie spazierten, fuhren Rad und versuchten sich auf Elektrorädern. Und dabei ist mir eines aufgefallen: Helme sind hier wohl nicht so gerne gesehen. Es gab viele Biker, die gar keinen Helm trugen. Zwei Damen sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Die eine Bikerin kam mit ihrem E-Bike den Singeltrail vom Alpisella herunter. Nun gut, wenn sie es fahren kann. Das ist ein schöner Trail, der aber auch etwas Übung benötigt, da es dort schottrig ist und schon ganz schönes Tempo nach sich ziehen kann. Sie kam also wohl geschminkt mit Sonnengläsern im güldenen Rahmen und wehenden schulterlangen Haaren aus der Drei Wetter Taft Werbung herunter. Nicht sehr schnell, weil unsicher. Ggf. wäre aber ein Plastikbrillengestell von Fielmann ausreichend gewesen. Für den Rest des Geldes hätte man dann doch einen Helm kaufen können. Aber, sie hätte wahrscheinlich nicht so gut ausgesehen. Und weil wir gerade beim Aussehen sind, berichte auch über die zweite E-Bikerin. Auch sie kam mir ohne Helm entgegen. Dafür mir einem durchbrochenen, teils transparenten Top. Das sah nicht billig aus. Na eigentlich schon. Das Top hat aber wahrscheinlich einiges gekostet. Und auch hier stellte sich die Frage ob ein Helm nicht eine gute Investition gewesen wäre, wenn man schon so viel Geld für unpassende Radl-Kleidung ausgibt.

Dann ist mir aufgefallen, dass viele mit Mietbikes keine Helme tragen. Das wäre mir als Vermieter zu gefährlich. Ich würde einen Paketpreis machen und Helm ist Pflicht. Nun gut, ich bin kein Verleiher, aber ich sehe diese Entwicklung schon mit großer Sorge. Als ich auf dem Weg zum Alpisella war, schaute ich rechtsseitig den Schotter-Single-Trail an. Da fuhren doch Leute, bei denen man von Ferne schon sehen konnte, dass sie Angst hatten und unsicher auf dem Rad waren. Das geht doch nicht. Na ja, es scheint doch gut zu gehen, ist aber fahrlässig. Denken die Leute denn gar nicht mehr nach?

Und so bin ich schon bei meiner letzten Steigung für heute. Das ist der Alpisella Pass. Der liegt zwischen dem Cancano See und Livigno. Er ist 2283 Meter hoch und ich muste noch einmal knapp 330 Meter auf knapp 5 km hoch strampeln. Auf einem Schotterweg. Na Prost Mahlzeit. Die Sonne hatte mittlerweile auch an Fahrt aufgenommen. Die Morgenfrische aus Sta. Maria war schon lange verflogen. Mein Schweiß lief und ich fuhr wie ein Uhrwerk. Natürlich überholten mich auch zwei Mountainbiker. Mit Stromunterstützung. Fröhlich redend, den Bierbauch in der Größe eines 5-Liter Fases direkt vor bzw. unter sich tragend. Man kann das Leben schön sein.Die Beiden legten ein Tempo vor, das sich gewaschen hatte. Maximale Stromunterstützung vermute ich. Ich folgte natürlich in großem Abstand. Mithalten? Keine Chance bei der Steigung. Ich fuhr mein Tempo.

An dieser Stelle muss ich jedoch auch mal selbstkritisch mit mir sein. Ich glaube, ich habe verlernt, langsam zu fahren. Ich habe dieses Jahr gut trainiert. Jedoch habe ich fast nur schnelle Trainingseinheiten eingelegt. Das langsame, ausdauernde, genüssliche Fahren war irgendwie nicht mein Ding. Das merke ich hier jetzt schon. Es ist nicht unanstrengend, wenngleich ich immer gut voran komme. Auf jeden Fall muss ich mal in der Zukunft darauf achten, langsamer zu fahren. Ich erreichte den Alpisella und auch hier übewältigte mich das Panorama. Vorher heulte noch ein Kind herzzerreissend, weil es wohl keine Lust hatte mit den Eltern zu radeln. Wer den Aufstieg kennt, kann das auch ein wenig verstehen. Aber zurück zum Pass. Irgendwie hatte jedes Tal, jeder Pass seine eigene Stimmung. Nun hatte ich mir eine Pause verdient.

