..das hat sich sicher nicht das Harzer Hochlandrind gedacht, das auf Goslarer Bergwiesen verträumt in Richtung Osten -also tendenziell in Richtung Brocken- geschaut hat. Vielmehr war es das junge Paar, das mit seinem Auto auf dem Kaiserweg, aus Richtung Goetheweg fahrend, den Weg zum Torfhaus suchte. Im Folgenden gibt es die kurze Geschichte dieses Paares.
Die Sonne schien schön, ich hatte gerade eine Apfelschorle am Torfhaus getrunken, denn nach knapp 50 Kilometern am heutigen sonnigen Sonntag (der somit seinem Namen alle Ehre machte) dürstete es mich doch nach Flüssigkeit mit Kohlensäure und etwas Geschmack. Von Goslar über die Schalke kommend, fuhr ich bis dahin entlang des oberen Schalker Grabens nach Schulenberg, um dann weiter über den Mittelberg und die alte Bahnstrecke Clausthal-Altenau die Okertalsperre zu erreichen. Von dort ging es entlang des Kellwassers im gleinamigen Tal zum Dammgraben und die Jungfernklippe (wer hat sich wohl diesen dämlichen Namen ausgedacht – und vor allen Dingen warum?) zur B4 und dann zum Torfhaus. Die Luft war schön, manchmal etwas drückend, und die Sonne stand überwiegend ohne Wolkenkleid am Himmel. Na das ist doch ein Tag wie gemacht für Touristen im Harz, wie die folgenden Bilder mit sehr viel grüner Natur wohl zeigen. Kaiserwetter halt.







Und das dachten sich wahrscheinlich auch die beiden (wahrscheinlich Verliebten) aus der norddeutschen Tiefebene, die mit ihrem Boliden bei diesem Kaiserwetter den Brocken erkunden wollten. Was macht die Generation Z, zu der die beiden nach meiner Einschätzung gehörten? Nun, sie nutzt hierfür natürlich digitale Medien. Das war mir klar aber die im Internet gefundene und im Folgenden wiedergegebene Definition mag die Situation der beiden sogar erläutern.
Typisch für die Generation Z ist die Verschmelzung zwischen analog-realer und virtuell-digitaler Welt. Eine klare Trennung wie noch bei der Generation Y gibt es nun nicht mehr. Informationen holen sich die Zler kaum noch aus analogen Medien, sie bevorzugen digitale Quellen, die sie über ihre mobilen Endgeräte abrufen. Daraus entwickelt sich eine wichtige Fähigkeit der Gen Z: Sie ist in der Lage, mit der digitalen Informationsflut umzugehen und diese zu verarbeiten.
Was ist Generation Z? Definition, Merkmale, Erwartungen (personio.de)
Aha, das war es! Ihre analog-reale Welt, die die Beiden auf dem Brocken erleben wollten sollte wahrscheinlich mit virtuell-digitaler Welt gefunden werden. Und so folgten Sie wem wohl? Nun, Mr. Google. Und da die Google Suchalgorithmen intelligent sind (und gegenüber ChatGPT im Gegensatz zum Inhalt eines Focus Artikels gar nicht so schlecht zu sein scheinen), hat der Algorithmus das oben beschriebene Kaiserwetter wörtlich genommen, und die beiden Turteltauben auf den Kaiserweg geführt.
Denn das war es, was ich sah, als ich von Torfhaus den Abbegraben entlang fuhr, in den Kaiserweg einbog, um mich auf den schönen Kaiserwegtrail zu freuen: Ich sah einen Opel, der vor mir den Staub aufwirbelte und in Richtung Norden fuhr.

Nun, der Fahrer hielt an, als er mich im Rückspiegel sah und ich hatte die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen. Wie erwähnt, waren die Turteltauben auf dem Weg zum Brocken und haben sich auf ihr Navigationsgerät verlassen. Und das war Google (womit sich die Frage stellt, ob Google nicht lieber wirklich etwas KI einbauen sollte, damit sie zwischen Fahrstraße und Waldweg unterscheiden können). Ratlos sagte der junge Mann, dass sie sich im Harz nicht auskennen. Klar, das Nummernschild zeigte auch einen Landkreis nahe der Nordsee in der norddeutschen Tiefebene. Wie soll man sich da auch im Harz auskennen? Und weiter sagte er, dass sie jetzt nicht wissen, wie sie aus der misslichen Situation heraus kommen.
Nun, heute war mein hilfsbreiter Tag. Ich hatte am Torfhaus auch schon an einer Umfrage für eine Bachelor Arbeit an der Uni Göttingen einen Fragebogen ausgefüllt. Und so konnte ich einen wertvollen Tipp geben, wie der junge Mann und seine Partnerin, wieder den Asphalt der B4 unter die Reifen ihres Fahrzeuges bekommen können. Blöd war nämlich, dass die Schranke am Notfall-Treffpunkt GS-333 (Mein Spezi Frank sollte den kennen) heute geschlossen war. Das hatte ich bei meiner Auffahrt zum Torfhaus gesehen. Somit war das keine Lösung. Also empfahl ich den direkten Weg zum Torhausparkplatz und hoffe, dass das Paar diesen auch ohne Schaden erreicht hat. Der total zerkratze linke vordere Kotflügel war ja hoffentlich nicht seines Offroad-Abenteuers zu verdanken. „Viel Spaß noch, gutes Gelingen“ und schon hallte mir ein Dankeschön entgegen, als ich mein Fahrrad in Richung des schönen Kaiserwegtrails wieder beschleunigte. Im Hinblick auf die obige Aussage zur GenZ „Sie ist in der Lage, mit der digitalen Informationsflut umzugehen und diese zu verarbeiten“ mögen hier aber klare Zweifel angebracht sein. Manchmal ist es gut, auch das analoge Gehirn einzuschalten.
Zwei nette Damen weiter, die mit Piccolo-Sektflaschen in den Händen vor mir wanderten, und schon ging das Trailabenteuer los. Der Trail ist wahrscheinlich durch einige Regenfälle ganz schön ausgewaschen, macht aber Freude, zu fahren.


Über Bad Harzburg ging es dann zurück, um noch einmal über die Kästeklippen einige Höhenmeter zu sammeln. Das Wetter zeigte seine ersten dunklen Wolken und ich musste etwas „Gas“ geben. Mit E-Bike hieße das wohl „Strom geben“, mit Bio Bike heisst es wohl dass ich „Muskelkraft“ geben musste.

Und so kam ich dann schneller als erwartet an der Käste an. Doch halt! Der Weg war gesperrt. Wat ’n Mist. Nun, am Sonntag werden wohl die fleissigen Arbeiter keine Wege instand setzen, denn das war der Grund für die Wegsperrung. Und da ich nun auch wirklich etwas müde war, fuhr ich einfach unter der Absperrung hindurch. Macht man nicht, ich weiss, aber ich wollte nach Hause. Die Arbeiter haben heute wirklich nicht gearbeitet (was mir klar war, sonst wäre ich da nicht runter gefahren). Wobei sie heute ggf. besser gearbeitet hätten. Denn der frisch geschotterte Weg bestand von der Käste bis ins Okertal aus zwei Reifenspuren, die platt gefahren waren und einem weichen, tiefen Schotterstreifen in der Mitte. Nur nicht draufkommen, sonst legst Du Dich hin…


Der unfertige Waldweg tat meinem Eindruck am heutigen schönen sonnigen Sonntag (einer der ersten in diesem Jahr, an dem ich so lange Fahrrad fahren konnte) keinen Abbruch. Nach 5h reiner Fahrzeit und 75 Kilometern kam ich angesichts vieler schöner Eindrücke der Natur wieder glücklich zu Hause an.
Und die Eindrücke sind keine Eintagsfliege. Denn schon am gestrigen Tag konnte ich knapp 70 Kilometer im Harz radeln. Unter anderem genoß ich den Magaretentrail, der aber zunehmend zuwuchtert. Über dem Okertal sah ich eine Menge Fingerhut (Digitalis). Sowohl in Pink, als auch Weiss. Mein Gott, wäre ich Pharmakologe, könnte ich mit der Menge Fingerhut, die ich sah, Digitalis Herzmedikamente produzieren und reich werden. Bin ich aber nicht und so habe ich Zeit zum Radeln gehabt und sah im Okertal noch den ein oder anderen Felsen, auf dem u.a. auch Kletterer die Sonne genossen. Ob das nun der Eschwegefelsen, der große oder kleine Düfferklotz, die Marienwand oder gar die Teufelskanzel war, ist letztlich egal. Die Eindrücke waren schön.
Nicht so sehr gefiel mir der Eindruck auf dem schönen Trail von der Bocksbergstraße zum Windsattel. Hier hatten die Harvester ganze Arbeit gemacht. Aber ich bin mir sicher, dass dieser Weg in spätestens 4 Jahren wieder eine Augenweide ist, wenn er dann nicht zugewuchert ist, wie der Magaretentrail oder der Obere Schalker Graben bzw. der Trail an der Okertalsperre (wie oben schon gezeigt)







Das waren nun die Eindrücke meiner letzten 140 km auf dem Mountainbike im Harz. Ohne Google Navi – ich gehöre ja nicht zur Generation Z, sondern eher zu den „X“-ern.