Nun liegt mein Jahresurlaub schon wieder einige Tage hinter mir und wie gewohnt versuche ich einige Eindrücke hier auf meiner Webseite zu teilen. Mir kamen in diesem Urlaub in unterschiedlichen Situationen mehrfach die gleichen Gedanken, weshalb ich diesen Bericht unter den Titel “Wohlstandsgesellschaft” gestellt habe. Eventuell ist das durch die folgenden Bilder und Zeilen nachvollziehbar. Fangen wir mit Letztgenanntem an.
Eigentlich sollte unser Urlaub zwei Wochen in den Bergen mit viel Aktivität versehen werden. Nach einer Woche in Oberbayern sollte es auf eine Radltour in Richtung Gardasee gehen. Doch leider haben gesundheitliche Herausforderungen in der Familie dazu geführt, unsere Reiseplanungen zu verändern. Und so kam es dazu, dass wir unseren Urlaub kulturell begonnen haben und der Urlaub auch einen kulturell äußerst schönen Abschluss gefunden hat.
Nachdem wir den Weg in den Süden entspannt hinter uns gebracht haben, wollten wir uns am ersten Urlaubstag sechs Stunden das Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus” bei den Passionsfestspielen Oberammergau anschauen.
Das Spiel war großartig und sowohl die ausnahmslos von Laien dargestellten Figuren als auch der Chor und das Orchester haben uns uneingeschränkt begeistert. Und egal, ob wir gläubig sind, oder nicht, ob wir an die Bibel glauben oder eben nicht. Der Inhalt der Passionsfestspiele könnte aktueller wohl nicht sein. Gleich zu Beginn sagt der Jesusdarsteller folgende Sätze: “Kommt, kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Kommt, die ihr geschwächt seid von der Last des Unglücks und des Kummers. Es herrscht eine Zeit der Angst in Israel. Kriegsgeschrei erfüllt das Land, Armut und Krankheit raffen euch dahin.”
Könnten die Themen, die uns in dieser Anfangsszene entgegenhallten, aktueller sein? Ist es nicht so, dass es genau die Themen sind, die uns angesichts des furchtbaren Krieges in der Ukraine umtreiben? (im Übrigen ist jeder Krieg furchtbar. Jeder Krieg beginnt mit einem -in den letzten Wochen so häufig zitierten- “Angriffskrieg”. In jedem Krieg sterben Menschen und leiden, weil Menschen, die sich kennen, nicht hinlänglich miteinander reden, verstehen und einigen. Aber das ist ein anderes Thema.) Ist es nicht die Armut, die angesichts der -auch durch inflationäre Sanktionen- hervorgerufenen Gaskriese, Inflation und eben des Krieges, viele Menschen in unserer Gesellschaft bedroht? Ist es nicht auch die Zeit der Angst in Europa, in der Welt? Sind wir nach langer Corona-Zeit nicht auch geschwächt von der Last der Pandemie und der daraus entstanden Sorgen. Sei es wirtschaftlicher oder auch gesundheitlicher Art?
Und auch im weiteren Verlauf der Passion, als Jesus und der Hohepriester vor Pontius Pilatus standen zeigte sich, dass wir heute, knapp 2000 Jahre später nicht einen Schritt weiter sind, als seinerzeit. Denn es ist doch auch heute noch so, dass die wahrgenommene Wahrheit nicht immer die Wahrheit ist, sondern das, was die laute Mehrheit meint, als Wahrheit verkaufen zu wollen.