Mittagessen wollte ich gleich am Fuße des Alpisella am Lago di Livignio. Ich fuhr den Pass nach einer Ruhepause und Genuß der Umgebung herunter. Schotter, Spurrinnen durch Wasser, grober Schotter, entgegenkommende Wanderer und auch entgegenkommende (fast kollabierende) Mountainbiker. Es ist teilweise schon recht steil. Ja, und ich kann das nachvollziehen. Auch ich bin hier mal hoch. Meine Herren, ich kann mir nur vorstellen, dass ich 60% gegangen bin. Ich war überwältigt von der Steigung. Bergab ist sie OK, aber bergauf? Und ich kann jetzt auch mit Abstand noch besser verstehen, warum mein Spezi Frank, seinerzeit auf dem Alpisella die Tour abbrechen wollte. Hat er nicht gemacht, war ne tolle motivierende Truppe. Und es hatte sich seinerzeit ja auch gelohnt.

Zurück zu heute: Die Wegsituation erlaubte nur punktuell schnelles Fahren. Mal ging es langsam, mal bremste ich und mal konnte ich es laufen lassen. Mich überholte ein anderer Biker. Nicht dort,wo ich langsam war. Meine Herren, war der schnell. Er hinterließ eine Staubwolke, in der auch gleich drei Wanderer standen. Rücksichtslos. Ich fuhr langsam vorbei und die Wanderer bedankten sich. So geht ein Miteinander. Das ist der Respekt, der hier an so vielen Schildern hängt. Nun, auch die steilste, schnellste Abfahrt hat mal ein Ende und so kam ich an den Lago di Livigno. Ich traute meinen Augen nicht.

Da standen Menschenschlangen am Restaurant, um auf Einlass zu warten. Mit Maske, einer nach dem Andern. Aber komischerweise entgegen meiner Erfahrung auf der Tour hatten sie gar keinen Abstand. Nun wollte ich Abstand halten und zwar vom Essen hier. Ich radelte gemütlich am Seeufer entlang, um zur Latteria di Livigno zu fahren. HIer sollte es -das ist schon fast Tradition- ein Eis sein. Und ich hatte Glück. Kaum eine Schlange und so bekam ich auch ganz schnell meinen Bon, mit dem ich mein Eis abholen konnte. Was auffällig war, ist die Tatsache, dass hier in Livigno viele Soaziergänger und auch Biker eine Maske trugen. Nun gut, das ist das Eine. Aber etwas mehr Abstand in der Schlange vor der Eisdiele hätte ich mir gewünscht. Da war die ältere Dame auf der Bank nur noch der Punkt auf dem i, die ihr Eis schleckend mit weit geöffnetem Mund in die Gegend hustete. Keine Niesetikette. Einmal, zweimal, dreimal. Ich war weit genug weg und hatte jetzt auch genug von meinen 4 Kugeln feinstem Eis. So wollte ich mein Hotel anfahren. Das liegt nun am anderen Ende von Livigno.

Also fuhr ich durch die Fußgängerzone, die dem Ballermann wohl in nichts nachsteht. Die Restaurants waren voll. Wieder kein Abstand. Aber die meisten Menschen trugen eine Maske. Ich weiss nicht, wie ich das werten soll, aber ein ungutes Gefühl bleibt bei mir. So war ich um 14 Uhr im Hotel, um zu lesen, dass erst um 15 Uhr eingecheckt werden kann. Die Tür ist zu. Na, das kenne ich doch mittlerweile. So genoss ich den Schatten auf einer Bank liegend und ließ den Tag Revue passieren. Bis ich das Rollen eines Koffers hörte. Es war Fabian, der Shuttler, der meinen Koffer brachte. Super. Nun habe ich gleich Wechselkleidung, wenn ich eingecheckt habe, kann Duschen und danach heute Nachmittag essen gehen. Da wird wohl nicht so viel los sein.

