Zu schwer oder zu schnell

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Am vorletzten Tag hieß es erst einmal Bremsbeläge tauschen. Entweder bin ich zu schwer, oder zu schnell. Auf jeden Fall waren die Vorderen grenzwertig abgefahren und die hinteren Beläge auch nicht mehr die Besten. Also wurde in der kühlen Morgenluft in Livigno – das Wetter wurde in der Nacht nach strömendem Regen doch sehr kühl- noch schnell ein Boxenstopp vor dem Hotel eingelegt. Nachfolgend hieß es Proviant bunkern, da das Mittagessen als Picknick hinter dem Forcola di Livigno stattfinden sollte.

Doch bis wir da waren, hieß es, einen Talweg zu fahren. Dieser ging wieder alternierend hoch und runter. Es ist schwer damit klar zu kommen, wenn man Morgens noch nicht den Rhythmus und das richtige Tempo hat. So erging es an diesem Morgen Claudia. Woher ich das weiß? Frank und ich entschieden uns, bis zum Forcola mit der Gruppe zu fahren, um nachfolgend noch den Bernina Trail zu testen. Ich merkte schon, dass Claudia die Kräfte verließen, bzw. sie ein zu hohes Tempo angeschlagen hat. Die Luft blieb ihr weg und so hat sie dann doch irgendwann ihr eigenes Tempo wieder gefunden. Sabine testete das E-Mountainbike von Heiko, der uns bis zum Bernina Trail begleiten wollte/sollte. Der Talweg war unspektakulär. Er war nicht leichter und auch nicht schwerer, als der weiter oben liegende Höhenweg. Im Nachhinein hätten Frank und ich diesen fahren sollen, weil dort die Aussicht besser ist. Aber Entschieden ist Entschieden und so muss ich für den Rest meines Lebens mit dieser Entscheidung leben. Macht nix, hat trotzdem mit der Truppe Spaß gemacht.

Nach ca. einer Stunde ging es nun hoch zum Forcola di Livigno. Erst im Tal etwas flacher, um kurz vor dem Pass dann in Serpentinen steil anzusteigen. Ich wollte diese Steigung, an der viele Biker schieben, durchfahren. Heiko und ich sahen, dass Marvin und Jörg schon in der ersten Kurve abstiegen. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Und so waren wir uns einig, dass wir mal schauen, was dort los war. Bzw. wollten wir nicht gleich an der ersten Kurve scheitern. Gesagt getan, es ging gut los, wir fuhren und als ich am Scheitelpunkt der Kurve sah, dass ich besser den linken Pfad gefahren wäre, war es zu spät. Die Steine im Weg machten für mich ein Fahren unmöglich. Auch ich stieg ab und habe somit Heiko, der kurz hinter mir fuhr, ebenfalls zum Absteigen gezwungen. Sorry dafür. 5 Meter gehen und wieder in den Sattel. Nun, um ununterbrochen bis zum Forcola hoch zu fahren. 550 Meter und 90 Höhenmeter. Teils rutschiger Schotter, teils mit etwas größeren Steinen. Ich fuhr hoch, mein Puls raste und so machte ich in einer Kurve eine kurze Pause, um den Puls herunter zu bringen. Hier war jedoch eine Wegbeschaffenheit, die mich daran hinderte, erneut zu pedalieren. 20 Meter gegangen und wieder aufs Rad. Und nun klappte es auch bis oben.

Jörg, der vor mir oben war wollte Sabine und Claudia helfen und so gingen wir beide den Berg wieder herunter, um die Räder zu schieben. Sabine lies sich helfen, Claudia wollte es alleine schaffen. So ging ich neben ihr her und erzählte, als mich plötzlich eine Bikerin schiebend überholte. Na, das war doch Franks Bekanntschaft von gestern. Sie fuhr mit einer Gruppe, die von einem Guide aus Göttingen geführt wurde. Kurze Unterhaltung mit dem Guide und schon ging es zum Shoppen von Lebensmittel für das gleich anschließende Picknick in grandioser Bergkulisse.

Der Berninatrail, den wir nachfolgend fuhren, ist unbeschreiblich. Frank, Jörg und auch Heiko, der ihn für seine Tour nächste Woche einmal ausprobieren wollte, fuhren ihn mit mir. Es geht teils steiler linksseitig abwärts, aber das ist auf das Gelände, nicht auf den Trail, der kontinuierlich nach oben geht, bezogen. Wir fuhren und schoben an kritischen Stellen. Bis wir am höchsten Punkt ankamen. Dort lag es vor uns: Das Bernina Massiv. Beeindruckend groß ist das Massiv aus Piz Bernina und Piz Palu. Wir machten ein Foto nach dem Anderen. Und was sahen meine Augen? Besagte Mountainbikerin vom gestrigen Tag und heutigen Vormittag mit ihrer Gruppe, die uns einholte. Na, das wird ja langsam unheimlich. Oder auch nicht, denn es ist ja ein Zeichen, dass offensichtlich viele Radler unser Hobby teilen und auch über die Alpen zum Comer-See streben. Wir verabschiedeten und, fuhren feinen Singletrail Richtung Berninapass, wo wir wieder auf die Gruppe stießen, mit der wir nachfolgend super Flowtrail in Richtung Pontresina fuhren.

Ein kurzer Abstecher zum Morteratsch Gletscher schloss sich an. Es ist schon beeindruckend, wie weit sich der Gletscher, den ich schon einmal vor 3 Jahren besuchen konnte, sich innerhalb dieser Zeit zurück gezogen hat. Weniger beeindruckend war der Weg über St. Moritz nach Sils/Maria. Die letzten Kilometer gegen den starken Malojawind ankämpfend auf der Straße Windschatten-fahrend. So erreichten wir unsere letzte Übernachtung vor dem Zielort Colico gegen 18 Uhr. Ich war schon kaputt, einfach müde, etwas ausgelaugt, aber auch freudig den Abschluss am morgigen Tag erwartend.

Nun wieder einige Bilder des Tages:

Der Berninatrail hinter dem Forcola di Livigno. !
Die Abfahrt zum BErninapass ist flowig und macht sehr viel Spaß. Einfach mal nachmachen 😉
Eine er unzähligen Fotostops, wenn man mit Jörg fährt. Aber alle Fotos waren es wert, anzuhalten