Doch ich schweife ab. Die Spiele waren großartig und super organisiert. Doch was haben diese jetzt mit dem Titel der Wohlstandsgesellschaft zu tun? Nun, es sind zwei Themen, auf die ich noch kurz eingehe. Erstens betrifft das einen gefühlten Großteil der Zuschauer. Denn ich habe noch nie so viele amerikanische Personen in Deutschland an einem Ort zeitgleich um mich herum erlebt, wie bei den Festspielen. Wahrscheinlich wird das noch in Neuschwanstein, Heidelberg oder beim Oktoberfest getoppt. Doch das habe ich nicht erlebt. Ist es nicht auch ein Zeichen von Wohlstand, dass vielen Menschen dieses Reisen -auch und gerade nach der Pandemiezeit- überhaupt möglich ist, um fremde Länder und dann auch eine Passion zu sehen, ermöglicht? Und ist es auch nicht ein Zeichen von Wohlstand, das mich selber betrifft, dass ich -nicht zuletzt durch Fleiß aber auch durch Glück- in der guten Situation bin, dass ich mir den Besuch dieser nicht gerade günstigen Aufführungen überhaupt erlauben kann? Ja, ist es. Und so schließt sich der Kreis: Die oben beschriebene und dargestellte Armut ist um uns herum. Und wir -denen es gut geht- tun gut daran, auch die Menschen, denen das Leben nicht so gut mitgespielt hat, nicht zu vergessen.
Leider habe ich gerade in der derzeitigen Weltlage den Eindruck, dass Entscheidungsträger immer weniger an die “Verlierer” der Gesellschaft denken und aus ideologischen oder (geo-)strategischen Gründen vergessen, dass dieser Wohlstand, in dem wir leben nicht Gott gegeben ist.
Ich habe angesichts eines Fotografierverbots während der Passion keine Fotos, die ich auf meiner Seite hier teilen kann. Aber zwei Eindrücke des Spiels seien anhand von Links wieder gegeben:
Und abschließend sei gesagt, dass die 5 Monate dauernden Passionsspiele, die jeden Tag bis auf Montag und Mittwoch gespielt werden, auch wirtschaftlicher Motor für den Ort Oberammergau sind. Laut meine Recherche besuchten die letzte Passion 2010 knapp eine halbe Million Menschen. Dieses ist auch ein Wert, der schon in vergangene Passionen, die alle 10 Jahre gespielt werden, erreicht wurden. Und so ist es eben nicht verwunderlich, dass die nach meinen Recherchen verdienten 40 Millionen Euro dann auch der obig erwähnte wirtschaftliche Motor für Gemeinde und Unternehmen ist. Und auch das ist eine Basis für eine Wohlstandsgesellschaft, die dort zu herrschen scheint, wenn ich mir alleine die Immobilienpreise der örtlichen Immobilienmakler anschaue.
Unser Urlaub endete in Bregenz, mit einem Besuch der Bregenzer Festspiele. Wir wollten uns auf der eindrucksvollen Seebühne unter freiem Himmel die Oper Madame Butterfly von Giacomo Puccini ansehen. NIcht gerade günstig, aber wir haben es nach schweren Wochen sehr genossen, den Wiener Symphonikern und hervorragenden Darstellern zu lauschen. Es war ein Hochgenuss. Zum Glück, konnten wir Karten noch kurzfristig bei eBay erstehen.
So genossen wir beginnend bei strahlender -weil sich im Untergang befindlicher- Sonne den Beginn der Veranstaltung unter freiem Himmel. Nachfolgend wurde das einmalige Bühnenbild durch den schönen Sonnenuntergang einzigartig unterstützt. Auch hier waren während der Vorstellung Fotos verboten. Jedoch zeigen die folgenden Bilder sicher einen groben Eindruck, der aber nur ein Teil von dem ist, was wir an jenem schönen Sommerabend in Bregenz genossen haben.
Doch genug der kulturellen Eindrücke unseres Urlaubs. Ich möchte an dieser Stelle lieber Bilder sprechen lassen, die meine sonstigen Aktivitäten beschreiben. Diese sind wie so häufig durch das Radeln, in diesem Jahr auch durch das erstmalige Stehen auf einem SUP und auch durch Eindrücke der Natur gekennzeichnet. Und dass ich das kann, verdanke ich auch einer Gesellschaft, in der ich es dankenswerterweise zu etwas Wohlstand gebracht habe. Wohlstandsgesellschaft halt….
Viel Freude mit den Bildern.