Und ich habe die Chance, diese Zeilen hier zu schreiben, denn auch mein Laptop ist im Koffer. So, eingecheckt habe ich auch. Mal wieder ein wunderbares Hotel ausgesucht. Und die Regeln sind hier wieder ganz anders, als in Deutschland, Österreich, Schweiz. Das ist etwas, was ich hier von der Reise mitnehme. Es gibt in Europa ein Corona-Regel Wirrwar. Fangen wir mal an: In Grainau konnte ich ohne Maske herum laufen. Jedoch musste ich in Geschäften und Hotels eine Maske tragen. Auch in der Höllentalklamm, wie ich ja berichtete. Dort, wo die 1,5 Meter Abstand nicht eingehalten werden konnte, war Maskenpflicht. In Österreich ließ mich der nette Herr an der Rezeption gleich wissen, dass ich meine Maske absetzen könne. Diese ist in Supermärkten notwendig jedoch nicht bei Media Markt. Und auch im Hotel nicht. Verstehe das jemand. Und auch im Restaurant, in dem ich zu Abend aß war auch keine Maskenpflicht. Dafür war das Frühstück schön hygienisch abgepackt. Die Säfte in kleinsten Flaschen, der Aufschnitt und Käse kam nach Bestellung aus der Küche. Brötchen wurden auch gebracht, so dass ich diese nicht selber nehmen konnte. Der Rest inkl. frischem Obst war verpackt am Buffet. Kommen wir nach Südtirol. Dort musste ich im Hotel keine Maske tragen. Nur im Restaurant auf dem Weg zum und vom Buffet und am Buffet. Sonst war alles maskenfrei. Und das Buffet war ganz normal. Jedoch musste man bei den Brötchen Handschuhe anziehen und es lagen zig Gabeln herum, so dass jeder eine nehmen konnte, und sie dann nach Benutzung in einem Gefäß entsorgen kann. Ach, die Hände mussten vor dem Restaurant desinfiziert werden. Die Mitarbeiter wurden im Übrigen alle 2 Wochen freiwillig getestet. Auf Kosten des Arbeitgebers. In der Schweiz, wo ich gestern nächtigte, intressierte sich niemand für eine Maske. Da hieß es lapidar, dass 2 Meter Abstand eingehalten werden sollen. Aber am Kiosk waren Zeitungsausschnitte, dass es in der Schweiz ein Masken-Chaos gäbe. Verstehe, wer das will. Nun habe ich hier in Italien eingecheckt. Ich muss nach 18 Uhr auf der Straße eine Maske tragen. Im Hotel sowieso. Und bei Ankunft hier wurde mein Fieber gemessen. Das war eine Prozedur, vor allen Leuten an der Rezeption die Hose runter ziehen,… nein, Scherz, das wurde mit einem Infrarotthermometer gemessen. Aber das gab es bisher weder in einem Bundesland in Deutschland, noch in Österreich oder der Schweiz. Aber die Italiener sind ja insbesondere in der Lombardei, wo sich ja Livigno befindet (wenn auch 180 Auto-Kilometer vom Hotspot Bergamo entfernt) arg gebeutelt gewesen. Und da habe ich volles Verständnis.

Was mir aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass dort, wo weniger Masken getragen wurde auch die Abstände noch weniger eingehalten worden sind. Die nette Dame in Südtirol an der Rezeption berichtete sogar, dass die Gäste ohne Maske ans Buffet gegangen sind, sich auf der Pelle standen und dann Essen, welches sie schon genommen hatten, wieder zurück gelegt haben. Da fehlt es dann doch an ein wenig sozialer Kompetenz.

So, die werde ich jetzt üben, da ich jetzt mein wohlverdientes Mittagessen essen gehe, damit ich nicht nach 18 Uhr noch mit der Maske auf die Straße gehen muss.


Nun wieder einige Fotos des Tages

Rückblick ins Val Müstair, wo ich herkomme
Kurz vor dem Döss Radond ein Wasserfall in Form eines Herzen
Am Döss Radond haben sich mein Fahrrad und ich eine Pause verdient
Das besagte Murmeltier
Ganz andere Eindrücke im Val Mora..
Durch diese hohle Gasse musste er kommen
Murenabgänge im unteren Tal
Lago di Giacomo di Fraele
Am Alpisella sieht man noch den Ortler, der mich gestern begleitete
Hier wollte ich wahrlich nicht essen