Heute hieß es um 04:45 Uhr aufstehen. Eine Nachtwanderung vom Torfhaus zum Brocken war geplant. Wir wollten um 05:30 Uhr los wandern, so dass wir den Sonnenaufgang um 07:30 Uhr am Brocken erleben konnten. Und was sahen wir oben auf dem Brocken? Einen Hexentanz!
Doch wieder einmal der Reihe nach. Es war bannig kalt. Ich schätze so zwischen -10 °C und -15 °C, als wir pünktlich um 05:30 Uhr von unserem Behelfsparkplatz auf der B4 kurz hinter Torfhaus los wanderten. Es war stockfinster. Im Gegensatz zu meiner letzten „Duatlon Tour“ zum Brocken schien der Mond nicht. Somit gingen wir entlang des Abbegrabens durch die finstere Nacht. Nur die Stirnlampe und die Handlampe von Oskar leuteten uns den Weg. Es war mystisch und wunderschön. Der Schnee glitzerte überall dort, wo die Lichtstrahlen reflektiert worden. Es hatte den Anschein, als ob jedes einzelne Eiskristall die Schönheit der Szenreie widerspiegeln wollte.
So ging es mit künstlicher Beleuchtung bis zum Eckersprung. Als wir links in den steilen Plattenweg zum Goethebahnhof einbogen, schalteten wir die Lichter aus. Es war nun hell genug, wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Da sich nun mehr Wanderer um uns herum befanden (bisher waren wir alleine unterwegs), leuchteten auch mehr Lampen. Das führte zu Irritierungen der Augen, aber wir verzichteten weiter auf das Kunstlicht.
Am Goethebahnhof angekommen ging es gleich weiter. Eine Pause konnten wir uns nicht erlauben, da die Dämmerung nahte. Linksseitig Torfhaus in künstliches Licht gehüllt, vor uns die Brockenstation und der Funkturm in der Dämmerung. Der Weg war verhältnismäßig ruppig. Mit dem Fahrrad wäre er befahrbar gewesen, aber es hätte doch einige Schläge gegeben.
Da die Dämmerung immer heller wurde, hatten wir Angst, den Brocken erst nach dem Sonnenaufgang zu erreichen. 2 Stunden hatten wir geplant für den Weg. Sollte das zu kurz sein? Wir gingen schnelleren Schrittes und ereichten im Nu die Brockenstraße. Rechtsseitig lugte der Wurmberg immer wieder in rötlichem Dämmerlicht zwischen den verschneiten Bäumen hervor.
Auf der Brockenstraße begann nun das, was ich vor zwei Wochen einmal Völkerwanderung genannt habe. Aber ich will mich nicht beschweren, gehöre ich ja auch zum wandernden Volk. Ich war sicher, dass wir es jetzt schaffen, zum Sonnengang auf dem Brocken erleben würden.
Doch zuvor war Hexentanz angesagt. Nicht in Thale, sondern auf dem Brocken. Richtung Osten blickend erspähte ich einige Bäume, die durch den rot/orangen Hintergrund aussahen, als würden sie tanzen. Auch das war ein mystischer Eindruck für uns.
Wir gingen weiter, die Sonne kam immer höher und so konnten wir die unterschiedlichesten Farbspiele auf dem Brocken sehen. Östlich beherrschte durch die aufgehende Sonne die Szenerie eher in den Farben rot / orange. Nach Westen blickend hatte die Natur eher einen rot/rosa Farbanstrich. So genossen wir einige Minuten jede Richtung und blickten uns immer wieder um, um neue Eindrücke zu ergattern. Denn die Szenerie änderte sich in gleicher Blickrichtung von Minute zu Minute.
Die vielen Personen, die ebenfalls in der Früh auf eine Nachwanderung gingen, störten mich nicht. Es gab genug Eindrücke, die das Wandervolk vergessen ließen. Ich ging auf die Westseite des Brockens. HIer waren naturgemäß weniger Menschen. Der Sonnenaufgang war nicht direkt zu sehen. Aber das Farbspiel war ebenso abwechslungsreich.
Nach kanpp 20 MInuten gingen wir wieder zurück um genau nach 4 Stunden wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung zu sein: Der B4 am Torfhaus.
Warum parkten wir auf der B4 und nicht am Torfhausparkplatz? Nun, das lässt sich leicht erklären. Wir wollten gerne das Geld ausgeben und auf dem Parkplatz parken. Nur ist der Großparkplatz erst ab 06:00 Uhr geöffnet. Zu spät für uns. Der kleine Parkplatz neben dem Abzweig nach Altenau war komplett gesperrt. Die Harzer können viel, nur offensichtlich nicht Tourismus. Ich kann da eigentlich nur den Kopf schütteln.
Ungeachtet dessen, war es eine tolle Tour, die die Schönheit der ersten Winterbesteigung des Brockens 2021 mit dem Fahrrad vor zwei Wochen sogar noch in den Schatten stellte.