Der erste Tag auf dem Radl ist geschafft. 67km liegen hinter uns, 2000 Höhenmeter (wobei wir ehrlich gesagt 300 Höhenmeter eine mechanische Aufstiegshilfe genutzt haben, um nicht in ein Gewitter zu kommen) ebenso. Das Tempo ist moderat, doch eines nach dem anderen:
Die letzte Nacht war nicht so toll, ich habe nicht gut geschlafen. Das mag an der Hitze gelegen haben, an der Aufregung oder einfach am Bett, welches zu klein für mich war. Die Nacht war dadurch auch recht früh zu Ende. Gegen 06:00 aufgestanden, den Sonnenaufgang in Garmisch genossen und noch die letzten nicht brauchbaren Dinge ins Auto gebracht.
Nach einem Bikecheck -mein Reifen hat Luft, juhu-, ging es dann um 09:00 in Richtung Eibsee. Das Tempo war toll. Nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell. Nach einem Kilometer sind wir in den Lärchenwald und ich fuhr vorne. Das Gefühl, eine Menge Radfahrer hinter mir zu haben, behagt mir nicht. Das Tempo, welches ich gefahren war, war viel zu schnell. Ich war kurz vor dem Hyperventieren oder auch Übergeben. Also musste ich einen Gang runter schalten. Im Gegensatz zum letzten Jahr konnte ich auch niemanden dafür verantwortlich machen. Ich bin ganz alleine schuld an diesem Mördertempo. Es ist wirklich ein Unterschied, ob man alleine fährt oder eben nicht. Am Eibsee angekommen (die Steigung war hart, aber jeden Schweißtropfen wert), hat mich der Blick auf den Waxenstein und die Zugspitze hinter dem tiefgrünen See für alles entschädigt. Wir sind um den See gefahren, bevor es hoch zur Hochthörlehütte ging. Hier habe ich mein Tempo gefunden. Und es ging mir saugut. Kein Vergleich zum letzten Jahr.
Nach knapp 2 Stunden haben wir auch die Hochthörlehütte erreicht. Ein Spezi war die Belohnung, bevor wir in einen tollen Singletrail fuhren. Robert, unser Guide wollte wohl sehen, was wir können. Und es war total klasse. Was ich letztes Jahr nicht konnte, habe ich heute geschafft. Es war ein tolles Gefühl. Sehr rutschig, teilweise verblockt, aber es machte kein Problem. Nachdem wir an der Zugspitzarena angekommen sind, ging es durch den Wald in Richtung Ehrwald. Ein tolles Panorama in schönstem Sonenschein. Das Ehrwalder Moos lag unter uns.
Nun hieß es entscheiden: Über das Marienjoch oder über den Grubigstein. Wir entschieden uns angesichts einiger erster Amboßwolken für den Grubigstein. Die erste Sektion entschieden wir uns sogar für die Seilbahn, da die Wolken nichts Gutes verhießen. Oben angekommen hatten wir noch knapp 500 Höhenmeter bergauf zu radeln, bevor wir an der Grubigalm angekommen sind. Irgendwann tritt man ja mechanisch und die Gedanken kreisen. Ich erinnerte mich an einer Stelle an Oskar, der in eine Urlaub ein Wettrennen mit Claudia und mir gemacht hatte. Genau an dieser Stelle. Über den Schnee war er so schnell unten, dass die Alten nicht mitkamen. Es ist doch schön, derartige Erinnerungen zu haben. Unter der Seilbahn durch ging es weiter nach oben. Da saß doch eine Mutter mit einem kleinen Kind im Sessellift. Auch hier kamen Erinnerungen: Wie oft waren wir mit unseren Kindern Sessellift gefahren? Auch diesen hier. Und da schweifen die Gedanken ab, was wir wohl unseren Kindern mitgegeben haben. Was sie mitgenommen haben. Was haben wir gut gemacht, was nicht. Mountainbiken ist eben nicht nur Sport sondern auch die Möglichkeit, die Gedanken schweifen zu lassen. Das war dann oben angekommen nicht mehr möglich.
Wir fuhren den Blindseetrail. Ein wunderbarer Trail, bis es bergab ging. Die Abfahrt vom Fimberpass letztes Jahr, in meinen Augen zu vergleichen. Ich bin selten so einen anspruchsvollen Trail gefahren. Teils stark verblockt auf jeden Fall sehr sehr rutschig. Aber es hat Spaß gemacht. Danke Robert für diesen Weg und die tolle Aussicht auf die Ehrwalder Sonnenspitze. Und dort, wo ich beim Fahren eine Komfortzone verlassen habe, habe ich einfach geschoben. So wie alle anderen. Wir waren fast genauso schnell wie so eine Downhill Truppe aus Biberwier. Nur musste ich ohne Protektoren auskommen. Aber irgendwann sind wir dannauch runtergekommen und haben den Fernpass errreicht. Von nun an ging es bergab.
Und es hat Spaß gemacht. Singeltrail und schöne Natur vom Feinsten. Mittag haben wir auch gegessen. Und zwar gegen 16:00 Uhr. Das war in der Tat sehr spät und ich hatte tierisch Hunger. Bis dahin habe ich mich mit Riegeln über Wasser gehalten. Aber die Kaspressknödelsuppe war einfach eine andere Dimension.
Nach Pause in Nassereith rollten wir aus, bevor wir die letzten 200 Höhenmeter nach Karres fuhren. Ein Blitz, ein Donner, die letzte Abfahrt und wir waren keine 5 Minuten im Hotel angekommen: Ein Regenguss, der sich gewaschen hat. Besser konnte der Tag nicht zu Ende gehen.
Was bleibt von heute noch im Gedächtnis: Dass Kühe keine Minze mögen (deshalb gehen sie auf der Kuhweide auch nicht hin, wo Minze steht). Daraus folgt, dass es auch keine Milch mit Minzgeschmack gibt. Ggf. Wäre das noch eine Geschäftsidee. Dann haben wir noch ein Alpenveilchen gesehen, welches nur im Herbst blüht. Großes Kino!
Jetzt heißt es aber schlafen gehen. Denn morgen ist um 7:00 Uhr Frühstück, da wir Mittags Gewitter erwarten. Wollen wir mal schauen, wie uns das auf dem Weg über Imst nach Landeck, weiter über Tobadil nach Ischgl erwischen wird.
Nun noch einige Fotos von heute