Marin Headlands

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In Teil 2 meiner Hexalogie über San Francisco entferne ich mich ein wenig von dieser faszinierenden Stadt. Denn es war eigentlich nicht der Touristenmagnet Golden Gate, der uns zu Beginn unserer Reise anzog. Nein, vielmehr wollten wir wandern. In Marin County, in den Marin Headleands, die nördlich der Golden Gate Brücke am Pazifischen Ozean lagen.

Und so ging es zuerst zum Muir Beach, dem Strand, der nach dem schottisch-amerikanischen Naturforscher John Muir bezeichnet wurde. Nicht zu verwechseln mit Muir Woods, wo sich ein Besuch auch auf jeden Fall lohnt. Wir fuhren also zum Muir Beach um den Costal-Trail und den Costal Fire Road Loop zu wandern. Es waren knapp 7 Kilometer, die wir auf öden Trails liefen. Denn Regen hat diese Gegend offensichtlich schon mehrere Monate nicht gesehen. Die Vegetation war recht dürr und so auch nicht einladend. Der Pazifik, der auf dem südlich führenden Abschnitt rechtsseitig zu sehen war, glich das graue Einerlei jedoch wieder aus. Es ist nicht so, dass wir auf den 400 Höhenmetern, die unsere Füße hoch und runter gehen mussten, nichts Grünes gesehen haben. Nein, aber die braun/graue Farbe überwog doch.

Jedoch war der Kontrast zum Ozean und die Einsamkeit unweit der pulsierenden Metropole San Francisco wunderschön zu genießen. Wir vergaßen fast die Zeit und hatten auf dem langen Anstieg in der Mitte der Tour, der extrem steil war, Sorge, dass wir nicht pünktlich am Starpunkt ankamen. Denn dort wollte uns unser Freund Jason wieder abholen. Doch auch das gelang uns. Wir hatten sogar noch etwas Zeit und konnten unseren Füße noch ein wenig Abkühlung im angenehm temperierten Pazifik geben. Doch lassen wir jetzt Bilder sprechen, die Claudia und ich sehen konnten…


Natürlich war es auch immer ein Traum von mir, hier quasi an der Geburtsstätte des Mountainbikings, auch einmal den Boden unter breite Stollenräder zu nehmen. Und das gelang mir auch an einem Tag. Nicht alleine – nein, durch unseren Freund Jason gesellten sich sein Arbeitskollege Tom und der Ehemann John der Arbeitskollegin Helga zu mir.

Wir trafen uns im „Künstlerdorf“ Sausalito. Dort hatte ich mir ein Mountainbike bei Sausalitobikerentals für einen Tag gemietet. Satte 75 Dollar wurden aufgerufen, aber das war mir die Tour wert. Auf der Webseite war angekündigt „Spezialized Mountain Bike great for mountain trails around Sausalito”. Und so ging es frohen Mutes zur Rental-Station. Der Vermieter war ein Original. Ich glaube, er ist in den 68ern des letzten Jahrhunderts stehen geblieben. Zumindest hat er den Eindruck eines Hippies durch und durch hinterlassen.

Das Fahrrad – nun gut, es war kein Specialized. Ist auch egal. Es war ein Fahrrad der Raleigh Bicycle Company. Das sollte eigentlich nicht stören. Komisch anmutend waren jedoch die Rostspuren am vorderen Dämpfer und die Kette, die wahrscheinlich seit 1968 keine Schmierung mehr genossen hat. Und die Bremsklötze waren wohl auch komplett durchgehärtet. Denn die Bremsen waren nicht so super zu dosieren, wie es bei einem schönen Downhill nötig wäre. So störte dann die fehlende Qualität des Rades doch ein wenig, denn auch die Schaltung 3*9 funktionierte nur so la la. Aber sei es drum, allein die Authentizität des Vermieters war es schon wert, das Bike zu mieten. Und ich hatte eine weitere Erfahrung “mit den Touristen kann man es ja machen” zu verbuchen.

Wir fuhren aus Sausalito zum Fort Baker, wo es eine tolle Übersicht über die Brücke gibt. Einige Höhenmeter auf der Straße mussten wir überwinden, bevor wir -nein, das ist nicht Mountainbiking, war aber trotzdem toll- die Golden Gate Brücke hin und zurück fuhren. Weiterhin ging es über die Straße hoch an der Batterie Spencer vorbei zur Batterie 129 am Hawk Hill. Die letzte Steigung auf Geröll hat es in sich gehabt, der Ausblick jedoch war grandios.

Bisher waren wir nur Straße gefahren, das sollte sich nach er 18% steilen Abfahrt auf der Conzelman Road in Richtung Nike Missile Site ändern. Wir fuhren bei sengender Hitze den Miwok Trail und Bobcat Trail entlang. Es war staubig und wie schon bei der Wanderung am Tag zuvor farblich durch die Öde etwas eintönig. Aber es war ein tolles Gefühl, hier zu Biken.

Schatten gab es so gut wie keinen. Es war so warm, dass der Schweiß gar nicht auf dem Körper blieb, sondern sofort verdunstete. Das hätte ich so nahe an der Bay nicht vermutet. Ich genoss jedoch die Tour, die mir am Ende auch noch einen schönen Ausblick in Richtung Belvedere (mehr dazu später) ermöglichte. Über den Fernwood Friedhof im Tamalpais Homestead ging es zurück ins Tal, wo ein wir bei der Hook Fish Co at Proff Lab noch schön Fisch zu Mittag gegessen hatten, bevor wir das Fahrrad unserem Original in Sausalito wieder zurück brachten.

“Wie war das Fahrrad?” – so die Frage des Vermieters bei der Rückkehr. Nun ich berichtete von der Kette und den Bremsen. Natürlich kam der Mechaniker heute Nachmittag sowieso. Nun, wer glaubt, wird selig. Aber auch egal. Es war eine tolle Tour mit einem altersschwachen Bike. Die Ausblicke, das Gefühl und auch die Gespräche mit Tom und John waren jedoch die Mühen auf dem Bike wert. Die folgenden Bilder mögen das erklären.