Der Dritte Tag steht im Zeichen einer Transferetappe aus dem einen Bike-Revier in das nächste. Und so fuhren wir nach einem ausgiebigen Frühstück entlang des Inntal-Radwegs in Richtung Zams. Kurz vor Zams verabschiedeten sich Frank und ich von Claudias Gruppe, um einige Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Wir wollten zur Kronburg, die hoch über Zams thront und einen schönen Überblick in das Tal verspricht. Noch mehr verspricht sie jedoch Abfahrtspaß über einen verwurzelten Trail um nachfolgend über einen Wiesenweg ganz flowig ins Tal zu führen. Wir aßen in Zams eine Banane, um gleich darauf durch Landeck zu fahren. Hier führte uns der Weg über enge steile Straßen hinaus auf die Verbindungsstraße Landeck-Tobadil, wo wir noch ca. 6 Kilometer mit moderater Steigung bis Tobadil vor uns hatten.
Der Ausblick in Richtung Paznaun und auch zurück zur Kronburg war sehr schön. Das Wetter war nicht sehr warm, eher frisch. Die Sonne war nicht zu sehen. Doch das verringerte die Aktivität meiner Schweißdrüsen nicht. Denn ein Kilometer vor Tobadil, als ich durch Zufall Claudias Gruppe einholte, war mein Trikot durchnässt. Frank, der etwas später ankam, hatte mit Ähnlichem zu kämpfen. Nun entschieden, wir, mit der Light-Gruppe zu fahren. Der Weg war ja fast der gleiche. Zumindest bis Tobadil. Claudia fuhr noch ganz gut mit, die Stimmung war gut. Nicht zuletzt durch den „Sonnyboy“ Jörg, der mit Marvin stets einen lustigen Ausspruch auf der Lippe hatte. In Tobadil sollten sich unsere Wege wieder trennen. So dachte ich zumindest. Doch weit gefehlt, der Trail, den Frank und ich auf uns nehmen wollten (und der noch einige Hundert Höhenmeter Steigung bedeutete) sollte auch von der Light-Gruppe in Angriff genommen werden. Das erschien mir zwar nicht passend, war aber wohl der offizielle Weg.
Ich fuhr mal mit Jörg, mal mit Frank, mal mit Marvin und machte zwischendurch einige Fotos. Letztlich fuhr ich auch mit Claudia, die nach einer Steigung Probleme mit der Atmung bekam. Das machte mir Sorgen. Hat sich Claudia überfordert? Ist sie zu schnell gefahren? Atemprobleme sind nun das Letzte, was man haben möchte. Doch glücklicherweise waren diese nach ca. 30 Sekunden nicht mehr vorhanden uns so begleitete ich Claudia die nächsten Meter in einem gemäßigteren Tempo. Bis zu einem Wandhydranten. Hier wartete die Gruppe. Und es war genauso, wie am ersten Abend besprochen. Niemand murrte, alle freuten sich, Claudia zu sehen. Das sprach für die Gruppe! Einfach tolle Menschen. Es geht auch anders. Das hatte ich ja nun auch schon erlebt.
Die letzten Meter zum Trail ging es noch einmal schiebend nach oben. Hier stand er, der Paznauer Killer-Hund. Er baute sich vor mir auf, bellte mich an. Ich baute mich vor ihm auf und mir schlotterten die Knie. Zum Glück rief ihn sein Besitzer zurück, denn mir war schon sehr unwohl in der Situation. Also ging ich vorsichtig an ihm vorbei, bevor ich begann, den Trail zu fahren. Die Abfahrt war für einige zu heftig. Hans und Sabine schoben vor mir, bis ich sie überholte, damit ich den Trail fahren konnte. Denn mir gefiel dieser und ich verlor etwas mehr Respekt vor dem Trail fahren, den ich gestern noch bei der Abfahrt von der Hochthörlehütte hatte. Wir sammelten uns nach der abschließenden Wiesenabfahrt, wo wir auf Sabine und Hans warteten. Auch hier kein Murren, Mucken oder Lästern. So geht es auch!!
Mittagessen gab es in See beim Italiener. Spaghetti Bolognese und wer weiß noch was alles verzehrt wurde. Der Himmel klarte auf, die Sonne kam heraus, es wurde wärmer und wir nahmen die Steigung zum Paznauer Talweg auf uns. Der Talweg führt nicht im Tal entlang, sondern in einiger Höhe über dem Tal. Und er zeichnet sich durch wechselnde Steigungen und Gefälle aus. Diese alternierende Wegführung macht das Fahren nicht einfach. Bei mir stellte sich noch kein rechter Rhythmus ein und so ging es mehreren. Auch Claudia, die sich jedoch im Gegensatz zu mir quälte. Woher wusste ich das? Frank und ich entschieden angesichts der gleichen Routenführung am Nachmittag wieder mit„unserer“ Gruppe zu fahren. Und das war auch gut so. Denn kurz vor Kappeln bot ich an, mit Claudia und Sabine im Tal weiter zu fahren. Es war heute so nicht der Tag von Claudia und im Tal erschien die Fahrt einfacher. Franz stimmte dem Vorhaben auch sofort zu und so ging es mit guter Geschwindigkeit herunter, um nachfolgend im Tal hoch in Richtung Ischgl zu treten.
Wir kamen recht gut voran und 2 Kilometer vor Ischgl trafen wir auch wieder auf den Rest unserer lustigen Leidensgemeinschaft für die Woche. Das war so nicht geplant, war aber fein, da wir so gemeinsam nach Ischgl einrollen konnten. Das Hotel Castel in Ischgl ist nur zu empfehlen. Eine nette Chefin, ein guter Service, ein prompter Wäscheservice, tolles Essen, wunderbare Zimmer, ein toller Geruch im Haus und ein wenig Abstand zum eigentlichen Ortskern zeichnen das Hotel aus.
Nach dem obligatorischen Getränk und der Dusche gingen wir noch kurz durch Ischgl, bevor das Abendessen rief. Eines ist zu erwähnen: Ischgl scheint unheimlich viel Geld mit dem Tourismus zu verdienen. Wenn man sieht, wie viel Infrastruktur -angefangen von einer überdimensionalen Tiefgarage bis hin zu endlosen Metern Rolltreppe unter der Stadt- angelegt worden sind, so muss sich die Investition ja lohnen. Zumindest finanziell. Optisch lohnt es sich keinesfalls. Denn Ischgl kann man nur als hässlich, nicht der Umgebung angepasst bezeichnen. Ich finde es scheußlich. Auch dem Winter-Skizirkus, der mit vielen Konzerten von Musikstars, die omnipräsent mit großen Plakaten dargestellt werden, gespickt ist, wäre wohl nicht mein Ding.
Aber Respekt habe ich schon vor der Marketingleistung, die Ischgl so bekannt und für einige Zeitgenossen offensichtlich begehrenswert gemacht haben. Das Abendessen war ein Gaumenschmauß und so gingen wir mit müden Knochen in unser schönes Zimmer, um dem Körper wiederum etwas Ruhe und Erholung zu gönnen.
Nun wieder einige Bilder des Tages: